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Bloß nicht über Corona reden

Oft gibt es Konflikte, wenn sich die Familie zu Weihnachten trifft. Corona macht die Lage noch komplizierter, es droht politischer Streit über Impfungen und Lockdowns. Da können manchmal nur Mediatoren helfen.

Stefan Locke

Korrespondent für Sachsen und Thüringen mit Sitz in Dresden.

Dass die Lage an den Feiertagen in diesem Jahr besonders schwierig werden könnte, ging einem Elternpaar aus Süddeutschland im Spätsommer auf, als die obligatorische Frage anstand, wer in diesem Jahr wen wann und wie besuchen würde. Vater und Mutter sollten, wie in den Jahren davor, zu ihrem jüngeren Sohn und dessen Familie ins Rheinland fahren. Nur würde, informierte sie dieser, der ältere Bruder aus dem Norden diesmal nicht dabei sein, weil er sich bisher nicht gegen Corona hatte impfen lassen. „Für die Eltern war das ein Schock“, berichtet Christa Kober, die in der Region Stuttgart als Familien-Mediatorin arbeitet. „Sie wollten den anderen Sohn nicht einfach ausschließen und waren nun verzweifelt, was sie machen sollten.“

Kober und ihre Kolleginnen von der Bundesarbeitsgemeinschaft für Familien-Mediation werden in diesem Jahr häufig mit ganz ähnlichen Fragen konfrontiert. „Wir haben den Eindruck, die Nerven liegen wegen der aktuellen Lage blank“, sagt sie. „Und wir sehen und spüren, dass viele regelrecht Angst haben vor den Feiertagen.“ Deshalb hat der Verband mit der Aktion „Friedliche Feiertage trotz Corona“ reagiert. Bis Ende Dezember stehen dafür bundesweit telefonisch Mediatoren kostenfrei zur Verfügung, um Menschen die Möglichkeit zu geben, über ihre Sorgen ins Gespräch zu kommen. „Wir diskutieren jedoch nicht über Corona“, stellt Swetlana von Bismarck klar, die Geschäftsführerin der Arbeitsgemeinschaft. „Wir zeigen den Leuten Möglichkeiten, wie sie miteinander in Kontakt bleiben und sich besinnen können auf das, was sie jenseits von Corona miteinander verbindet.“

Wie eine Hauptversammlung der Familie

Weihnachten ist, wenn man so will, die jährliche Hauptversammlung der Familie. Was sich übers Jahr angesammelt hat, kommt dann entweder auf den Tisch oder wird beschwiegen, was in beiden Fällen schon in normalen Zeiten zu Konflikten führt. Corona setze da nun noch einen obendrauf, sagt von Bismarck. Vor allem die Impffrage führe zu Streit in Familien, und zwar in zweierlei Hinsicht: Einerseits gebe es schlichtweg Angst, sich oder andere zu infizieren, andererseits sei sie politisch so aufgeladen, dass manche Familienmitglieder überhaupt nicht mehr miteinander redeten. „Jetzt an Weihnachten wollen die meisten aber doch zusammenkommen und merken, dass das schwierig ist.“ Ein Problem, das das ganze Land umtreibt, wird man auch nicht unterm Baum lösen können, sagt von Bismarck. Deshalb rät sie, das Thema Corona auszusparen und stattdessen zu schauen, was die Familie jenseits davon verbindet sowie alternative Formen des Zusammenseins zu finden.

Das war auch die Lösung bei den Eltern aus Süddeutschland, die sich an Christa Kober gewandt hatten. „Gerade für Eltern sind Konflikte zwischen den Kindern belastend und schwer auszuhalten“, sagt sie. Also sprach sie mit beiden Söhnen. Der Jüngere, bei dem sich die ganze Familie traditionell traf, hatte ganz allein entschieden, den ungeimpften Bruder nicht einzuladen. „Er wollte seine Kinder schützen und seine Frau, die in der Gesundheitsbranche arbeitet, nicht gefährden, hatte aber einsam eine unpopuläre Entscheidung getroffen, die für alle Folgen hat“, erzählt Kober. Im Gespräch habe er dann verstanden, wie schmerzlich das gerade für die Eltern sei, die hin- und hergerissen waren, welchen Sohn sie nun zum Fest besuchen sollten. Eltern wollten, dass es gerecht zugehe, sie fürchteten sich vor einem Zusammenprall ihrer Kinder und hätten obendrein, wenn sie älter sind, auch die Sorge, das nächste Weihnachten nicht mehr zu erleben.

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