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#„Boris Palmer sprengt jede Brücke“

„Boris Palmer sprengt jede Brücke“

Herr Özdemir, war es richtig, ausgerechnet jetzt ein Parteiausschlussverfahren gegen Boris Palmer anzustrengen?

Es blieb uns nichts anderes übrig. Es war sehr unfair, dass der Tübinger Oberbürgermeister meint, einen Tag vor dem Landesparteitag, auf dem wir die erfolgreichste Koalitionsvereinbarung aller Zeiten beschlossen haben, so auf sich aufmerksam machen zu müssen. Das Argument, dass er missverstanden worden sei, kann ich mittlerweile nicht mehr hören. Wenn man immer missverstanden wird, stellt sich die Frage, ob das nicht eine Art Geschäftsmodell ist. Mit der Sprache, die er gewählt hat, stößt er keine Debatte an. Er macht die Debatte kaputt.

Wie schädlich für die Grünen ist die Debatte über den Ausschluss, die Sie parallel zum Bundestagswahlkampf führen?

Wir Grüne werden die Debatte nicht führen, Boris Palmer kann das gerne tun. Wir sind gut beraten, darüber zu reden, wie wir den Schwung aus Baden-Württemberg nach Berlin tragen können. Das Schlimmste und gleichzeitig das Beste, was man Boris Palmer antun kann, ist doch, wenig über das zu reden, was er sagt und bei Facebook verbreitet.

Vor Kurzem war Palmer noch für ein Ministeramt in Stuttgart im Gespräch.

Wer das ernsthaft überlegt hat, wurde nun eines Besseren belehrt. Das gilt ehrlicherweise auch für Menschen wie mich oder unseren Ministerpräsidenten Winfried Kretschmann, die bis zum Schluss immer wieder versucht haben, ihm Brücken zu bauen. Aber es braucht dann auch einen, der bereit ist, über diese Brücke zu gehen, und nicht mit Sprengstoff unterwegs ist und jede Brücke sprengt, die in Sichtweite ist.

Es gab beim Berliner Landesverband kürzlich große Erregung, weil die Spitzenkandidatin gesagt hatte, sie wollte als Kind Indianerhäuptling werden. Glauben Sie, dass die Leute außerhalb Kreuzbergs das verstehen?

Wir dürfen nicht in erster Linie den Unterschied untereinander suchen nach dem Motto: Wer ist noch einen Zacken radikaler? Wir müssen die Breite der Gesellschaft im Blick haben. Wir müssen eine Sprache wählen, die verstanden wird und nicht elitär ist. Nicht jeder muss den Erkenntnisstand haben, den man in einem Proseminar gewonnen hat. Ich zitiere gern den Philosophen Hans-Georg Gadamer: Die Voraussetzung für ein Gespräch muss sein, dass das Gegenüber auch recht haben könnte. Sonst können wir die Kommunikation einstellen. Nicht vergessen: Wir haben die Weisheit nicht mit Löffeln gefressen, nicht alle anderen sind doof. Aber natürlich muss man sprachkritisch sein. Sprache ändert sich, das ist völlig in Ordnung. Eine Sprache, die andere nicht beleidigt und ausgrenzt, ist eine Selbstverständlichkeit. Aber lasst uns das bitte so machen, dass wir uns nicht gegenseitig belehren. Dem jeweiligen Gegenüber erst einmal einen Vertrauensvorschuss zu gewähren, das ist der Ansatz, der uns hilft, Menschen in der Breite von grüner Politik zu überzeugen.

Was halten Sie von der Debatte über Identitätspolitik?

In der Debatte geht manchmal unter, dass zur Identität nicht nur die ethnische Herkunft gehört. Meine Eltern stammen aus der Türkei, aber man kann noch viel mehr über mich sagen: Ich bin im Schwäbischen aufgewachsen, ich bin VfB-Fan, ich gehöre dem Geschlecht des Mannes an, ich komme aus einer Arbeiterfamilie. Alles auf die Ethnie zu fokussieren wird der Debatte nicht gerecht. Der Zentralverband des Deutschen Handwerks hatte mal ein Plakat, auf dem war zu lesen: Entscheidend sei nicht, woher man komme, entscheidend sei, wohin man gehe.

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