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Burger-Krieg

Soja-Hamburger und Steaks aus pflanzlichen Proteinen dürfen auch künftig Burger oder Steaks genannt werden. So hat es das Europäische Parlament vor kurzem entschieden. Der Antrag, den Begriff Wurst, Schnitzel oder eben Hamburger ausschließlich tierischen Produkten vorzubehalten, fand keine Mehrheit.

Rainer Hank

Rainer Hank

Freier Autor in der Wirtschaft der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung.

Anhänger des grün-veganen Glaubens quer durch Europa jubelten über diese gewonnene Burger-Schlacht: Der mündige Bürger sei schließlich selbst in der Lage, zwischen einer Frikadelle aus argentinischem Rind und aus Soja zu unterscheiden. Und außerdem, so klang implizit mit, würden über kurz oder lang ohnehin alle Schnitzel und Würste dieser Welt auf solider pflanzlicher Grundlage stehen. Bloß der Bauernverband zeigte sich verstimmt, weil seine Grillware von der Veggie-Fraktion gekapert wurde: „Ein Marketing, mit dem das Original erst in Verruf gebracht und dann in der Bezeichnung kopiert wird, ist unlauter“, so tönte der Generalsekretär des Verbands.

Soja-Bratling klingt nicht appetitanregend

Im europäischen Burger-Krieg gibt es merkwürdige Veränderungen der Schlachtordnung zu beobachten. Üblicherweise sind es die grün-ökologischen Verbraucherschützer, die für strenge Kennzeichnung unserer Lebensmittel eintreten, während Produzenten und Handel lieber den mündigen Bürger preisen. Beim Fleisch ist es nun umgekehrt: Bauern und Lebensmittelindustrie wollen erreichen, was ihnen bei der Milch vor Jahren schon gelungen ist. Als Milch dürfen nur tierische Produkte verkauft werden, weshalb Sojamilch verboten ist und als Soja-Getränk vermarktet werden muss. Ein Soja-Schnitzel aber geht durch: Der mündige Bürger werde es schon vom Schwein zu unterscheiden wissen.

Merkwürdig, dass die vegan-vegetarischen Aktivisten partout die herkömmlichen Namen erhalten wollen, anstatt sich neue, hippe Begriffe für die fleischlose Nahrung der Zukunft auszudenken. Das liegt wohl daran, dass die bisherigen Ideen nicht so recht gezündet haben: Ein „Soja-Bratling“ oder eine „vegane Tofu-Rolle nach Art einer Salami“ klingt einfach nicht besonders appetitanregend. Alles soll aussehen wie Fleisch, schmecken wie Fleisch und heißen wie Fleisch – mit dem kleinen entscheidenden Unterschied, dass es kein Fleisch im herkömmlichen Sinn ist.

Früher hätte man von Bluff gesprochen

Gerade der Burger ist auf seinem internationalen Siegeszug nicht zu stoppen, allen Globalisierungskritikern zum Trotz. An allen Ecken unserer Städte wachsen die Hamburger-Bratstationen aus dem Boden, gegen deren guten Klang sich auch die Pflanzenesser nicht immunisieren können. „Beyond Meat“, jenes extrem erfolgreiche, auf vegane Fleischersatzprodukte (Wasser, Erbsenproteinisolat und pflanzliche Öle) setzende, börsennotierte Unternehmen, weiß, dass es Kunden und Investoren auf Dauer nicht glücklich machen wird, wenn es „vegane Erbsenklopse“ auf die Speisekarte schreibt. Dass die Freunde einer laxen Kennzeichnungspflicht den Kapitalinteressen eines Konzerns aus Kalifornien in die Hände spielen, wäre undenkbar, würde es sich um McDonalds & Co. handeln. Bei Beyond Meat hat das, soweit ich sehe, bislang niemanden gestört.

Neben dem Marketingaspekt gibt es ein nicht ganz zu vernachlässigendes sprachphilosophisches Problem: Existiert hier eine notwendige Beziehung zwischen Zeichen und Bezeichnetem dergestalt, dass Fleisch stets auf Schweinisches (respektive Rind, Kalb, Lamm oder Geflügel) verweist? Oder ist das Wort „Fleisch“ nur an Akzidentelles – die äußere Form, die Farbe oder den Geschmack eines Schnitzels – gebunden, einerlei welche biochemische Substanz das Mittagessen enthält? Ginge es nicht um einen Modetrend urban-gesunder, wohlhabender Eliten, hätte man früher von Bluff oder gar Etikettenschwindel gesprochen. Aber jetzt ist ja alles für einen guten Zweck.

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