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#„Corona hat alles verändert“

„Corona hat alles verändert“

Frau Neffe, der Pflegeberuf hat oft mit seinem Image zu kämpfen. Wie kamen Sie dazu, dennoch eine Ausbildung zur Gesundheits- und Krankenpflegerin zu machen?

Ich habe nach dem Abitur zur Orientierung erst mal ein Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ) im Sport gemacht und habe dort Kinder betreut. Ich wollte schauen, was mir überhaupt liegt, weil ich das für mich gar nicht richtig wusste. Im Abitur war ich zum Beispiel in Sprachen ganz gut, also habe ich mit einem Studium in internationaler Kommunikation und Übersetzung angefangen. In diesem Bereich fehlte mir aber irgendwie die Zukunftsperspektive. Deswegen habe ich mich noch mal umgeschaut, was ich denn stattdessen machen könnte. Mehrere Freundinnen, die ich noch aus der Schulzeit kannte, haben eine Ausbildung zur Gesundheits- und Krankenpflegerin gemacht. Ich habe mich schon früh für Medizin interessiert, auch für ein Medizinstudium, aber habe das immer wieder beiseitegeschoben. Und dann dachte ich mir: ‚Ich probiere es einfach mal‘, und habe mich beworben.

Und würden Sie diese Entscheidung heute, zwei Jahre später, wieder treffen?

Ja, bisher kann ich sagen, dass es für mich die richtige Entscheidung war. Ich habe mit der Ausbildung in der Pflege etwas gefunden, was mir vorher gefehlt hatte – eine Tätigkeit, die einem Sinn gibt. Ich glaube, diesen Aspekt teilen viele soziale Berufe, bei denen man viel mit Menschen arbeitet. Sie geben einem das Gefühl, dass man für etwas aufsteht.

Alanis Neffe ist 22 Jahre alt und macht eine Ausbildung in der Gesundheits- und Krankenpflege.


Alanis Neffe ist 22 Jahre alt und macht eine Ausbildung in der Gesundheits- und Krankenpflege.
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Bild: privat

Was gefällt Ihnen außerdem an der Ausbildung?

Was mir Spaß macht, ist die Vielfältigkeit in dem Beruf. Durch die Ausbildung war ich im OP, in der Anästhesie, auf inneren und chirurgischen Stationen und ich schaue bald auch noch in die Notaufnahme rein. Das sind ganz verschiedene Fachbereiche, wo man auch den Weg eines Patienten ganz unterschiedlich kennenlernt. Das finde ich total spannend. Außerdem gefällt mir die Arbeit im interdisziplinären Team und, dass man so viele Berufsgruppen im Krankenhaus hat. Je nachdem wie gut die Teams zusammenarbeiten, ergänzt man sich natürlich – und man lernt bei dem Beruf nie aus.

Inwieweit hat sich die Corona-Pandemie auch auf Ihre Ausbildung ausgewirkt?

Eigentlich hat sich alles verändert. Die Hygieneauflagen sind sehr viel strenger geworden, Patienten müssen einen Corona-Test machen, bevor sie ins Krankenhaus rein können und auch wir als Personal machen regelmäßig Tests. Vor allem am Anfang, als es noch nicht so viele Testkapazitäten gab, war das ein großer Aufwand. Außerdem müssen wir bei Patienten immer die typischen Corona-Symptome abfragen. Es hat jetzt eine andere Bedeutung, wenn jemand eine erhöhte Temperatur hat, da achtet man schon mehr drauf. Wir als Auszubildende dürfen gar nicht mit Corona-Infizierten oder auch Verdachtsfällen zusammenarbeiten. Das muss auf Station immer abgeklärt werden. Es wird jetzt auch mehr darauf geachtet, wie es den Mitarbeitenden geht. Auch eine Erkältung kann schließlich schnell mal Corona sein.

Im vergangenen Jahr wurde viel über Pflegeberufe gesprochen. Haben Sie das Gefühl, es hat sich auch etwas an dem Image der Pflege in der Gesellschaft geändert?

Auf der einen Seite denke ich schon, dass sich durch die Corona-Pandemie etwas geändert hat, vor allem was die Medienpräsenz angeht. Natürlich wird in den Medien mehr über Krankenhauspersonal und dadurch zwangsläufig auch mehr über Pflegeberufe berichtet. Es gab Aktionen im Fernsehen, wie die von Joko & Klaas, die eine ganze Pflegeschicht mitverfolgten. So sehen mehr Leute, wie wichtig der Pflegeberuf und andere Berufe im Gesundheitsbereich für eine Gesellschaft sind, vor allem auch im Hinblick auf den demografischen Wandel. Ich glaube schon, dass das in den Köpfen der Leute jetzt angekommen ist. Ob sich daraufhin konkret etwas ändert, wird sich auch durch die Bundestagswahl in diesem Jahr und die Wahlprogramme der einzelnen Parteien zeigen. Der Tenor im Krankenhaus ist aber eher, dass da nicht viele Hoffnung auf eine Verbesserung haben. Ich bin relativ neu in dem Beruf, da hat man vielleicht noch mehr Hoffnung darauf, dass sich etwas ändern kann.

Was muss Ihrer Meinung nach passieren, damit sich mehr junge Menschen für eine Ausbildung in der Pflege entscheiden?

Eine Sache, die auf der Hand liegt, die auch immer wieder von den Gewerkschaften gefordert wird, ist eine höhere Vergütung, damit sich das Gehalt auch mit der Verantwortung deckt, die wir als Pflegekräfte haben. Außerdem muss man als junge Person ohne Familie auch oft kurzfristig für Schichten einspringen oder in den Schulferien Dienste übernehmen. Ein fester Arbeitsplan würde da vieles erleichtern, schon weil Schichtdienst allein anstrengend genug ist. Das sind Sachen, die ich mir natürlich persönlich wünsche, aber von denen ich auch glaube, dass sie junge Menschen eher dazu bringen könnten, dem Pflegeberuf nachzugehen.

Und welche Charaktereigenschaften sollte jemand mitbringen, der sich auf einen Job in der Pflege bewerben möchte?

Es ist wichtig, empathisch zu sein. Man hat in dem Beruf mit sehr sensiblen Lebensgeschichten zu tun. Gesundheit ist mit das wichtigste im Leben, ohne sie kann man vieles im Leben nicht so machen, wie man es sich wünscht. Es ist wichtig, dass man den Patienten da auf Augenhöhe begegnet. Und wenn man ihnen diesen Eindruck vermittelt, vertrauen sich die Menschen einem auch an und es kommen Gespräche auf, die man so nicht erwartet. Man muss sich in die Patienten hineinfühlen können, gleichzeitig aber natürlich auch eine professionelle Distanz wahren. Gerade was den Schichtdienst angeht, muss man belastbar und flexibel sein. Und auch Neugierde und Lernbereitschaft sind wichtige Eigenschaften die in dem Beruf vieles einfacher machen.

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