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#Corona-Hoffnung aus dem Osten

Corona-Hoffnung aus dem Osten

Es gab Zeiten, da ging es dem Dessauer Pharma- und Biotechunternehmen IDT Biologika richtig schlecht. Nach der Wende wollte kaum jemand dem Impfstoffspezialisten große Chancen im Kapitalismus zubilligen. Nicht profitabel und nicht überlebensfähig, so das gnadenlose Urteil damals. Von 2400 Mitarbeitern aus DDR-Zeiten waren gerade 125 übrig geblieben.

Ilka Kopplin

Thiemo Heeg

In diesem Jahr wird IDT 100 Jahre alt, beschäftigt 1600 Menschen und gilt als ostdeutsche Pandemie-Hoffnung schlechthin. Am Standort mitten zwischen Magdeburg und Leipzig produziert das Unternehmen als Auftragsfertiger für die Konzerne Astra-Zeneca und Johnson & Johnson Corona-Impfstoffe, künftig mehrere Millionen Dosen in der Woche. Bald kommt vielleicht sogar noch das russische Vakzin SputnikV dazu – und ein eigener Impfstoff, an dem man derzeit arbeitet.

Spahn und Haseloff voll des Lobes

Jürgen Betzing stammt aus dem Westen, er ist Vorsitzender der Geschäftsführung und lässt auf seine Firma nichts kommen. „IDT ist absolut eine Erfolgsstory“, sagt der gelernte Pharmazeut. „Wir sind einer der größten Arbeitgeber hier in Sachsen-Anhalt, und die Leute sind stolz, in der IDT zu arbeiten und einen Riesenbeitrag leisten zu können für die Impfstoffversorgung in Deutschland.“

Zu dick aufgetragen? Auch die Politprominenz betrachtet IDT als Corona-Hoffnung. Gesundheitsminister Jens Spahn und Ministerpräsident Reiner Haseloff waren innerhalb von fünf Monaten gleich zweimal zu Besuch in Dessau, zuletzt vor gut einer Woche, und voll des Lobes.

Fakt ist: Lohnfertigern wie IDT Biologika kommt in der Pandemie eine bedeutende Rolle zu. Sowohl Biotechunternehmen wie Biontech, Curevac und Moderna als auch Pharmakonzerne wie Astra-Zeneca oder Johnson & Johnson müssen für die Herstellung ihrer Vakzine auf externe Kapazitäten zurückgreifen, wenn es um Hunderte Millionen oder gar Milliarden Impfdosen geht. Hinzu kommt, dass Impfstoffherstellung unabhängig von der genutzten Technologie aus vielen Einzelschritten besteht, die sehr speziell sind und mitunter ohnehin ausgelagert werden.

IDT unterscheidet sich von der Konkurrenz in einem wichtigen Punkt. Das Unternehmen ist sehr breit aufgestellt. Es bietet seiner Pharma-Kundschaft von der frühesten Prozessentwicklung über die Wirkstoffherstellung bis hin zur Abfüllung und Verpackung alles aus einer Hand an. In den Hallen in Dessau reifen die Impfstoffe in 2000 Liter großen Fermentern heran, es wird abgefüllt, gekühlt und verpackt. Und das in immer größerem Maßstab.

Spezialist für Vektorimpfstoffe

Aktuell steckt Geschäftsführer Betzing 100 Millionen Euro in den Ausbau der Produktion. Eine weitere moderne Abfüllanlage und zusätzliche Fermenter sollen hinzukommen. Auf diesem Weg will man Wirkstoff für zwei bis fünf Millionen Impfdosen wöchentlich produzieren. Das entspricht in etwa einer Verzehnfachung der derzeitigen Kapazität. Anfang 2023 sollen die ersten Chargen hergestellt werden.

IDT gilt als Spezialist für die sogenannten Vektorimpfstoffe. Auf dieser Technologie basieren die Vakzine von Johnson & Johnson und Astra-Zeneca. Sie nutzen ein für Menschen harmloses Trägervirus als eine Art Transportvehikel, um Genmaterial in den Körper zu schleusen und eine Immunreaktion auszulösen. Derzeit füllt IDT das Vakzin über einen Zeitraum von drei Monaten für Johnson & Johnson ab. Das ist nur deshalb möglich, weil der japanische Pharmakonzern Takeda auf seine eigenen Produktionskapazitäten im Dessauer Unternehmen für einen Dengue-Impfstoff für diesen Zeitraum verzichtet – und dafür wahrscheinlich vom Bund eine Entschädigung erhält.

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