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#Dank Kondom zum Marktführer für Autotelefone

Dank Kondom zum Marktführer für Autotelefone

Die Geschichte des Smartphones hätte auch ganz anders verlaufen können. Dann würden nicht der frühere Apple-Chef Steve Jobs oder der einstige Nokia-Chef Jorma Ollila in Geschichtsbüchern und Youtube-Videos für das iPhone oder den Nokia Communicator gefeiert werden, sondern womöglich der heute 70 Jahre alte Bad Homburger Andreas Peiker. 1990 reiste der Unternehmer zur Hannover Messe, im Gepäck hatte er ei­nen Prototypen für ein gänzlich neues Funktelefon. Es war so groß wie ein Ta­schenbuch, hatte eine Antenne, ein hochklappbares 5,6-Zoll-Display, eine kleine Tastatur und einen Telefonhörer. Als Betriebssystem war DOS angedacht ge­wesen. Doch die deutschen Industrie­vertreter konnten mit der Idee offenbar nichts anfangen. „Ich wurde damals ausgelacht“, erinnert sich Peiker heute.

An die nüchterne Reaktion der Einkäufer dürfte er damals schon gewöhnt gewesen sein. Denn es war für den Unternehmer nicht der erste Versuch eines Neuanfangs, und es sollte nicht der letzte bleiben.

Andreas Peiker, Tochter Carina: Der nächste Umbruch in der Firma wird bereits vorbereitet.


Andreas Peiker, Tochter Carina: Der nächste Umbruch in der Firma wird bereits vorbereitet.
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Bild: Lucas Bäuml

Angefangen hat alles mit einem Kondom aus einem Tante-Emma-Laden. Es war das Jahr 1946, das Jahr nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs, in dem viele Deutsche ein neues Leben beginnen wollten, darunter der Bad Homburger Heinrich Peiker. Das Gummi hatte er ge­kauft, um es als Membran für ein neues dynamisches Mikrofon zu verwenden, an dem er und sein Schwiegervater Paul Beerwald damals tüftelten. „Eine beinahe unglaubliche Story“, lacht Nachfahre Andreas Peiker, aber das sei nun mal der Start des Unternehmens gewesen, das bald unter dem Namen Peiker Acustic bekannt werden sollte.

Sennheiser, Assmann, Peiker, Braun

Die Zeit war offenbar sehr befruchtend für Audiotechnik: Peikers Bad Homburger Nachbar Wolfgang Assmann gründete damals ein Unternehmen für Diktiergeräte, in Frankfurt lieft die Produktion von Braun-Radios wieder an, und in Niedersachsen brachte Fritz Sennheiser sein erstes Mikrofon auf den Markt.

Heinrich Peiker fokussiert sich jedenfalls auf kleine Mikrofone, die in Tonabnehmer von Plattenspielern oder an Mu­sikinstrumente passen, sein größter Kunde wird der Instrumentenbauer Hohner. 1957 steigt der amerikanische Ballonfahrer David Simons mit einem Peiker-Mikrofon im Helm auf eine Höhe von mehr als 30 000 Metern auf. In den Sechzigern dann expandiert der Bad Homburger in die Industrie, baut etwa Spezialmikro­fone für die Bahn, die unempfindlich sind gegen Eisenstaub, wie er durch Schienenabrieb entsteht. „Das war ein ganz entscheidender Schritt“, sagt Sohn Andreas, von dem Patent seines Vaters profitiere das Unternehmen bis heute. Peiker sei Weltmarktführer für diese Art von Mikrofonen geworden.

Der nächste Umbruch folgt wenige Jah­re später, als das Unternehmen einen Kleinlautsprecher auf den Markt bringt, der in Autos verbaut wird. Es ist der Einstieg ins Geschäft als Autozulieferer.

Generationenwechsel

Dann, 1983, stirbt Heinrich Peiker plötzlich, Sohn Andreas muss die Unternehmensleitung übernehmen. Unter seiner Führung wird das Unternehmen in den Achtzigern zum wohl wichtigsten Zu­lieferer für die neue Mobilfunktechnik. „Europaweit kam fast jeder Autotelefonhörer von uns“, berichtet Peiker. Auch wenn das für Autobesitzer nicht immer erkennbar gewesen sein dürfte, denn auf den Geräten selbst standen Marken­namen wie AEG, Siemens oder Philips. Der Bedarf an der neuen Technik wächst derart, dass das Unternehmen seinen kleinen Stammsitz in Bad Homburg aufgeben muss und in ein neues Werk nach Friedrichsdorf umsiedelt. Dort entstehen auch die weltweit erste Bluetooth-Freisprecheinrichtung und die weltweit erste Dockingstation, um einen Apple iPod-Musikplayer in das Soundsystem eines Mercedes einbinden zu können. „Auch da waren wir Weltmarktführer.“ Mit dem Kondommikrofon von 1946 hat solche Technik nur noch wenig gemein.

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