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#Darum fehlt den englischen Löwinnen noch der Biss

Nach dem Wie fragt am nächsten Tag keiner mehr, lautet eine alte Fußballweisheit. Wichtig ist demnach nur der Ertrag, also die drei Punkte für einen Sieg – unabhängig vom Grad des Spektakels zwischen An- und Abpfiff. Damit könnten sich die englischen Fußballspielerinnen trösten: Mit dem überraschend mühevollen 1:0-Sieg gegen Haiti befanden sie sich schon nach dem ersten Spieltag der Weltmeisterschaftsvorrunde auf Achtelfinal-Kurs. Am Freitag geht es für das Team von Nationaltrainerin Sarina Wiegman gegen Dänemark weiter (10.30 Uhr MESZ im F.A.Z.-Liveticker zur Frauenfußball-WM und in der ARD).

Gegen Haiti war die Leistung der Mannschaft weit entfernt von den spielfreudigen Darbietungen, die England vor einem Jahr im eigenen Land zum Europameister machten. Statt hoffnungsvoller Lobeshymnen waren in der heimischen Presse während der Woche vor allem kritische Betrachtungen zu lesen. Ganz so egal ist das Wie eines Sieges dann offenbar doch nicht.

Denn gegen Haiti hätte es auch schiefgehen können. Minuten vor dem Spielende rettete Englands Torhüterin Mary Earps mit einer starken Fußabwehr die knappe Führung ihrer Mannschaft. Es war nicht das einzige Mal, dass sie entscheidend gefragt war, denn die Abwehr-Viererkette wirkte gegen die forschen Haitianerinnen oftmals schlecht organisiert. Vor allem, wenn England in der Vorwärtsbewegung den Ball verlor – was viel öfter vorkam, als es Wiegman lieb sein kann –, zeigte sich die Defensive anfällig für Konter.

Das hat wiederum mit dem Verletzungspech der Engländerinnen zu tun: Kapitänin Leah Williamson, bei der EM gesetzt in der Innenverteidigung, fehlt der Mannschaft bei der WM. Die Kapitänsbinde trug stattdessen Millie Bright am Arm, die noch im Frühjahr am Knie operiert wurde und hier längst nicht die gewohnte Stabilität ausstrahlte. Gut möglich, dass Wiegman die Abwehr gegen Dänemark personell umstellt. Denn die dänische Angriffsreihe um die Star-Stürmerin Pernille Harder, die gerade zum FC Bayern gewechselt ist, wird ihre Chancen vermutlich besser nutzen als der glücklose WM-Debütant Haiti.

Dass Haiti überhaupt zu Kontern kam, hatte mit Englands individuellen Fehlern und mangelhafter Genauigkeit im Spielaufbau zu tun. Kritiker nehmen vor allem die Vorhersehbarkeit des englischen Aufbauspiels aus der Defensive heraus ins Visier. Weil auch die Spielmacherin Fran Kirby wegen einer Verletzung nicht im WM-Kader steht, liefen Englands Angriffe überwiegend über die Außenbahnen, und die daraus resultierenden meist hohen Hereingaben von Chloe Kelly und Lauren Hemp hatte Haitis Abwehr gut im Griff.

Dass England trotz hoher Ballbesitzwerte über die volle Spielzeit so wenig Torgefahr entfaltete, ist ein Beleg für die spielerische Ideenlosigkeit – und offenbart obendrein die Schwere des dritten Verletzungsausfalls: Auch Beth Mead, gemeinsam mit Deutschlands Alexandra Popp EM-Torschützenkönigin, fehlt England in diesem Sommer spürbar.

„Der Sieg versetzt uns in eine gute Lage“

Das Siegtor schoss gegen Haiti in Meads Abwesenheit Georgia Stanway; jedoch nicht aus dem Spiel heraus, sondern vom Elfmeterpunkt, und selbst das erst im zweiten Versuch, weil Haitis Torfrau bei der ersten Ausführung zu früh ihre Linie verlassen und daraufhin regelwidrig pariert hatte. Somit ist England nun schon seit mehr als 330 Länderspielminuten nicht mehr durch spielerische Mittel zum Torerfolg gekommen.

Arbeitet noch an der Aufstellung: Englands Trainerin Sarina Wiegman


Arbeitet noch an der Aufstellung: Englands Trainerin Sarina Wiegman
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Bild: dpa

Wiegman gibt sich deswegen nach außen unbesorgt, auch um Mittelstürmerin Alessia Russo nicht zusätzlich unter Druck zu setzen. Doch das offensive Zusammenspiel wird im Training in dieser Woche eine der Prioritäten gewesen sein. Eine Alternative zu Russo ist Rachel Daly, die Torschützenkönigin der zurückliegenden Saison in der Women’s Super League, die gegen Haiti erst eine Viertelstunde vor Schluss für Russo eingewechselt wurde. Mit ihrer Reservistenrolle war sie sichtlich unzufrieden, wie sie später auch offen zugab: Wer im Leistungssport gerne auf der Ersatzbank sitze, habe sich für den falschen Karriereweg entschieden.

Drei von 23: Sara Däbritz, Lena Lattwein und Laura Freigang wollen in Australien und Neuseeland um den Titel kämpfen.



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„Der Sieg versetzt uns in eine gute Lage“, zog Torhüterin Earps nach dem Auftaktsieg eine nüchterne Bilanz: „Aber es gibt sicherlich vieles, woran wir arbeiten müssen, denn wir setzen uns selbst höhere Standards.“ Derweil werden in England längst die offensichtlichen Parallelen zur EM vor einem Jahr gezogen. Auch damals gewann England sein Auftaktspiel im ausverkauften Old Trafford in Manchester gegen Österreich 1:0. Wenig Glanz, aber drei Punkte auf dem Konto.

Im nächsten Spiel wartete Norwegen, einer der Titelfavoriten. England dominierte das Spiel vom Anpfiff weg, war defensiv nicht zu überwinden und übertraf spielerisch alle Erwartungen. Zur Halbzeit stand es 6:0, am Ende 8:0 für England. Eine Sensation. „Es sind drei Punkte“, sagte Wiegman damals, um die Euphorie zu bremsen – „ob du 1:0 oder 8:0 gewinnst.“ Die alten Weisheiten sind eben immer auch eine Frage der Perspektive.

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