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#Das Auge kämpferisch, gespitzt das Ohr und leuchtend das Fell

„Das Auge kämpferisch, gespitzt das Ohr und leuchtend das Fell“

Sie ging mit polizeilicher Sondererlaubnis in Hosen auf den Schlachthöfen, in den Anatomiesälen und Markthallen und Museen umher, nie ohne Skizzenblock, und studierte ihre liebsten Objekte, lebendig oder tot, jedenfalls gründlich. Rosalie Bonheur malte Nutztiere, unter ihnen Rinder und Pferde, nicht nur am liebsten, sondern auch sagenhaft gut. Ihren Namen verkürzte sie zu Rosa Bonheur, das -lie war ihr zu lang oder zu süß oder beides. Ihre Heimatstadt Bordeaux richtet ihr derzeit eine Re­trospektive aus und feiert so den zweihundertsten Geburtstag der Künstlerin, die am 16. März 1822 als Tochter eines Malers und Frühsozialisten geboren wurde.

Ihr vielleicht bekanntestes und bestes Gemälde ist so groß, dass man kaum zu ahnen vermag, mit welcher Kraftanstrengung die eher kleine Frau das Bild sich selbst und den ihrer Arbeit entgegenstehenden Vorurteilen ihrer Zeit gegenüber weiblichen Künstlern abgerungen haben muss. Das Meisterwerk, das 1853 ausgestellt und umgehend als solches bewertet wurde, zeigt nicht etwa Tiere, wie sie Frauen damals allenfalls malen sollten – Singvögel oder Schoßhunde –, sondern einige Exemplare jener glatthaarigen, hochbeinigen Huftiere, die gerne mal sechshundert Kilogramm oder mehr wiegen. „Der Pferdemarkt“ ist ein herrliches Ölbild von etwa 2,5 auf 5 Meter und damit so breit wie ein durchschnittliches SUV heute lang. Anders gesagt: zu groß für die Wände heutiger Wohnzimmer.

Ihre Meisterschaft erweist die junge Malerin, damals gerade 33 Jahre alt, mit diesem Werk in verschiedener Hinsicht. Nicht nur sind die zum Verkauf präsentierten schweren Kaltblüter in Anatomie und Ausdruck fabelhaft lebendig und realistisch en plein air dargestellt. Die virtuose Bildkomposition ist äußerst dramatisch, mit einem Schimmel im Zentrum des Geschehens, vielen Pferdeleibern und konzentrierten Pferdeknechten und -besitzern. Das blendend weiße Pferd, auf dessen Stirn, Hals, Brust und Vorhand sowie rechter Hinterhand helles, wie aus den am Himmel drohenden dunkleren Wolken hervorbrechendes Licht das Fell zum Leuchten bringt, hat die Ohren angelegt. Es richtet den kämpferischen Blick des rechten Auges auf den steigenden Rappen rechts neben ihm und bleckt das Maul in dessen Richtung.

Moritz, ein Arbeitspferd. Der Kaltblüter wird bei Waldarbeiten eingesetzt und zieht zum Beispiel Baumstämme aus dem Unterholz.


Moritz, ein Arbeitspferd. Der Kaltblüter wird bei Waldarbeiten eingesetzt und zieht zum Beispiel Baumstämme aus dem Unterholz.
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Bild: Rainer Wohlfahrt

Auch der Schimmel hat sich auf die Hinterhand erhoben. Über den Zügel und den Blick des linken Auges besteht aber noch Verbindung zu dem ihn führenden Mann. Die bildkompositorische Einheit der beiden wird durch die weiße Farbe seines Hemdes noch unterstützt. Nimmt man den Richtung Pferdemaul erhobenen Arm des Mannes als Vektor, versteht man, wie Bonheur die Dynamik des Geschehens durch diese gedachte spannungsvolle Diagonale im Zentrum erzeugt. Ebenfalls diagonal ausgerichtet sind die leicht nach rechts aus der Bildmitte verschobenen beiden Schimmel daneben – Exemplare der berühmten französischen Pferderasse „Percherons“. Beide treten in einem Trab stark unter, sind also in Vorwärtsbewegung begriffen.

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