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#Das „blame game“ in Washington hat begonnen

Das „blame game“ in Washington hat begonnen

In Washington hat das „blame game“ begonnen. Aus unterschiedlichen Teilen des Sicherheitsapparates werden Hinweise gestreut, wer, wie und wann vor dem Zusammenbruch der bisherigen Regierung in Kabul gewarnt hat. Man zeigt mit dem Finger auf andere und versucht, seine Haut zu retten. Schließlich fürchten viele, dass Präsident Joe Biden auf das Debakel in Afghanistan personelle Konsequenzen folgen lassen muss.

Majid Sattar

Politischer Korrespondent für Nordamerika mit Sitz in Washington.

Einer, der selbst in der Schusslinie steht, trat am Dienstag im Weißen Haus vor die Öffentlichkeit und tat, was der Präsident selbst nach seiner Ansprache am Tag zuvor vermieden hatte: Jake Sullivan, der Nationale Sicherheitsberater, stellte sich den Journalisten. Als er gefragt wurde, ob das Weiße Haus nachrichtendienstliche Erkenntnisse über die desolate Sicherheitslage in Afghanistan missachtet habe, blickte er streng und erwiderte: Er sei nicht vertraut mit derlei Einschätzungen. Zu einzelnen Geheimdienstberichten werde er sich nicht äußern. Und er werde gewiss auch nicht öffentlich darüber reden, was ein Teil des Sicherheitsapparates getan oder nicht getan habe, weil man aus seiner Sicht nun einmal „ein Team“ sei.

Hinweise bewusst missachtet?

Man durfte dies als Mahnung in Richtung all jener Leute verstehen, die sich nun aus seiner Sicht mit allerlei Durchstechereien einen schlanken Fuß machten. Später gestand Sullivan ein, die Regierung werde die Operation zu gegebener Zeit „in die Kochwäsche“ stecken, also einer intensiven Überprüfung unterziehen. Dafür und für einen Schleudergang wird auch der Kongress sorgen. Es steht nämlich der Vorwurf im Raum, die nachrichtendienstlichen Hinweise seien auf politischer Ebene bewusst missachtet worden, um den Abzugsplan durchzuziehen.

Die New York Times berichtete, einzelne Dienste hätten schon im Juli vor einem raschen Zusammenbruch des afghanischen Militärs und einem wachsenden Risiko für die Hauptstadt gewarnt. Während im April im jährlichen Bericht der Geheimdienstdirektorin über die allgemeine Bedrohungslage noch festgehalten wurde, die Regierung in Kabul werde sich anstrengen müssen, die Taliban in Schach zu halten, wenn die internationalen Streitkräfte ihre Unterstützung entzögen, sei im Juli von mehreren Diensten ein düstereres Bild gezeichnet worden: Es sei in Frage gestellt worden, ob die afghanischen Streitkräfte ernsthaften Widerstand aufbringen könnten und die Regierung fähig sei, die Hauptstadt zu halten.

In einem Bericht habe es konkret geheißen: Die afghanische Regierung sei nicht auf einen Angriff der Taliban vorbereitet; je mehr Städte in die Hände der Islamisten fielen, desto schneller könne der Zusammenbruch erfolgen. Es gebe ein hohes Risiko, dass die Regierungstruppen auseinanderfielen. Die CIA habe im Juli gemeldet, die Regierungstruppen hätten die Kontrolle über die Straßen verloren, die in die Hauptstadt führten. Im April waren die Dienste noch davon ausgegangen, dass es mindestens 18 Monate bis zur Eroberung Kabuls dauern werde.

Nie eine „klare Vorhersage“ gemacht

Es ist nicht bekannt, ob es auch optimistischere Einschätzungen gab, auf welche die Biden-Administration sich stützte. Der Präsident selbst sagte noch am 8. Juli, eine Machtübernahme der Taliban in ganz Afghanistan sei unwahrscheinlich. Auch Außenminister Antony Blinken äußerte vor dem Kongress im Juni, als die amerikanischen Streitkräfte allmählich abgezogen wurden, er erwarte keine unmittelbare Verschlechterung der Sicherheitslage. Zwar könne es dazu kommen, aber nicht „von Freitag auf Montag“. Regierungsmitarbeiter kontern derweil die Durchstechereien mit Hinweisen, die Dienste hätten nie eine „klare Vorhersage“ gemacht, wann es zu einer Machtübernahme komme. Geheimdienstfachleute weisen freilich darauf hin, dass es auch nicht deren Sache sei, vorherzusagen, an welchem Datum der Präsidentenpalast eingenommen werde.

Sullivan äußerte sich auch zur Lage am Flughafen von Kabul, wo die Amerikaner am Dienstag insgesamt 1100 Staatsbürger ausflogen. Betont zurückhaltend reagierte er auf Zusagen der Taliban, Zivilisten unbehelligt zum Flughafen zu lassen, damit sie das Land verlassen könnten. Eine Verlängerung der Operation über den 31. August hinaus wurde im State Department nicht gänzlich ausgeschlossen. Dessen Sprecher Ned Price kündigte an, dass der frühere Botschafter in Afghanistan, John Bass, kurzzeitig nach Kabul zurückkehre, um bei der Koordination der Evakuierung zu helfen. Er werde Ross Wilson, dem kommissarischen Leiter der an den Flughafen ausgelagerten Rumpfbotschaft, helfen.

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