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#Das DFB-Team und eine wirksame Dosis Mut

Das DFB-Team und eine wirksame Dosis Mut

Der erste und wichtigste Mann fehlte. Hansi Flick, so viel war schon vorher klar, wird erst am Mittwoch zum Publikum sprechen, wenn ihn das Protokoll dazu verpflichtet, vor dem ersten von drei WM-Qualifikationsspielen, die für die Fußball-Nationalmannschaft und ihren neuen Cheftrainer anstehen. Dass er bei der ersten Pressekonferenz der Neustart-Phase neben dem alten und neuen Kapitän Manuel Neuer auch seinem kompletten Assistenten-Quartett den Vortritt ließ, passte allerdings recht gut zu Flick, der das Wort „Team“ zehnmal ausgesprochen hat, bevor er auch nur einmal „ich“ gedacht hat.

Was zu sehen und zu hören war am Montag in Stuttgart, machte durchaus neugierig, vor allem, wie forsch sich Danny Röhl präsentierte, der 32 Jahre junge Mann, der schon Flicks Assistent beim FC Bayern war und nun offenbar auch beim Nationalteam der engste Vertraute an seiner Seite sein wird. Möglich, dass Flick bei einer der nächsten Pressekonferenzen einen solchen Eindruck begradigen wollen wird, nachdem die Analyse der Redezeit ein ziemliches Ungleichgewicht zwischen Röhl und Marcus Sorg ergab, der schon unter Joachim Löw zum Inventar gehörte – ein Primus inter pares dürfte in Flicks Team-Begriff nicht vorgesehen sein.

Röhl jedenfalls, der als Schüler von Ralf Rangnick im Leipziger RB-Universum begann, dann mit Ralph Hasenhüttl nach Southampton ging, ehe ein Anruf Flicks ihn zum FC Bayern lockte, präsentierte schon mal einen recht griffigen Eindruck von der künftigen Spielidee, die sich Flicks Erfolgsmodell beim FC Bayern zur Blaupause nimmt. „Tempo, Intensität, Aktivität“, das waren seine drei Schlagworte, die er neben Bällen und Hütchen schon als Inventar mit ins erste Training am Nachmittag nehmen wollte – und die an Suggestivkraft gewannen, wenn man sie über das Bild der vergangenen EM legte.

Es klang nach mehr als nur Andeutungen zwischen Röhls Zeilen, als er mit Blick auf Themen wie Pressing, Balleroberung, Umschaltmomente davon sprach, dass die Mannschaft „mit Überzeugung wieder diese Sachen leben“ solle. Die schöne, alte Fußballvokabel „pomadig“ dürfte unter Flick und Co. unter Höchststrafe auf dem Index stehen. „Der Blick“, sagte Röhl, „soll immer nach vorn gerichtet sein. Das hat auch etwas mit Mut zu tun.“

Neuer will Weltmeister werden

Von diesem Mut, den Flick schon anderswo vorgelebt und nun auch beim Nationalteam eingefordert hat, schien Kapitän Neuer schon eine wirksame Dosis eingesogen zu haben. Der Torwart des FC Bayern hielt sich nicht lange mit selbstverständlichen Etappenzielen wie jenen neun Punkten auf, die gegen Liechtenstein (Donnerstag), Armenien (Sonntag) und Island (Mittwoch) gesammelt werden sollen, und auch die Ankündigung, dass es gegenüber dem Publikum „etwas gutzumachen“ gebe, geriet in den Hintergrund, als Neuer zu Sache kam. Er habe auch deshalb beim Nationalteam weitergemacht, sagte er, weil er „sehr große Ziele“ habe, konkret: „möglichst Weltmeister werden mit dieser Mannschaft“.

Weltmeister? Auf die erstaunte Nachfrage, wie diese Zuversicht zusammenpasse mit den Eindrücken der beiden vergangenen Turniere, geriet Neuer geradezu ins Schwärmen über Europameister Italien. „Italien ist eine Einheit gewesen, wie aktiv sie waren, wie sie zusammengehalten haben, das hat Spaß gemacht zuzusehen“, sagte er. „So muss es auch bei uns werden.“ Neuer wirkte überzeugt, dass es in Russland 2018 und bei der EM 2021 nicht an der Qualität gelegen habe, sondern, auch wenn er das so nicht formulierte, an der Vergeudung von Talent. „Ich weiß, welches Potential wir haben“, sagte er, „das haben wir leider bei den letzten Turnieren nicht abrufen können.“

Ein Hybrid aus Italien, Bayern und Sachsen

Wenn man am Montag also die Augen schloss, die Ära Löw hinter sich ließ und versuchte, sich die Nationalmannschaft der kommenden Monate und Jahre einmal vorzustellen, entstand ein Hybrid aus Leidenschaft und Korpsgeist all’italiana und bayerischem Überwältigungsstil (mit sächsischem Einschlag) – reizvoll, aber eben noch längst nicht Realität, auch wenn Röhl keinen Grund sah, warum das Nationalteam nicht zu dem fähig sein sollte, was die Münchner unter Flick zu einem europaweit bewunderten Modell gemacht hat.

„Bei der Qualität bin ich vollends überzeugt, dass wir auch hier so eine Spielweise durchziehen können“, sagte er. Es ist kein Geheimnis, dass auch die zentrale Achse, deren Bedeutung Neuer am Montag hervorhob, starke Ähnlichkeit mit dem Münchner Vorbild haben wird.

Spezialisten neu dabei

Man könnte fast meinen, dass auf Kapitän Neuer, der nun nach zwölf Jahren und 104 Länderspielen seinen zweiten Bundestrainer erlebt, gar nicht so viel Neues zukommt, er kennt Flick ja wie andere Weggefährten auch schon ein bisschen länger. Aber erstens wird er sich auf einen neuen Torwarttrainer einstellen müssen, den Freiburger Andreas Kronenberg, und zweitens ist ein Mann für eine ganz spezielle Detailarbeit neu im Bunde, an der auch Neuer seine Freude haben dürfte.

Der Däne Mads Buttgereit soll dafür sorgen, dass Standardsituationen nicht wie zuletzt wirkungslos verpuffen oder gar nach hinten losgehen. Am Montag erzählte er schon mal, wie ein Analyse-Tool aus dem Golf ihm hilft, Bewegung und Ballberührung zu analysieren. Oder, wie er seinem Landsmann Mikkel Damsgaard zu dessen fast magisch anmutendem Freistoßtor bei der EM verhalf. Dabei schien ihm zweierlei wichtig: Dass auch so ein singulärer Moment das Ergebnis einer Teamarbeit sei – Flick wird es gern gehört haben. Und dass der Anlauf – Flick wird es wissen – doch ein bisschen länger war.

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