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#„Das hat mich persönlich maßlos enttäuscht“

„Das hat mich persönlich maßlos enttäuscht“

Bundestrainer Joachim Löw hat dem Deutschen Fußball-Bund in der Außendarstellung nach dem 0:6 in Spanien deutlich widersprochen. „Es gab eine Pressemitteilung, der Trainer brauche emotionale Distanz“, sagte der 60-Jährige am Montag in einem Videogespräch. „Das war für mich unverständlich, weil emotionale Distanz brauche ich nicht.“ Er sei schon sehr lange dabei und habe viel erlebt. „Ich habe gesagt, gebt mir einen Tag Zeit und dann stehe ich für jedes Gespräch bereit.“ Löw habe sich „sehr“ darüber geärgert, dass in den vergangenen Tagen Inhalte aus internen Gesprächen mit dem DFB an die Öffentlichkeit gelangt seien: „Das hat mich persönlich maßlos enttäuscht.“




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Der DFB hatte vor einer Woche – knapp zwei Wochen nach der Nations-League-Partie in Sevilla – mitgeteilt, dass Löw Bundestrainer bleibe. Am Freitag hatte DFB-Direktor Oliver Bierhoff ausführlich die Analyse der sportlichen Situation vorgestellt. Löw habe die Kritik gewundert, nach der er abgetaucht seien solle. „Wer mich kennt, der weiß, dass ich konstruktiver Kritik offen gegenüber stehe und mich damit auseinandersetzen kann“, sagte er. „Wer mich kennt, der weiß, dass ich mich auch stelle.“ Der Zeitplan sei auch der Tatsache geschuldet gewesen, dass es keinen früheren Termin mit dem DFB-Präsidium gegeben habe.

Auf den Vorstoß von DFB-Präsident Fritz Keller, der Löw einen Rücktritt nach der EM im nächsten Jahr nahegelegt hatte, ging Löw nicht näher ein. Er bestätigte aber, dass er sich mit Keller per Telefon „ausgesprochen“ habe: „Damit ist für mich die Sache erledigt.“ Insgesamt seien Dinge vorgefallen, „die so nicht in Ordnung waren“. Löw äußerte gegenüber dem DFB den Wunsch nach „Geschlossenheit und Vertrauen“. An einen Rücktritt hat der Weltmeistercoach von 2014 nicht gedacht. „Diesen Gedanken gab es bei mir nicht“, sagte er.

Der Bundestrainer will trotz der zuletzt enttäuschenden Spiele mit dem 0:6 in Spanien als Tiefpunkt aber nicht von seinem Weg abweichen. „Wir folgen unserer roten Linie und wir sind auch davon überzeugt, dass es eine gute Entwicklung gab und geben wird“, sagte ein kämpferischer Löw und betonte: „Es gibt keinen Grund, alles über den Haufen zu werfen.“ Grundsätzlich befinde sich die junge Nationalmannschaft abgesehen vom Spanien-Spiel auf einem guten Weg.

Er räumte ein, dass „2020 die Entwicklung stehen geblieben ist“, verwies aber darauf, dass es wegen der Coronavirus-Pandemie eine lange Pause gegeben habe. Bei drei Spielen in neun Tagen seien kaum Trainingseinheiten möglich gewesen. „Die klare Direktive war, dass wir die Gesundheit der Spieler über alles stellen. Wir brauchen Spieler, die körperlich, mental frisch in das Turnier gehen“, sagte Löw.

Alleine im Online-Pressgespräch in der DFB-Zentrale: Löw vor der Kamera


Alleine im Online-Pressgespräch in der DFB-Zentrale: Löw vor der Kamera
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Bild: dpa

Er betonte das Ziel, eine „bestmögliche“ Fußball-EM 2021 zu spielen. Im Vorfeld sei es schwierig, über genaue Vorgaben zu sprechen, sagte Löw. „Die Erwartungen sind sicherlich sehr groß, aber das ist unser eigener Anspruch. Wir wollen so weit wie möglich kommen, das Finale erreichen, das Turnier gewinnen.“ Aber er wisse, dass bei einem Turnier „viele Dinge“ passieren könnten, sagte Löw: „Wir gehen Schritt für Schritt in ein Turnier.“

Löw sieht weiterhin „im Moment“ keine Veranlassung für eine Rückkehr der früheren Weltmeister Thomas Müller, Mats Hummels und Jérôme Boateng in die deutsche Fußball-Nationalmannschaft. Deutlicher als in den vergangenen Monaten betonte der 60-Jährige am Montag aber, im kommenden Jahr vor der Fußball-EM 2021 alles auf den Prüfstand zu stellen. „Vor der Nominierung drehen wir nochmals jeden Stein um, und dann müssen wir gucken, was bringt uns den größtmöglichen Erfolg?“ Dafür werde er alles tun.

Löw hatte das Trio im März 2019 aussortiert, nach dem desolaten 0:6 in Spanien war die Diskussion über ein Comeback zumindest von Müller oder Hummels wieder laut geworden. „Ein Trainer ist immer der Allererste, der am Ende für den Erfolg in die Verantwortung gezogen wird“, sagte Löw. „Ich habe immer gesagt, wenn wir im nächsten Jahr – das ist die allerwichtigste Aufgabe – sehen, okay, diese Mannschaft braucht noch dies oder jenes, um erfolgreich zu sein, dann werden wir das tun.“ Es seien nicht nur rein sportliche Dinge zu erwägen. „Wie sieht die Energie der Mannschaft aus?“, sagte Löw. Er werde „im Sinne des Erfolgs alles Erdenkliche“ tun, um den Erfolg zu sichern. Im Moment könne er nicht sagen, wie sich die Situation vor den nächsten Länderspielen im März darstelle.

In der Debatte um Löw kritisierte auch Liga-Chef Christian Seifert das Auftreten des DFB. „Generell wünsche ich dem DFB, dass er aus sich heraus zur Ruhe kommt und das teilweise sehr unwürdige Schauspiel an Illoyalität langsam sein Ende findet“, sagte der Geschäftsführer der Deutschen Fußball Liga am Montag in Frankfurt am Main. Seifert war bereits im Oktober aus dem Präsidialausschuss des DFB zurückgetreten und hatte offiziell Zeitmangel als Grund genannt. Nach den jüngsten Vorgängen um Löw und dem öffentlich bekanntgewordenen Zerwürfnis in der DFB-Spitze sieht der 51-Jährige den Verband selbst in der Verantwortung für die schlechte Außendarstellung. „Das liegt dieses Mal nicht an den Medien oder an ehemaligen Präsidenten, sondern das sollte dieses Mal – glaube ich – innerhalb des DFB selbst beginnen“, sagte Seifert.

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