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#„Ich will wieder da sitzen, wo er sitzt“

Nanu, wer ist denn da plötzlich so schön angriffslustig? „Ich will wieder da sitzen, wo er sitzt“, sagte Lewis Hamilton, und deutete mit dem rechten Zeigefinger auf den, der links neben ihm saß, in der Mitte, auf dem Platz des Siegers. Diese Ehre blieb nach dem Großen Preis von Spanien abermals Max Verstappen vorbehalten. Der Weltmeister lächelte angesichts der Kampfansage des Rekordchampions höflich.

Zu ungefährdet hatte Verstappen das Rennen auf dem Circuit de Barcelona-Catalunya gewonnen, zu überlegen führt der Niederländer die Meisterschaft an, als dass es ihn schrecken müsste, dass Mercedes Morgenluft wittert. Doch allen voran Lewis Hamilton hat offenbar das Selbstverständnis eines siebenfachen Weltmeisters und 103-maligen Grand-Prix-Siegers wiedergefunden. Zuletzt wirkte er oft wie ein entmutigter, in sich gekehrter Hinterherfahrer.

Nein, um seinen Platz in der Mitte braucht Verstappen längst nicht bangen. Doch das Selbstbewusstsein ist zurück bei den Silbernen, Hamilton und Stallgefährte George Russell rasten in Katalonien auf die Plätze zwei und drei, waren so nah dran an Red Bull wie lange nicht und eroberten vorerst den zweiten Rang in der Herstellerwertung. Ferrari und Aston Martin, die direkten Konkurrenten, wurden deutlich geschlagen. Ein Erweckungserlebnis für den einstigen Dauersieger? „Das war das beste Auto“, sagte ein euphorischer Lewis Hamilton, „was ich in den vergangenen eineinhalb Jahren gefahren bin.“

Russell, der nach verpatzter Qualifikation nebst Hochgeschwindigkeitskollision mit Hamilton von Platz zwölf aus nach vorne gerast war, pflichtete ihm bei. Auch Rennleiter Toto Wolff wollte den Augenblick genießen und kein Wasser kippen in den Champagner, wenngleich er einordnete: „Wir sind viel näher dran an Red Bull, aber noch lange nicht da, wo wir sein wollen.“

Zur Wahrheit gehört, dass Mercedes noch immer drei bis vier Zehntelsekunden fehlen auf Max Verstappen. Der Mercedes W14, bekannte Toto Wolff, stecke noch immer voller Überraschungen. „Im Moment“, gestand der Österreicher weiter ein, „ist es ein bisschen wie bei ‚Jugend forscht‘.“ Dennoch waren sie bei Mercedes kollektiv erleichtert darüber, für den Moment wenigstens „best of the rest“ zu sein, die zweite Kraft hinter Red Bull. Hamilton erinnerte hoffnungsfroh an das Bonmot, wonach ein Rennauto, das in Barcelona schnell ist, überall schnell ist. „Wir werden stark sein in den nächsten Rennen“, grüßte er die Konkurrenz.

Hinter den Ingenieuren und Konstrukteuren von Mercedes liegen arbeitsreiche Wochen. Um auf Touren zu kommen, wurde das Antlitz des W14 runderneuert, die Vorderradaufhängung verändert, das beinahe seitenkastenlose Aerodynamikkonzept aufgegeben. „Wir haben mutige Entscheidungen getroffen“, bilanzierte Toto Wolff. Das scheint sich zu lohnen.

Schumacher schlägt sich Nacht um die Ohren

Dabei sprach zunächst wenig für ein erfolgreiches Barcelona-Wochenende der Silbernen. Während der ersten Trainingsfahrten war der Renner kaum zu bändigen gewesen: „Der Freitag war ein Krampf, das Auto war schwer zu fahren, unvorhersehbar“, verriet Chefpilot Hamilton. Dass es tags darauf in der Qualifikation besser wurde, verdankten er und Russell abermals Mick Schumacher. Der Reservefahrer hatte sich im Hauptquartier im englischen Brackley die Nacht auf Samstag um die Ohren geschlagen, bis zwei Uhr früh im Simulator virtuelle Runden gedreht und mit den Ingenieuren über Daten gebrütet.

„Best of the rest“: die Mercedes-Piloten Lewis Hamilton (links) und George Russell


„Best of the rest“: die Mercedes-Piloten Lewis Hamilton (links) und George Russell
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Bild: AFP

Um sieben Uhr morgens stand er in Barcelona auf der Matte, mit Müdigkeit im Gesicht. Eine solche Nachtschicht hatte Schumacher jüngst auch in Monaco eingelegt. „Mick und das Team haben im Simulator wertvolle Arbeit geleistet, dadurch sind wir für die Abstimmung auf die richtige Spur gekommen.“, bedankte sich Hamilton. Schumacher, der seit diesem Jahr bei Mercedes angestellt ist, wird den W14 nun erstmals auch im echten Leben steuern dürfen: An diesem Mittwoch bestreitet er auf der Piste von Montmeló einen Reifentest.

Mercedes profitierte in Spanien auch von den vergleichsweisen kühlen Temperaturen um 23 Grad Celsius: „Nicht zu frisch, nicht zu warm, einfach perfekt.“, sagte Toto Wolff, und erinnerte sogleich daran, dass sich die Dinge gänzlich anders darstellen könnten, sobald das Thermometer zehn Grad mehr anzeigt. Weitere Rückschläge schloss er nicht aus. Doch die Richtung, so die Botschaft aus dem Hause Mercedes, die stimmt.

Können es die Silbernen im Laufe der Saison noch aufnehmen mit Max Verstappen? „Das denke ich nicht“, sagte Hamilton. „Wir verbessern uns zwar und kommen näher, aber sie verbessern sich auch.“ Dann ließ er aufhorchen: „Ich konzentriere mich darauf, sicherzustellen, dass wir Red Bull nächstes Jahr vom ersten Tag an herausfordern können.“ Das war ein Hinhörer, schließlich gilt Hamiltons sportliche Situation als ungeklärt.

Der Vertrag des 38-Jährigen endet nach dieser Saison, eifrig spekuliert die Branche, wie es für ihn weitergeht. Es kursiert das Gerücht über ein unmoralisches Angebot von Ferrari. „Ich habe noch nichts unterschrieben“, sagte Hamilton nun, und verriet zugleich, einen wichtigen Termin mit seinem Chef zu haben: „Am Montag treffe ich Toto, hoffentlich bekommen wir etwas hin.“ Wolff äußerte sich ähnlich: „Wir müssen uns bloß mit einer Tasse Kaffee hinsetzen, dann ist die Sache in einer halben Stunde erledigt.“

Über den Ausgang des Treffens wurde zunächst nichts bekannt. Angesichts der jüngst noch aussichtslosen sportlichen Lage mit Mercedes mehrten sich zuletzt die Stimmen, die dem Rekordweltmeister ein baldiges Karriereende andichten wollen. Das scheint vorerst in weite Ferne gerückt. Zwar dürfte es noch eine Weile dauern, bis Hamilton seinen 104. Grand-Prix-Triumph bejubeln kann und er nach dem Rennen wieder in der Mitte sitzen darf. Doch seine Freude am Fahren, die es voraussetzt, um erfolgreich zu sein, ist unverkennbar zurück.

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