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#Das iberische Impfwunder

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Das iberische Impfwunder

Mitte November vor einem Jahr war Spanien dort, wo Deutschland jetzt steht. Heute liegt die Sieben-Tage-Inzidenz in dem einstigen europäischen Corona-Hotspot nach Angaben des Gesundheitsministeriums bei gut 35 Fällen pro 100.000 Einwohnern – in der Hauptstadt Madrid, die die erste Welle besonders hart getroffen hatte, ist die Inzidenz sogar noch etwas niedriger. Auch das Nachbarland Portugal ist von den dramatischen Zahlen weit entfernt, die aus Mittel- und Osteuropa gemeldet werden: Die Iberische Halbinsel zeigt, dass die Impfungen funktionieren, wenn genug Menschen dazu bereit sind.

Spanien und Portugal nehmen bei der Impfquote in der EU und weltweit Spitzenplätze ein. In Spanien mit 47 Millionen Einwohnern sind 79 Prozent der Bevölkerung vollständig geimpft; 88 Prozent sind es bei den über Zwölfjährigen, 94 Prozent bei den Spaniern, die älter als 40 Jahre sind. In den Krankenhäusern, die seit Beginn der Pandemie immer wieder am Rand des Zusammenbruchs standen, müssen keine Operationen abgesagt werden.

Covid-Erkrankte machen 1,5 Prozent der Patienten in den regulären Stationen aus und 4,4 Prozent in den Intensivstationen. Mehr als 90 Prozent der Intensivpatienten hatten keinen Impfschutz. Unter ihnen sind viele ungeimpfte Touristen: 75 Prozent alleine Anfang November im Krankenhaus von Marina Baixa an der Küste von Valencia.

Impfkampagne begann holprig

Der WHO-Regionaldirektor für Europa, Hans Kluge, ist voll des Lobs. „In Spanien vertrauen die Menschen auf den Impfstoff und ihr Gesundheitssystem. Dort, wo die Politiker auf die Wissenschaftler hören, wie in Spanien, ist die Situation besser“. Nach Regierungsangaben weigerten sich bis Anfang September nur gut 327.000 aufgeforderte Spanier, sich impfen zu lassen. Schon vor der Pandemie spielten in dem Land die Impfskeptiker keine Rolle. Das war auch an der im internationalen Vergleich hohen Zahl von Schutzimpfungen bei Kindern zu beobachten. Prinzipiell vertrauen die meisten Spanier – wie ihre Nachbarn in Portugal – dem Rat ihrer Ärzte. Dazu kommt die weitreichende Digitalisierung beider Gesundheitssysteme und besonders die Solidarität in den Familien. Viele jüngere Menschen leben noch zu Hause und wollen ihre Eltern und Großeltern nicht gefährden. Zudem steckt Spaniern und Portugiesen der Schreck der ersten Corona-Wellen noch in den Knochen, die schlimmer waren als in Deutschland.

Dabei hatte die spanische Impfkampagne ähnlich holprig begonnen wie in anderen europäischen Ländern. Zunächst brachten die gleichzeitigen Lockerungen einen Rückschlag: Die fünfte Welle rollte über das Land und erfasste vor allem die jüngeren ungeimpften Spanier. Doch dann kam die Kampagne in Fahrt, bis vor kurzem sanken die Fallzahlen kontinuierlich. Dabei spielt nach Ansicht von Fachleuten auch in Portugal die natürliche Immunität der vielen Genesenen eine Rolle. In Madrid nennt sie der stellvertretende regionale Gesundheitsminister Antonio Zapatero nennt sie als einen Grund für die Herdenimmunität, die er in der Hauptstadt-Region schon für erreicht hält. Dazu beigetragen habe auch die fünfte Welle im Sommer, die es in anderen Ländern nicht gab. Selbst ein Anstieg der Inzidenz seit zwei Wochen, werde deshalb nicht parallel zu mehr Klinikbehandlungen und Todesfällen führen, erwartet Zapatero.

Die medizinische Fachzeitschrift The Lancet versah vor wenigen Tagen einen Artikel noch mit einem Fragezeichen: „Hat Spanien die Herdenimmunität erreicht?“. Der etwas dürftige Text wurde in Deutschland schon von einigen für bare Münze genommen. Dabei ist nur von Experten die Rede, die „allmählich glauben, dass das Land kurz davor steht, etwas zu erreichen, was noch vor wenigen Wochen kaum möglich schien: Herdenimmunität.“ Letztlich kommt nur Jesús Rodríguez Baño zu Wort, der Leiter der Abteilung für Infektionskrankheiten am Macarena-Krankenhaus in Sevilla leitet. Er spricht nur davon, dass trotz des Wegfalls von Corona-Restriktionen im Unterschied zu früheren Wellen die Rate der Infektionen und der Krankenhauseinweisungen zurückgegangen sei: „Die einzige plausible Erklärung ist die sehr hohe Impfrate im Land.“

Doch eine hohe Impfquote ist kein Garant für niedrige Fallzahlen. In Portugal haben sogar schon 88 Prozent der Bevölkerung einen vollständigen Schutz. Aber die Inzidenz ist schon wieder mehr als doppelt so hoch wie in Spanien. Am Mittwoch wurden unter den gut zehn Millionen Einwohnern mehr als 1600 neue Fälle registriert – in Spanien, wo fast fünf Mal so viele Menschen leben, waren es gut 2000. Der portugiesische R-Wert hat die kritische Marke von 1,1 überschritten. „Es ist sehr wahrscheinlich, dass wir den Beginn der fünften Welle erleben“, warnen der Epidemiologe Manuel Carmo Gomes und der Statistiker Carlos Antunes Fonte. Seit Oktober steigt die Inzidenz, aber das ist kein Vergleich zur Lage im Januar, als täglich mehr als 14.000 Neuinfektionen und bis zu 300 Tote registriert worden waren.

Zu den meisten Neuinfektionen kommt es in Portugal bei vollständig Geimpften, bei denen langsam der Schutz nachlässt. Deshalb setzt man auch auf eine zügige Auffrischung, die bei den Portugiesen begonnen hat, die älter als 65 Jahre sind. Der Vizeadmiral und frühere U-Boot-Kapitän Henrique de Gouveia e Melo hatte die erste große Impfkampagne generalstabsmäßig organisiert. Nach deren Erfolg sieht er trotz des jüngsten Anstiegs keinen Grund zur Panik, denn das Land befinde sich in einer „anderen Phase“ als zu Jahresbeginn. Ärzte, Pfleger und Behörden ihre Kräfte ein weiteres Mal bündeln und mit diesem bewährten „Ökosystem“ die dritte, und wenn es sein müsse auch die vierte und fünfte Dosis verabreichen.

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