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#Das Impfdilemma

Das Impfdilemma

Und jetzt? Diese Frage haben sich in dieser Woche zahlreiche Familien an ihren Küchentischen gestellt. Von Montag an können nämlich nicht nur alle Erwachsenen sich selbst für eine Impfung gegen das Coronavirus registrieren, Eltern können auch ihre Sprösslinge von zwölf bis 15 Jahren für einen Impftermin anmelden. Die Priorisierung wird aufgehoben. Eigentlich eine gute Nachricht, eine, auf die wir als Gesellschaft seit Monaten hinarbeiten: Impfungen für (fast) alle.

Lucia Schmidt

Redakteurin im Ressort „Leben“ der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung.

Doch statt Euphorie macht sich unter den Eltern in diesen Tagen Verunsicherung breit. Zwar hat die Europäische Arzneimittelbehörde (EMA) grünes Licht gegeben. Der Impfstoff von BioNTech/Pfizer ist für Kinder und Jugendliche von zwölf bis 15 Jahren hierzulande zugelassen. Doch Deutschland tut sich schwer, eine klare Haltung dazu zu entwickeln, während in den Vereinigten Staaten schon seit Wochen täglich auch Teenager immunisiert werden, und zwar millionenfach.

Wie sollen Eltern da entscheiden?

Nicht nur deshalb ist es für viele überraschend, dass Pädiater und Impfexperten hierzulande nicht auch am liebsten sofort beginnen wollen. Die Ständige Impfkommission (STIKO), oberste In­stanz in Deutschland in Sachen Impfempfehlungen, wird erst Mitte nächster Woche ihre offizielle Stellungnahme veröffentlichen – also nachdem der potentielle Run auf die Impftermine begonnen hat. Allerdings ist nicht damit zu rechnen, dass sie die Impfung für alle Kinder empfehlen wird, sondern nur für Kinder mit Vorerkrankungen. Für ihre zögerliche Haltung wurde die STIKO in der vergangenen Woche kritisiert. Gesundheitsminister Jens Spahn hat sogar verkünden lassen, alle Kinder von zwölf Jahren an impfen lassen zu wollen, unabhängig von einer STIKO-Empfehlung. Unterdessen haben sich verschiedene Vertreter von Haus- und Kinderärzteverbänden öffentlich positioniert: Sie raten von flächendeckenden Impfungen bei Kindern und Jugendlichen unter 16 Jahren ab – zumindest zum jetzigen Zeitpunkt. Wie sollen Eltern da entscheiden?

Alles weist darauf hin, dass der wissenschaftliche Kenntnisstand im Augenblick noch nicht dem entspricht, was die Politik so gerne verkünden würde: Lasst die Kinder gefahrlos impfen! Die Politik hat daran ein Interesse. Durchgeimpfte Kinder würden einiges erleichtern: Schulöffnungen, Urlaubspläne, Freizeitangebote. Sie würden Deutschland vermutlich der Herdenimmunität näher bringen. Aber darf das ein Grund sein, Kinder einem Impfrisiko auszusetzen, das man aufgrund von fehlenden wissenschaftlichen Daten noch nicht einschätzen kann? Darf man den Nutzen für die Allgemeinheit über das individuelle Risiko des Kindes stellen? Und ist eine Herdenimmunität bei diesem Virus überhaupt zu erreichen?

Keine größeren Zwischenfälle

Das alles sind Fragen, mit denen sich die STIKO vor ihrer Empfehlung beschäftigen muss. Dass Geimpfte das Virus weniger häufig weitergeben als Nichtgeimpfte, scheint mittlerweile bewiesen zu sein. Damit entsteht auch ein Schutz für diejenigen, die noch nicht geimpft sind oder nicht geimpft werden können. Ziel einer Herdenimmunität ist im besten Fall aber auch, das Virus auszurotten, so wie es mal der Plan bei den Masern war. Dass dies beim Coronavirus überhaupt möglich ist, bezweifeln Experten stark. Es geht aber auch um gesellschaftliche Fragen. Denn bevor man Kindern die Verantwortung für die Herdenimmunität zuschiebt, müssten sich eigentlich erst einmal alle Erwachsenen, die dürfen und können, auch impfen lassen. Zwar ist die Impfbereitschaft unter den Erwachsenen hoch, aber für eine Herdenimmunität nicht hoch genug.

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