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#Das nächste Mal sah sie ihren Vater an seinem Sterbebett

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Das nächste Mal sah sie ihren Vater an seinem Sterbebett

Wir haben Corona unseren Tribut gezollt, sagt Christiane Escher, während sie vor den zwei Erdhügeln und dem Holzkreuz steht, dem noch frischen Grab ihrer Eltern auf dem Friedhof in Stollberg im Erzgebirge. Auf dem hellen Holz stehen die Namen von Maria und Horst Escher, beerdigt am Tag vor Heiligabend, im sechzigsten Jahr ihrer Ehe. Beide hatten sich mit dem Coronavirus infiziert, sind an Covid-19 gestorben. Sechs Tage liegen zwischen dem Tod von Horst und Maria Escher. Doch für die Tochter sind es Welten.

Sofia Dreisbach

Von ihrer Mutter konnte Christiane Escher Abschied nehmen. Sie starb in ihrem Zuhause in Neuwürschnitz, die Tochter neben sich. Horst Escher dagegen musste sie allein lassen. Er starb auf der Intensivstation des Kreiskrankenhauses Stollberg. In den neun Tagen in der Klinik, den letzten seines Lebens, durfte Christiane Escher ihn nur einmal besuchen – als er im Sterben lag, schon nicht mehr mit ihr kommunizieren konnte. Jetzt, vier Monate später, sagt sie, diese Form des Abschieds sei unbarmherzig. „Der Kopf sagt einem, dass das nicht anders ging, aber das Herz sagt: Es wird immer fehlen.“

War jedes Besuchsverbot nötig?

Horst und Maria Escher sind zwei von bislang 79.628 Covid-Toten in Deutschland, Stand Freitag. Steigen die Zahlen weiter wie in den vergangenen Tagen, werden es am Sonntag, zum ersten offiziellen Gedenktag für die Verstorbenen in der Pandemie, mehr als 80.000 Tote sein. Zu dem Trauerakt im Konzerthaus am Gendarmenmarkt in Berlin kommen unter anderen Bundeskanzlerin Angela Merkel, Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier und Bundestagspräsident Wolfgang Schäuble, vor allem aber sprechen fünf Hinterbliebene. Ihre Schicksale stehen sinnbildhaft für die Zehntausender in dieser Pandemie. Für die Eltern, Kinder, Enkel, Geschwister und Freunde, die nicht Abschied nehmen konnten.

Untrennbar verwoben ist das Gedenken deswegen auch mit der Frage nach der Verhältnismäßigkeit: War jedes Besuchsverbot in dieser Härte nötig? Oder hätte es vielmehr strengere Corona-Maßnahmen gebraucht, um mehr Tode zu verhindern? Ist es akzeptabel, dass Todkranke in dieser Pandemie häufig ohne ihre Angehörigen sterben? Oder wurde der Infektionsschutz in Altenheimen und Krankenhäusern über die Menschenwürde gestellt, wie Kritiker sagen?

Christiane Escher am Grab ihrer Eltern auf dem Friedhof in Stollberg im Erzgebirge


Christiane Escher am Grab ihrer Eltern auf dem Friedhof in Stollberg im Erzgebirge
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Bild: Robert Gommlich

Für eine Weile hoffte man in Deutschland, das Schlimmste sei überstanden. Doch die dritte Welle erreicht die Krankenhäuser zurzeit mit voller Wucht. Der Präsident des Robert-Koch-Instituts, Lothar Wieler, stellte am Mittwoch denn auch den Vergleich mit einer engen Kurve am Steilhang in den Dolomiten an: Hier dürfe man höchstens dreißig fahren. „Wenn ich mit hundert reinfahre, dann ist das lebensgefährlich.“

Die Zahl der Toten gehört jeden Morgen zum „Corona-Update“ aller Nachrichten. Am Freitag sind es 247, doch oft liegt ein größeres Augenmerk auf der Sieben-Tage-Inzidenz, denn die hat Konsequenzen für die meisten Deutschen – nicht nur die Angehörigen der an Covid Verstorbenen. Gehen die individuellen Schicksale in der kollektiven Katastrophe unter? Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche, Heinrich Bedford-Strohm, sagte vor der Gedenkfeier am Sonntag, sie komme zum richtigen Zeitpunkt. Ein solches öffentliches Gedenken sei wichtig. „Die Sterbezahlen sind so dramatisch, dass wir genau das jetzt brauchen. Hier trauert eine ganze Gesellschaft um viel zu viele Tote, das verdient öffentliche Anteilnahme.“

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