#Das Netzwerk des Ausstellungsmachers Walter Smerling
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„Das Netzwerk des Ausstellungsmachers Walter Smerling“
Irgendwann, es war noch vor Weihnachten, hieß es in einer erfreuten Mitteilung an die Presse, es seien bereits mehr als fünfzig Lastwagen auf dem Weg nach Berlin, beladen mit Werken des hierzulande nicht so bekannten französischen Künstlers Bernar Venet. Die Antwort auf die naheliegende Frage, wohin diese nach einer Truppenverlegung klingende Karawane denn steuere, wurde schnell nachgeliefert: zur neuen Kunsthalle Berlin! Nie gehört? Auch hochrangige Kulturbeamte der Berliner Senatsverwaltung erfuhren von ihr erst aus der Pressemitteilung der privaten Stiftung für Kunst und Kultur in Bonn, die die neue Kunsthalle ab sofort betreiben wird. Gründer der Stiftung ist der Kulturmanager Walter Smerling. Kommende Woche eröffnet sie.
Nun ist es nicht unüblich, dass private Stiftungen sich Fabrikhallen kaufen und darin Kunst zeigen – aber die „Kunsthalle Berlin“ eröffnet nicht irgendwo, sondern in einem der wichtigsten öffentlichen Baudenkmäler Deutschlands: im alten Flughafen Tempelhof. Der schon länger leer stehende Bau wäre ein perfekter Ort für die Künstler der Stadt, die wegen steigender Mietpreise gerade nach der Pandemie oft kaum noch Geld haben, ihre Ateliers zu bezahlen; in den Räumen von Tempelhof könnten sie arbeiten und Kunst zeigen. Jetzt eröffnet Smerling dort eine Kunsthalle, die seinen Privatgeschmack abbildet. Kann jemand sich in Berlin einfach so zum Kurator der größten Räume der Stadt krönen? Offenbar ja.
An der Schnittstelle
Um die Vermietung des Flughafens kümmert sich die Tempelhof Projekt GmbH. Sie hat, wie man aus einem Tweet ihres Eventmanagers Pascal Thirion erfährt, zunächst für zwei Jahre Hangar 2 und 3 an Smerlings Stiftung übergeben. Es ist nicht seine erste Ausstellung hier: Im vergangenen Sommer fand in Tempelhof die Großausstellung „Diversity United – Das künstlerische Gesicht Europas“ statt, die zurzeit in Moskau gastiert.
Für Smerling war es ein gutes Jahr: Die Berichte über „Diversity United“ fielen freundlich aus, Smerling hatte nicht nur Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier, sondern sogar Wladimir Putin als Schirmherren gewinnen können. Zu diesem Zeitpunkt saß Alexej Nawalnyj zwar schon im Knast, aber das machte Putins Schirmherrschaft weder für Smerling noch für Steinmeier zum Problem – Kultur kann Brücken bauen, auch über halb vergiftete und eingelochte Dissidenten hinüber. In Duisburg eröffnete Smerling anschließend noch den Anbau des Museums Küppersmühle, das die Sammlung Ströher zeigt und dessen Direktor ebenfalls Walter Smerling ist – den Anbau besorgten die Architekten Herzog & de Meuron, die aus der Mühle eine kleine Tate Modern machten. Und jetzt noch Leiter der Kunsthalle Berlin – man kann sagen, dass Walter Smerling eine der erfolgreichsten Figuren des Betriebs ist.
Walter Smerling und Gerhard Schröder 2014 auf einer Gala in Berlin
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Bild: Imago
„Diversity United“ wurde mit einer Million Euro vom Bundesaußenministerium bezuschusst, Daimler und Meridian Capital spendeten Geld, Hauptsponsor war der Unternehmer Lars Windhorst, dem zurzeit millionenschwere Scheingeschäfte, sogenannte „wash sales“, mit einem mittlerweile verurteilten Geldwäscher aus den Vereinigten Arabischen Emiraten vorgeworfen werden – was Windhorst bestreitet. Smerlings neue Kunsthalle wird unter anderem von dem Immobilienentwickler Christoph Gröner finanziert. Gröners Unternehmen hat sich neben dem Wohnungsbau auf die Sanierung leer stehender Großbauten spezialisiert – beides ein Thema am Tempelhofer Feld.
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