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#Das Ringen um die Impfquote wird härter

Das Ringen um die Impfquote wird härter

In Frankreich, den Vereinigten Staaten und auch in Deutschland haben die Impfkampagnen zwischenzeitlich an Fahrt verloren, die erforderlichen Impfquoten für einen flächendeckenden Schutz der Bevölkerung werden nicht erreicht. Um jeden nicht Geimpften scheint von beiden Seiten gekämpft zu werden – den Skeptikern und den Befürwortern. Und das immer unversöhnlicher.

In Deutschland zeichnet sich in beiden Gruppen ein Strategiewechsel ab. Die radikalen Impfskeptiker wandeln sich gerade: Statt nur Online-Desinformationen zu verbreiten, gibt es nun öfter dezentrale Aktionen an Ort und Stelle, wie der Bielefelder Soziologie-Professor und Konfliktforscher Andreas Zick aufzeigt. Zick spricht von einer Guerrilla-Taktik. Protestaktionen werden in kleineren Gruppen vor Altenheimen und Impfzentren abgehalten; die Rhetorik wandert von ruhiger Desinformation zur aggressiven Diffamierung von Impfärzten, Impfbefürwortern und Geimpften. Einzelne Impfärzte wie der Allgemeinmediziner Christian Kröner in Neu-Ulm werden massiv bedroht und als Mörder und Hochverräter bezeichnet. Die gemeinsamen Guerrilla-Aktionen verstärken das Gemeinschaftsgefühl. Die immer gleichen Parolen werden durch ihre ständigen Wiederholung zur gefühlten Wahrheit – das ist der aus der Psychologie bekannte Wahrheitseffekt.

Viele weniger radikale Impfskeptiker und auch die Impfzauderer, die sich von den Guerrilla-Aktionen distanzieren und mit sachlicheren Argumenten für ihre Position werben, fühlen sich in die Enge getrieben. Der vermehrte Druck der Impfbefürworter in Politik und Wirtschaft und die steigende Gewaltbereitschaft der Aktionen radikaler Impfskeptiker führt dazu, dass sie sich von beiden Seiten immer weniger verstanden und respektiert fühlen. Häufig bekommen sie die Wut der Bürger über die Guerrilla-Aktionen ab, gleichzeitig wissen sie nicht mehr, wie sie für ihre Ansichten protestieren können, ohne dass der Protest von radikaleren Gruppen für eine Guerrilla-Aktion genutzt wird.

9,5 Prozent wollen sich definitiv nicht impfen lassen

Dabei sind die Impfzauderer die größere Gruppe der Ungeimpften. Laut Daten des Instituts für angewandte Sozialwissenschaft in Bonn gehören 14,5 Prozent der Bevölkerung von 18 Jahren an zu den Zauderern, die eine Impfung nicht grundsätzlich ablehnen, sie aber bis jetzt noch nicht bekommen haben. Rund 9,5 Prozent der über Achtzehnjährigen planen hingegen, sich definitiv nicht impfen zu lassen. In der Altersgruppe 25 bis 34 Jahre wollen sich sogar 20,5 Prozent nicht impfen lassen.

Während man zunächst Impfbefürworter durch Anreize von der Impfung überzeugen wollte, werden nun immer öfter Einschränkungen für Ungeimpfte ins Spiel gebracht. Einige Vorstöße kommen aus der Politik. So sagte der SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach, dass Einschränkungen für Ungeimpfte unvermeidbar seien, wenn die Corona-Zahlen in Deutschland weiter stiegen und sich die Impfquoten nicht wesentlich erhöhten. Für enge, schlecht belüftete Räume fordert Lauterbach einen Übergang zur Zwei-G-Regel, bei der nur noch Geimpfte und Genesene Zutritt bekommen, nicht aber negativ Getestete. Zu häufig gebe es falsch negative Corona-Antigen-Tests. Grünen-Ko-Chef Robert Habeck erwartet, dass Geimpften ihre Grundrechte und ein freies Leben schnell zurückgegeben werden. Er spricht sich allerdings auch dafür aus, dass die Corona-Tests unentgeltlich bleiben – im Gegensatz zu vielen anderen Impfbefürwortern.

Auch die Wirtschaft könnte Einschränkungen für Ungeimpfte forcieren. So kann gemäß Vertragsfreiheit ein Café- oder Kinobetreiber entscheiden, mit wem er einen Vertrag eingeht, wem er also seine Dienstleistungen anbietet. Die Politik kann im Allgemeinen Gleichbehandlungsgesetz zwar die Vertragsfreiheit einschränken, allerdings nur mit ausreichender Rechtfertigung – die zurzeit wohl noch nicht gegeben ist.

Deutschland setzt wenig auf das sogenannte Nudging

Die Regierung versucht inzwischen mit der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA), ein Informationsgegengewicht zu den Aktionen der radikalen Impfskeptiker aufzubauen und Unentschlossene für die Impfung zu gewinnen. Gängige Impfmythen werden auf der Website der BZgA in kurzen Textblöcken widerlegt, Informationen zu den unterschiedlichen Impfstoffen systematisch dargestellt.

Im Vergleich zu anderen Ländern setzt die Bundesregierung allerdings wenig auf das sogenannte Nudging. Es beschreibt in der Verhaltensökonomie Entscheidungsstrukturen, die eine gesundheitsförderliche Entscheidung wahrscheinlicher werden lassen, ohne die Wahlfreiheit einzuschränken. So kann beispielsweise durch leicht zu erreichende unbürokratische Impfmöglichkeiten die Wahrscheinlichkeit erhöht werden, dass Menschen sich für die Impfung entscheiden, ohne ihnen die Wahl zu nehmen. Nudging-Strategien werden in anderen europäischen Ländern und in den Vereinigten Staaten viel öfter verwendet, um Impfzauderer zu überzeugen.

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