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#Das steht so nicht in der Bibel!

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Seine Stimme ist nicht mehr so glockenklar wie in den frühen Tagen von Simon and Garfunkel ja selbst noch mittwochmorgens um drei Uhr früh, aber allerlei Glocken und verwandte scheppernde Instrumente ertönen auf Paul Simons neuem Album, darunter „Almglocken“, außerdem „Gongs, Hadphoon, Hadjira, Gamelan“ sowie ominöse „Cloud-Chamber-Bowls“, die aus großen, durchgeschnittenen Glasflaschen bestehen. Wir haben verstanden: Es geht um meditative Klänge, die aus aller Welt stammen. Der dazu singt, behauptet zwar, er sei weder Arzt noch Prediger, aber beides könnte man sich durchaus vorstellen, zumal das Album „Seven Psalms“ (Sony) heißt und auf den psalmodierenden König David anspielt.

Paul Simon hat ja schon auf ganz verschiedene Weise den Schritt vom amerikanischen Folk zur Weltmusik gewagt; hier ist er freilich nicht derart stilprägend wie auf seinen Alben „Graceland“ oder „The Rhythm of the Saints“, sondern dient nur als Grundierung für die ansonsten sparsam-traditionelle Kombination aus Western-Lyra (immer noch gut gezupft vom mittlerweile 81 Jahre Alten) und dessen Gesang, manchmal ergänzt durch den seiner Frau Edie Brickell. Das Album listet sieben Stücke, hat aber nur einen Track, der dreiunddreißig Minuten dauert: Auch das spricht für eine musikalische Meditation. Manche halten es für eine Meditation über den Tod. So lassen sich gleich die ersten Zeilen tatsächlich verstehen: „I’ve been thinking about the great mi­gration“ heißt es darin, und schon scheint sich ein Bogen zu schließen zu anderen Vermächtnis-Alben wie Leonard Cohens „You Want it Darker“.

Die große Migration

Aber das ist vielleicht doch etwas voreilig. Die „great migration“ könnte sich, wie aus dem Folgetext erhellt, auch auf tierische Herden beziehen, die frisches Gras suchen, sie ist zudem ein Fach­begriff für die Fluchtbewegung von Schwarzen in den Vereinigten Staaten Richtung Norden im Laufe des 20. Jahrhunderts, und sie könnte auch für Fluchtbewegungen der Gegenwart stehen. Von „refugees“ und „homeless“ hat Paul Simon schließlich auch schon häufiger gesungen, und nun tauchen diese Begriffe von Neuem wieder auf. Nicht um das Schicksal eines einzelnen Menschen scheint es hier zu gehen, sondern um das des Planeten.

Die Liedtexte sind zum Teil biblischen Psalmen nachgebildet: Sie variieren die Textfigur „The Lord is . . .“ in teils überraschender, womöglich auch satirischer Weise. „The Lord is a puff of smoke / The Lord is my personal joke“ heißt es etwa, und: „The Lord is my record producer“. Das steht so nicht in der Bibel, und erst recht nicht: „The Covid virus is the Lord“. Neigt der Sänger etwa zu Verschwörungstheorien?

Was hier Botschaft ist und was Rolle, lässt sich nicht leicht sagen, denn die Verse und zum Teil sehr eingängigen Songpassagen fügen sich zu einem Langgedicht mit verschiedenen Stimmen. Auch Simon hätte jedes Recht, das gern zitierte Walt-Whitman-Diktum „I contain multitudes“ für sich zu beanspruchen. Eine der Stimmen suggeriert in der sarkastischen Medienkritik „My professional Opinion“, dass der Dichter und Medizinmann des amerikanischen Songs, dem die Idee zu alldem angeblich durch einen Traum kam, seinen Humor nicht verloren hat; eine andere ruft flehend: „Wait! I’m not ready, I’m just packing my car“. Das lässt manchen Deutungsspielraum, hat auf jeden Fall aber unübersehbare Gospel-Anklänge, wenn am Ende allen Kindern der Himmel versprochen wird, besonders denen, die keinen auf Erden hatten.

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