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#Das Surren der Drohnen erreicht Moskau

Was für Bewohner Kiews und anderer ukrainischer Städte längst furchtbare Routine geworden ist, kam am Dienstagmorgen auch in größerem Umfang nach Moskau und in das Umland der russischen Hauptstadt: das Surren von Drohnen, das Knallen von Luftabwehrgeschossen, Schäden am Boden.

Verglichen mit Kiew, wo in der Nacht auf Mittwoch nach offiziellen Angaben abermals ein Mensch in einer großen Drohnenangriffswelle ums Leben kam und etliche weitere Personen verletzt wurden, kam Moskau glimpflich davon. Eine Drohne schlug in ein mehrgeschossiges Wohnhaus im Südwesten der Stadt ein; Fotos zeigten eine zersplitterte Fensterscheibe. Das Haus sei evakuiert worden, hieß es.

Moskauer Bürgermeister: „Geringfügige Schäden“

Später teilte Moskaus Bürgermeister, Sergej Sobjanin, mit, alle in Sicherheit gebrachten Personen kehrten in ihre Wohnungen zurück. Auch am Lenin-Prospekt ebenfalls im Südwesten Moskaus schlug eine Drohne in ein Haus ein; nach unbestätigten Berichten gab es Verletzte.

Sobjanin sprach mit Blick auf die gesamte Angriffswelle von „geringfügigen Schäden“. Niemand sei „ernstlich verletzt“ worden; zwei Personen hätten um medizinische Hilfe ersucht, seien aber nicht ins Krankenhaus gekommen, so Sobjanin. Eine weitere Drohne beschädigte Fenster und Fassade eines Wohnhauses im sogenannten Neumoskau, das 2012 an die Hauptstadt angeschlossen wurde.

In keinem dieser drei Fälle soll die Sprengladung der Drohnen detoniert sein. Daneben wurden über dem Moskauer Umland mehrere Drohnen abgeschossen, und zwar im besonders privilegierten Westen dieses Gebiets. Dort haben wohlhabende Moskauer ihre Wochenendhäuser oder leben ganz dort; auch Präsident Wladimir Putin hat dort seine Hauptresidenz.

Manche der etwas verwackelten Videos, die Anwohner teils unter Flüchen aufzeichneten und verbreiteten, zeigen die für die Gegend typischen Häuser im pseudoenglischen Stil. Der Gouverneur des Moskauer Gebiets, Andrej Worobjow, teilte mit, früh am Morgen hätten Bewohner mancherorts Explosionsgeräusche gehört, das sei die Arbeit der Luftabwehr gewesen. Einige Drohnen seien im Anflug auf Moskau abgeschossen worden, schrieb Worobjow und rief die Bewohner auf, „Ruhe zu bewahren“.

Verteidigungsministerium reagiert ungewöhnlich schnell

Während sich die Schäden am Boden in Grenzen hielten, war der psychologische Effekt größer. Sieht man von dem mysteriösen Drohnenangriff auf den Kreml Anfang Mai ab, waren bisher wenige Drohnen bis ins Moskauer Umland gelangt. Jetzt hörten zahlreiche Moskauer früh am Dienstagmorgen den Knall von Explosionen. So musste das sonst eher zurückhaltende Verteidigungsministerium früher als üblich reagieren.

Es teilte am Morgen mit, acht Drohnen seien abgefangen worden. Drei von ihnen seien durch „radioelektronische Kampfmittel“ unkontrollierbar gemacht, fünf von Abwehrraketen des Panzir-Systems im Moskauer Umland abgeschossen worden. Solche Luftabwehrsysteme waren in den vergangenen Monaten an mehreren Orten aufgestellt worden. In manchen Telegram-Kanälen war von deutlich mehr Drohnen die Rede, mit denen die Hauptstadt und ihr Umland angegriffen worden seien.

Wie typischerweise bei Angriffen innerhalb Russlands, sprach das Verteidigungsministerium von einer „terroristischen Attacke“, die „das Kiewer Regime am Morgen mit unbemannten Flugapparaten gegen Objekte in Moskau unternommen“ habe.

Andrej Kartapolow, der Leiter des Verteidigungsausschusses der Duma, des russischen Unterhauses, bezeichnete den Angriff „großenteils als Informationsattacke“, um die Zivilbevölkerung einzuschüchtern. Es gelte nun zu vermeiden, dass „Panik“ entstehe. Der Angriff auf Moskau sei möglich, weil Russland ein „großes Land“ sei: Es werde sich „immer ein Schlupfloch finden, durch das eine Drohne fliegen kann“. In diesem Sinne warnte die Moskauer Staatsanwaltschaft davor, „Fakes“ über die Angriffe zu verbreiten.

Putins Sprecher, Dmitrij Peskow, gab sich ebenfalls unbeeindruckt. Die Attacken seien „Antwortmaßnahmen des Kiewer Regimes auf unsere sehr effektiven Schläge gegen eines der Zentren, in denen Entscheidungen getroffen werden“, sagte Peskow unter Verwendung einer Formel des Verteidigungsministeriums, um angebliche Ziele in der Ukraine zu beschreiben. Zudem lobte Peskow die „gute Arbeit“ der Luftabwehr und sagte, es bestehe „keinerlei Bedrohung für die Bewohner“ Moskaus und des Umlandes der Hauptstadt.

Die Regierung in Kiew wies – auch das ist typisch für solche Fälle – zurück, hinter der Attacke zu stehen. Man sehe die Angriffe mit Wohlgefallen und sage voraus, dass sich ihre Anzahl steigern werde, äußerte der Berater des ukrainischen Präsidialamts, Mychajlo Podoljak. Doch habe man „dazu natürlich keinen direkten Bezug“.

Für die Ukrainer seien die nahezu täglichen Drohnenangriffe auf ihr eigenes Land wie auf Kiew viel wichtiger. „Alle Leute, die glauben, dass sie ein einseitiges Spiel spielen können, dass sie absolut straflos einen anderen souveränen Staat zerstören können – haben sie nach 15 Monaten nicht verstanden, dass sie kein 2014 bekommen werden?“, fügte Podoljak hinzu.

Damit spielte er auf die Zeit seit dem russischen Überfall von Ende Februar 2022 sowie den eigentlichen Beginn des Krieges vor neun Jahren an, als Russland nach der Majdan-Revolution die Halbinsel Krim annektierte und die Aggression im Donbass begann.

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