Nachrichten

#„Das Tempolimit ist ein völlig überhöhtes Symbol“

„Das Tempolimit ist ein völlig überhöhtes Symbol“

Frau Präsidentin Müller, wie beurteilen Sie den Koalitionsvertrag für die künftige Ampelkoalition aus der Sicht der deutschen Autoindustrie?

Ich finde erst einmal, dass in dem Koalitionsvertrag viele gute Ansätze sind. Dazu gehören Punkte, die weit über die vermeintlichen Interessen der Autoindustrie hinausgehen. Um nur ein Beispiel zu nennen: Wenn dort etwas zur Beschleunigung von Planungs- und Genehmigungsverfahren steht, dann horchen wir in der Wirtschaft alle auf, weil wir den Bau von Infrastruktur auf allen Ebenen deregulieren und beschleunigen müssen. Das gilt für Breitbandnetze, aber auch für die Ladeinfrastruktur für Elektroautos. Es gibt noch viele weitere Beispiele, wie die digitale Verwaltung. Wir warten schon lange darauf, und es ist in anderen Ländern längst Standard.

Manche Beobachter der Umweltpolitik sagten gerade der Autoindustrie schwierige Zeiten unter der Regierung einer Ampelkoalition voraus. Von Ihrer Branche wird sicher viel verlangt. Wo sehen Sie dennoch die positiven Anzeichen?

Zu den guten Ansätzen gehört, dass man technologieoffen auf die Zukunftsfragen zugeht. Angesprochen werden konkrete Herausforderungen, die wir jetzt dringend lösen müssen: beim Hochlauf der Elektromobilität zum Beispiel der Ausbau der Ladeinfrastruktur. Man zeigt sich technologieoffen mit Aussagen zur Zukunft von Wasserstoff und synthetischen Treibstoffen, sogenannten „E-Fuels“. Vieles ist noch zu hinterfragen. Aber wir kommen jetzt endlich an den Punkt, an dem alle die Transformation und den Wandel als Chance verstehen. Jetzt muss die Politik die Ziele mit konkreten Aktionen und Instrumenten unterlegen. Wir wollen alle möglichst schnell klimaneu­tral werden. Ich glaube, mit der richtigen Politik können wir jetzt auch Innovationsweltmeister werden. Wenn wir Innovationsweltmeister sind, wird unserem Beispiel auch in anderen Regionen der Welt gefolgt. Das ist nicht nur gut für das Klima, sondern auch für die Arbeitsplätze in Deutschland. Also: Die Ziele stehen, wir brauchen nun Instrumente und Pläne.

F.A.Z. Frühdenker – Der Newsletter für Deutschland

Werktags um 6.30 Uhr

ANMELDEN

Wenn im Koalitionsvertrag von Modernisierung und grundlegenden Umwälzungen die Rede ist, könnte das als positiv gegenüber der Industrie, aber auch als autofeindlich interpretiert werden. Ist da noch viel Raum für Streit?

Gute Lösungen findet man in offenen und konstruktiven Debatten, Dialog ist zentral: Wir alle müssen uns aus alten Feindbildern herausbewegen. Erfolgreiche Beispiele der Mobilitätswende in Städten wie Kopenhagen sind nicht im Streit entschieden worden, sondern indem man sich zusammengesetzt hat, um Quartier für Quartier einvernehmliche Lösungen zu entwickeln. Die Ideen müssen sich an die Lebenssituation der Menschen anpassen. Und mit dem Berliner Blick lässt sich mit Sicherheit nicht über die Situation in ganz Deutschland und schon gar nicht in ländlichen Räumen reden. Den Menschen geht es um konkrete Fragen, wie die nach dem nächsten Anschluss für den öffentlichen Nahverkehr, wie sie zur Arbeit und zurück kommen, wie zum Einkaufen? Oder wie kommen die Kinder zum Sport oder zur Musikschule? Mobilität bedeutet Teilhabe! Die Frage ist, wie solche Teilhabe möglich gemacht wird: meines Erachtens nur mit der Vernetzung verschiedener Verkehrsträger. Der gesellschaftliche Rückhalt und die Akzeptanz bei den Menschen sind entscheidend für eine erfolgreiche Transformation; wir müssen weitere Spaltungen der Gesellschaft unbedingt verhindern.

Kann der geforderte Wandel nun überhaupt schnell vorankommen, oder müsste man dafür erst die Städte umbauen? Da liegen die Einkaufszentren womöglich zu oft am Stadtrand, nur erreichbar mit dem Auto?

Wenn Ihnen der Artikel gefallen hat, vergessen Sie nicht, ihn mit Ihren Freunden zu teilen. Folgen Sie uns auch in Google News, klicken Sie auf den Stern und wählen Sie uns aus Ihren Favoriten aus.

Wenn Sie an Foren interessiert sind, können Sie Forum.BuradaBiliyorum.Com besuchen.

Wenn Sie weitere Nachrichten lesen möchten, können Sie unsere Nachrichten kategorie besuchen.

Quelle

Ähnliche Artikel

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Schaltfläche "Zurück zum Anfang"
Schließen

Please allow ads on our site

Please consider supporting us by disabling your ad blocker!