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#Das Ungeheuer aus dem Urwald

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Das Ungeheuer aus dem Urwald

Die Apokalypse blieb aus, die Millionenstadt Goma ganz im Osten von Kongo verschont. Am Samstagabend gegen 19 Uhr Ortszeit brach der Vulkan Nyiragongo mit aller Kraft aus. Tausende Menschen rannten aus ihren Häusern, auf den Straßen herrschte Panik, es wurde von mehreren Erdbeben berichtet. Das Nachbarland Ruanda nahm 3500 Menschen noch in der Nacht auf. In weiten Teilen Gomas fiel der Strom aus. Dort war der Himmel in Richtung Norden rot eingefärbt, Erinnerungen an frühere Ausbrüche wurden wach. Verletzt oder getötet wurde durch die heiße Lava nach offiziellen Angaben niemand. Laut lokalen Medienberichten verunglückte jedoch ein Bus, der Menschen evakuieren sollte. Dabei kamen einige Personen ums Leben.

Am Sonntag folgte die Entwarnung. Kurz vor dem Flughafen nördlich der Stadt kam der Lavastrom zum Stillstand. Touristen, die sich beim Ausbruch am Krater befunden hatten, seien wohlauf. Auch die Berggorillas im umliegenden Virunga-Nationalpark seien nach offiziellen Angaben nicht durch das Unglück bedroht. 

Goma und der Osten Kongos sind noch einmal mit einem blauen Auge davongekommen. Denn der Nyiragongo ist unberechenbar. Das Ausmaß der vulkanischen Aktivität war am Abend des Vulkanausbruchs nicht absehbar. Manche Einwohner und Beobachter rechneten mit einer Katastrophe für die Region; die Regierung ließ am späten Abend die Stadt vorsorglich evakuieren. Die Millionenstadt liegt mitten im Grabenbruch zwischen der Afrikanischen und der Arabischen Platte, die sich in Millionen Jahre abspalten wird. Im Süden von Goma erstreckt sich der Kivusee, im Osten Ruanda, im Westen der weite Kongo – und nur wenige Kilometer nördlich der Stadt der Nyiragongo, einer der größten und gefährlichsten Vulkane der Welt.

Der Krater des Vulkans ist an seinen Rändern 3000 Meter hoch, sein Durchmesser etwa 1,5 Kilometer groß. In seinem Inneren, wo ein Lavasee liegt, der ganze Städte meterhoch bedecken könnte, geht es bis zu 2500 Meter tief hinab. Je höher der Lavasee steigt, desto größer ist wohl auch der Druck. Der Pegel im Krater gilt daher als Gradmesser für die Bedrohungslage des Vulkans. Im Kessel herrschen Temperaturen von 1200 Grad. Doch auch ohne einen Ausbruch ist der Nyiragongo der größte Emittent von Schadstoffen des Landes. Jeden Tag stößt der Vulkan bis zu 50.000 Tonnen Schwefeldioxid aus: Das ist mehr als die gesamte Industrie, die Wirtschaft und alle Autos zusammen in den USA produzieren.

Lava mit 100 Stundenkilometern

Gelegentlich heizt Magma aus dem Nyiragongo das Wasser des Sees auf. Von Forschern heißt es, dass der See währenddessen gluckere. Der Nyiragongo ist auch gefährlicher als andere Vulkane, da seine Absonderungen dünnflüssiger sind. In der Tiefe ist der Anteil der Kieselsäure niedriger, die zur höheren Viskosität von Magma führt und sie klebrig macht. 2002 schoss ein heißer Lavastrom mit 100 Stundenkilometern bis zum Kivusee, tötete etwa 150 Menschen und machte mehr als 120.000 obdachlos. Zwei Drittel der Startbahn des Flughafens verschluckte die heiße Lava, schließlich wurde der See zum Kochen gebracht. Ein Ausbruch 1977 forderte 2000 Menschenleben.

Auf der Suche nach dem, was die Natur noch übrig gelassen hat.


Auf der Suche nach dem, was die Natur noch übrig gelassen hat.
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Bild: AFP

Alle zehn bis 20 Jahre entleert sich der Vulkan. Die Stadt, die 2007 etwa 500.000 Einwohner zählte, beheimatet durch den Zuzug von Bürgerkriegsflüchtlingen aktuell schätzungsweise zwei Millionen Menschen. Goma liegt in einer der beiden Abflussrinnen des Vulkans. Würde der nahgelegene Flughafen zerstört werden, wäre die Millionenstadt von der Außenwelt so gut wie abgeschnitten. Die Vereinten Nationen brachten ihre Flugzeuge am Samstag an anderen Flughäfen in Sicherheit. Zuvor hatte die Monusco-Mission der Vereinten Nationen einen Hubschrauber auf einen Aufklärungsflug geschickt und auf Twitter geschrieben, dass sich die Lava „nicht in Richtung Goma zu bewegen scheint“. Als sich später abzeichnete, dass die Lava doch weiter an die Stadt herankommen könnte als erwartet, klagten Kongolesen auf Twitter die UN an, dass sie Falschinformationen verbreite und Tote riskiere. Bislang waren es die politischen Krisen, die sich für den Osten Kongos als die größere Gefahr erwiesen.

Seit dem Unglück von 2002 versuchen auch Geologen und Vulkanologen den Nyiragongo zu überwachen. Ein Problem stellt dabei jedoch dar, dass im Zuge dessen wiederholt teure Ausrüstung der Forscher abhanden kommt und die Forschungsaufenthalte von Überfällen zahlreicher örtlicher Milizen bedroht sind.

Am Sonntag wurde derweil von mehreren kleinen Erdbeben aus Goma berichtet; Bilder in den sozialen Medien zeigen Brandherde. Anwohner dürfen ohne eine Genehmigung der Regierung nicht ins Zentrum von Goma zurückkehren. Der Präsident des Landes, Felix Tshisekedi, unterbrach am Samstag seine Europa-Reise und kündigte an, am Sonntag nach Kongo zurückzukehren.

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