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#„Das war Irrsinn“

„Das war Irrsinn“

Da stand er nun also, vor der versammelten deutschen Fußball-Nationalmannschaft, im Teamhotel in Hamburg, Oktober 2005. Auf Einladung von Oliver Bierhoff, dem Nationalmannschafts-Direktor, sollte Stefan Glowacz von den Erlebnissen auf seinen Expeditionen erzählen, von den Herausforderungen und Lehren daraus, als Teil der Vorbereitung des Teams auf das, was später als „Sommermärchen“ im Gedächtnis bleiben würde: die Fußball-Weltmeisterschaft 2006 in Deutschland.

Bernd Steinle

Bernd Steinle

Redakteur im Ressort „Deutschland und die Welt“.

„Ich war echt aufgeregt, ich hatte richtig Angst, als ich eingeladen wurde“, sagt Glowacz. „Ich bin ja auch Fußballfan, ich fand es toll, Schweinsteiger, Lehmann oder Kahn kennenzulernen, aber ich dachte mir auch: Boah, was soll ich denen denn erzählen, das sind ja absolute Profis, mit ihrer eigenen Struktur?“ Er sagte ihnen dann: Betrachtet das WM-Turnier wie eine Expedition, mit Vorbereitung, Zielsetzung und einzelnen Etappen. Erkennt die Bedeutung der Entspannung zwischen der Anspannung. Und glaubt an die Macht persönlicher Rituale. „Wenn ich mal erst den linken Schuh im Zelt gefunden habe, suche ich sofort den rechten, damit ich den zuerst anziehen kann“, sagt Glowacz. „Das ist so ein Aberglaube bei mir. Sonst geht der Tag schief.“

2009 in Venezuela: Stefan Glowacz klettert mit Holger Heuber an der Felswand des 2723 Meter hohen Roraima.


2009 in Venezuela: Stefan Glowacz klettert mit Holger Heuber an der Felswand des 2723 Meter hohen Roraima.
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Bild: Klaus Fengler

„Er würde nie sagen: Mir ist es zu steil, zu hoch, zu kalt“

Glowacz traf den richtigen Ton. Nach dem Vortrag fragte ihn Torhüter Oliver Kahn, ob sie am nächsten Tag zusammen Mittagessen könnten, er habe da noch ein paar Fragen, würde sich gerne mit ihm unterhalten. „Ich dachte vorher, da sitzen lauter Multimillionäre vor mir, die satt sind, alles haben und sich alles leisten können“, sagt Glowacz. „Aber letztendlich sind das einfach Sportler, die ehrgeizig sind, die gewinnen wollen.“ Kahn sagte später in einem „Sport-Bild“-Interview, extreme Menschen hätten ihn schon immer fasziniert. Und von einem wie Glowacz könne man vor allem eines lernen: „Glowacz würde am Berg nie sagen: Mir ist es zu steil, zu hoch, zu kalt, zu glatt, zu windig. Das könnten Menschen wie er gar nicht. Weil er immer weitergehen will. Immer schauen will, was passiert, um sich als Mensch weiterzuentwickeln.“

Stefan Glowacz ist einer der prominentesten und profiliertesten Kletterer und Abenteurer. Als Teenager hatte er mit dem Klettern begonnen, mit 20 wurde aus unbegrenzter Begeisterung eine berufliche Perspektive. Das war 1985, beim ersten großen Kletterwettkampf in Bardonecchia (Italien), vor Tausenden Zuschauern. Ein Freund hatte ihn zur Teilnahme überredet, Glowacz, damals ein Nobody, sagte zu, fuhr mit dem VW-Bus nach Norditalien – und zur Überraschung aller Beteiligten, allen voran der von Glowacz selbst, gewann er.

Talent und Leidenschaft

Es war ein wegweisendes Ereignis. Der einstige Werkzeugmacherlehrling, der eigentlich nur genug Geld verdienen wollte, um möglichst oft klettern gehen zu können, stieg zum internationalen Star auf. Er gewann dreimal den Rockmaster in Arco (Italien), das Wimbledon der Sportkletterer, er siegte 1992 in Albertville (Frankreich) im olympischen Demonstrationswettbewerb und beendete seine Wettkampfkarriere 1993 als WM-Zweiter. Danach war er bei Erstbegehungen und an schwierigsten Felswänden erfolgreich, in den Alpen und anderswo, oft bei Expeditionen an entlegene, schwer erreichbare Orte: in Grönland, der Antarktis, Venezuela oder auf Baffin Island, im hohen Norden Kanadas. Einen „natural born climber“ hat ihn der Kletterpionier Kurt Albert genannt, mit dem Glowacz viel unterwegs war, einen Menschen, der zum Klettern geboren ist: „Er hat das Talent, gepaart mit unheimlich viel Leidenschaft.“

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