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#Das Wetter ist nicht politisch

„Das Wetter ist nicht politisch“

Früher hatte die Tagesschau einen politischen und einen unpolitischen Teil. Der unpolitische begann mit dem Wetter. Das konnte man schon an den Mienen der Sprecher ablesen, die sich merklich aufhellten, sobald sie sagten: Und nun zum Wetter. All das hat sich geändert. Sonne, Wind und Regen sind politisch geworden.

Sie werden von allen Seiten in­strumentalisiert. Herrscht Dürre, fordern Grüne mehr Klimaschutz. Ist der Winter kalt, pocht die AfD auf mehr Gelassenheit, wie vergangenes Jahr. Neuerdings geschieht das sogar täglich. An Flautentagen machen sich Kritiker der Energiewende über stillstehende Windräder lustig. Weht der Wind, weisen Fans der Erneuerbaren darauf hin, wie günstig der Strom ist.

An einem Tag heißt es: Seht her, die Energiewende ist gescheitert! Am nächsten: Seht her, Windräder sind unsere einzige Rettung! So schlägt die Debatte Kapriolen, wie das Wetter selbst.

Das Wetter hat seine Schicksalhaftigkeit verloren

Dass es so gekommen ist, hängt mit einer unumstößlichen Wahrheit zusammen. Der Mensch hat das Klima verändert. Er hat in ein weltumspannendes System eingegriffen. So trägt er nun Verantwortung für alles, was daraus folgt. Jeder reißende Fluss, jede vertrocknete Wiese kann ihn daran erinnern. Das Wetter hat seine Schicksalhaftigkeit verloren, was auch den Blick auf Naturkatas­trophen verändert.

1962, als Wassermassen die Stadt Hamburg überspülten, war die Natur noch der Übeltäter. Sicher, Menschen waren schuld, dass die Flut überhaupt so viele Opfer fordern konnte. Politiker hatten Deiche unzureichend instand gehalten und Bürgern erlaubt, sich an Orten niederzulassen, an denen sie es besser verboten hätten. Aber für die eigentliche Katastrophe war niemand verantwortlich. Deshalb rückten die Hamburger in ihrem Angesicht zusammen. Hatten sie den Schrecken erst überwunden, bauten sie höhere Deiche und trotzten der Natur. Die Katastrophe einte das ganze Land. Nur gemeinsam konnte man sich den Naturgewalten entgegenstemmen.

Naturkatastrophen spalten jetzt die Menschen

Das ist jetzt anders. Streng genommen gibt es keine Naturkatastrophen mehr. Es gibt nur noch Katastrophen, die sich der Mensch selbst zufügt. Die Natur ist nicht mehr der Feind, dem er seinen Lebensraum abtrotzen muss, sie ist Opfer seiner Eingriffe. Spielt sie verrückt, dann mittelbar seinetwegen.

Deswegen bringen Naturkatastrophen die Menschen auch nicht mehr zusammen, sondern spalten sie. Sie geben einander die Schuld an etwas, das früher Schicksal war. Als im vergangenen Jahr in Kanada der Wald brannte, machte der kürzlich zum Umweltminister von Nordrhein-Westfalen aufgestiegene Oliver Krischer von den Grünen Armin Laschet dafür verantwortlich. Er schrieb auf Twitter, Laschet baue zu wenig Windräder und das koste „überall auf der Welt – gerade in Kanada – Menschen das Leben“. Das ist absurd. Genauso gut könnte man China die Hitzewellen in Kanada zuschreiben, das schon lange jedes Jahr mehr als zehnmal so viel Kohlendioxid ausstößt wie Deutschland.

Wir werden ein Kulturklima haben

Jeder weiß inzwischen: Klima ist nicht gleich Wetter. Der Mensch verändert das Klima, den Rahmen, in dem das Wetter sich abspielt. Es bleibt aber zufällig. Starkregen und Dürren werden durch den Klimawandel häufiger, einige dieser Katastrophen wären allerdings auch so über die Menschen hereingebrochen. An einzelnen Wetterereignissen ist niemand schuld. Politiker wie Krischer ignorieren das bewusst und führen sie an, um Menschen für die gute Sache zu manipulieren. Wer das tut, gewöhnt die Öffentlichkeit an eine irrationale und kurzatmige Diskussion. Wird es kälter, sind wieder die anderen obenauf. Wo das hinführt, kann man in Amerika sehen. Da twitterte Donald Trump in den eisigen Monaten des Jahres regelmäßig, das Land könnte jetzt wirklich mal einen Klimawandel gebrauchen.

So wird der Mensch seiner Verantwortung nie gerecht. Dazu muss er langfristig denken. Schwankungen dürfen ihn nicht aus dem Konzept bringen. Mit ihnen muss er leben, sobald er in ein Ökosystem eingreift. Man kann das am Wald sehen. Die Norddeutschen haben ihn über Jahrhunderte abgeholzt. Entstanden ist eine Heidelandschaft, die nun geschützt wird. Wer dort spazieren geht, könnte meinen, eine ursprüngliche Naturlandschaft zu sehen, aber es ist eine, die der Mensch hervorgebracht hat. Eine Rückkehr zum dichten Wald, der dort mal stand, ist unrealistisch. So wird es auch beim Klima sein. Wir werden ein Kulturklima haben, eines, das der Mensch geschaffen hat und dann im Gleichgewicht zu halten versucht.

Um dieses Gleichgewicht zu erreichen, ist Klimaschutz dringend nötig, egal wie gerade das Wetter ist. Das gilt auch umgekehrt: Strukturelle Einwände gegen die Energiewende kann man nicht vom Tisch wischen, indem man darauf hinweist, wie toll gerade der Wind weht. Das Wetter taugt nicht zum Politikum.

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