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#Der Aktionär darf vor die Kamera

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Der Aktionär darf vor die Kamera

Weil die Corona-Pandemie länger dauert als ursprünglich gedacht, werden die Aktionärstreffen auch in diesem Jahr wohl großteils nur rein virtuell abgehalten: Da eine reine Online-Hauptversammlung im Gesetz aber eigentlich nicht vorgesehen ist, hat die Bundesregierung die Corona-Ausnahmeregelungen für die Hauptversammlungen deutscher Großunternehmen schon vor Wochen bis Ende dieses Jahres verlängert. Aktionäre müssen sich also weiter gedulden, bevor sie auf den Treffen wieder richtig zu Wort kommen.

Tillmann Neuscheler

Doch es gibt erste Lichtblicke: Bayer lässt auf seiner virtuellen Hauptversammlung Ende April auch Video-Statements von Aktionären zu. Sie können ihre Aussagen schriftlich oder per Video – maximal zwei Minuten – auf eine Aktionärsplattform hochladen. Bayer will Aktionären zudem während der Hauptversammlung auch Nachfragen möglich machen und somit mehr Spontaneität erlauben. Auch Henkel und Sartorius bieten auf ihrer virtuellen Hauptversammlung in diesem Jahr ein Nachfragerecht an.

„Das sind durchaus positive Signale“, sagte Jella Benner-Heinacher, die stellvertretende Hauptgeschäftsführerin der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW), am Donnerstag auf der eigenen Online-Pressekonferenz. Die Unternehmen müssten auf ihren virtuellen Hauptversammlungen dringend wieder mehr Aktionäre zu Wort kommen lassen.

Bayer-Chef Werner Baumann lässt immerhin Video-Statements von Aktionären zu: Das könnte angesichts der teuren Monsanto-Übernahme für ihn auch unangenehm werden.


Bayer-Chef Werner Baumann lässt immerhin Video-Statements von Aktionären zu: Das könnte angesichts der teuren Monsanto-Übernahme für ihn auch unangenehm werden.
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Bild: dpa

Leider sei die neue Saison schon „wenig ermutigend“ gestartet. Mit Siemens und Thyssen-Krupp hätten sich gleich zwei Großkonzerne bei ihren Treffen im Februar auf „Mindeststandards“ zurückgezogen. Enttäuscht sind die Aktionärsschützer auch von der Bundesregierung, weil sie das Notgesetz verlängert hat, ohne dabei die stark eingeschränkten Aktionärsrechte wieder spürbar auszuweiten. Die Änderungen seien nur minimal: Aktionäre müssen ihre Fragen in diesem Jahr nicht mehr zwei Tage vorher, sondern nur noch einen Tag vor der Hauptversammlung einreichen. Zudem könne die Verwaltung nicht mehr entscheiden, welche Fragen sie beantworten will und welche nicht. Das seien zwar leichte Verbesserungen, aber am Ende „eher Kosmetik“.

Hybrid-Modelle dauerhaft zu teuer?

Die Aktionärsschützer befürchten seit langem, dass Manager Gefallen finden an dem rein virtuellen Format mit eingeschränkten Aktionärsrechten: Das eigentlich Bedenkliche seien die „spürbaren Bestrebungen von Teilen der Wirtschaft, die virtuelle Hauptversammlung in der aktuellen, aktionärsunfreundlichen Form über das Ende der Pandemie hinaus beizubehalten“, sagt Beller-Heinacher, Für viele Spitzenmanger sei das eine „verlockende Vorstellung“. Die DSW werde alles daransetzen, dass es genau dazu nicht kommt“, sagte DSW-Hauptgeschäftsführer Marc Tüngler.

DSW-Hauptgeschäftsführer Marc Tüngler


DSW-Hauptgeschäftsführer Marc Tüngler
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Bild: Wolfgang Eilmes

Man habe schon begonnen, aktiv gegenzusteuern. Auf der virtuellen Hauptversammlung der Deutschen Telekom Anfang April will die DSW eine Satzungsänderung erreichen: Aktionären soll künftig auch dann ein Rederecht eingeräumt werden, wenn die Versammlung rein virtuell stattfindet. Etliche Investoren hätten schon ihre Unterstützung zugesagt. Besonders freut sich Tüngler über den Zuspruch mehrerer Stimmrechtsberater, darunter mit der ISS einer der einflussreichsten der Welt. Sie wollen ihren Kunden, meist großen Fonds, empfehlen, für den Antrag der DSW zu stimmen.

Wie es mit den Hauptversammlungen nach Auslaufen der Sonderregelung Ende des Jahres weitergehen wird, ist bislang noch unklar. Nochmals verlängern kann die Bundesregierung den Ausnahmefall per Verordnung nicht mehr, dafür bräuchte es ein neues Gesetz. Der DSW wäre wohl am liebsten, wenn es künftig wieder hauptsächlich Präsenzveranstaltungen gebe. Wahrscheinlicher wird künftig aber eine Mischform zwischen Präsenz und Online-Veranstaltung. Hybrid-Modelle seien dauerhaft zu teuer, wenden manche Unternehmen ein. Dass künftig nur noch online getagt wird, will die DSW jedenfalls verhindern. Der direkte Schlagabtausch zwischen Managern und Eigentümern sei durch nichts zu ersetzen.

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