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#Der BBC drohen jetzt „strenge Fragen“

Der BBC drohen jetzt „strenge Fragen“

Scharmützel zwischen der Königsfamilie und der britischen Klatschpresse gab es immer, aber die Anklage, die Prinz William jetzt an die BBC richtete, ist von anderer Qualität. Am Donnerstagabend trat der Sohn von Kronprinz Charles und dessen erster Frau Diana vor eine Kamera und gab eine Erklärung ab, die seither die nationale Debatte beherrscht. Die Zeitung „Daily Mail“ fasste sie in der Schlagzeile zusammen: „Die BBC-Lügen haben das Leben meiner Mutter zerstört“.

Zuvor hatte eine von dem öffentlichen Sender eingesetzte unabhängige Untersuchungskommission ihren Abschlussbericht über den „Fall Bashir“ vorgelegt. Der BBC-Redakteur Martin Bashir hatte vor 26 Jahren einen der größten Coups des Staatssenders gelandet, als er Prinzessin Diana zu ihrem Leben auf der royalen Bühne und mit Prinz Charles interviewte. Diana beschrieb damals ihr Unglück in der Königsfamilie und bestätigte öffentlich, dass sie von ihrem Mann betrogen wurde.

Seit Jahren in der Krise

Die Kommission bestätigte nun Vorwürfe, die schon unmittelbar nach dem Interview aufgetaucht waren. Bashir hatte demnach mit Lügen und gefälschten Dokumenten Dianas Bruder von angeblich üblen, gegen sie gerichteten Praktiken der Royals überzeugt und so Zugang zu dessen Schwester erhalten. Diese nahm daraufhin kein Blatt mehr vor den Mund, was zum Bruch mit den Royals führte; wenige Tage nach dem Interview mit Bashir reichte Charles die Scheidung ein. 

„Das Interview hatte maßgeblich Anteil daran, dass sich das Verhältnis meiner Eltern verschlechterte, und hat seither zahllosen Anderen Schmerzen zugefügt“, sagte William. Am traurigsten mache ihn aber, dass die BBC den anfänglichen Verdachtsmomenten und Beschwerden nicht angemessen nachgegangen sei, weshalb seine Mutter zu Lebzeiten nicht mehr erfahren konnte, dass sie von der BBC „getäuscht“ worden war. „Sie wurde nicht nur von einem schurkischen Reporter im Stich gelassen, sondern auch von den Chefs der BBC.“ Williams Bruder Harry ging noch einen Schritt weiter und sagte in seiner Wahlheimat Amerika, dass das BBC-Interview schließlich zum Tod seiner Mutter geführt habe.

Die gebührenfinanzierte Sender steckt seit Jahren in einer Krise, die einerseits von sinkenden Zuschauer- und Zuhörerzahlen geprägt ist, andererseits von Auseinandersetzungen über die politische Ausrichtung. Auch wenn die Affäre Bashir nur bedingt politischer Natur ist, spielt sie denen in die Hände, die den Sender weiter reformieren und seine vermeintlich linksliberale Tendenz neutralisieren wollen. Das nunmehr aktenkundige Fehlverhalten untergräbt den oft selbstgewiss vorgetragenen Anspruch der BBC, gleichsam den medialen Goldstandard darzustellen. 

Konservative hoffen auf neuen Sender

Premierminister Boris Johnson äußerte sich am Freitag „besorgt“ über den Bericht. „Ich kann nur versuchen mir die Gefühle der Königsfamilie vorzustellen und hoffe sehr, dass die BBC alles unternimmt um sicherzustellen, dass so etwas nie wieder geschieht.“ Kulturminister Oliver Dowden verurteilte das „bedrückende Fehlverhalten im Herzen der BBC“ und kündigte an, dass dies bei der Neugestaltung des Rahmenstaatsvertrags im kommenden Jahr eine Rolle spielen werde. Auch Innenministerin Priti Patel und Justizminister Robert Buckland sprachen von „sehr ernsten Fragen“, die sich an die interne Organisation des Senders richteten.

Der neue BBC-Generaldirektor Tim Davie bat am Freitag um Verzeihung für ein „multiples Versagen“ des Senders. Er hat vergleichsweise wenig Mühe, sich von dem Fehlverhalten zu distanzieren, weil er erst 2008 in deren Dienste trat und die Führung erst vor acht Monaten übernahm. Der Untersuchungsbericht nimmt vor allem Davies Vorgänger Tony Hall ins Visier, der die BBC im vergangenen September nach 47 Jahren verlassen hatte. Davie, der den Toris angehört, wird – wie auch dem neuen Vorsitzenden des „BBC Boards“, des Aufsichtsorgans des Senders, Richard Sharp – Nähe zum Premierminister nachgesagt.

Seit Johnsons Amtsübernahme sehen viele im Sender eine konservative Kulturwende am Werk. Zwar wurde mit Erleichterung aufgenommen, dass die Regierung einstweilen keine Abschaffung der Gebühren mehr plant, aber viele Redakteure beklagen Personal- und Strukturveränderungen sowie ein neues politisches Klima. So hielt Davie die BBC-Beschäftigten unlängst an, ihre politischen Vorlieben nicht mehr per Twitter mitzuteilen; gemeint waren insbesondere Sympathien für Transgender-Aktivisten oder die Bewegung Black Lives Matter. Auch mahnte Davie die hauseigenen Satiriker, eine „bessere Balance“ zu finden und „nicht nur ständig Witze über die Tories“ zu machen. 

Manche konservativen Kritiker haben die Hoffnung auf einen aus ihrer Sicht ausgewogenen Sender gleichwohl aufgegeben. Sie hoffen jetzt auf den Start von „GB News“, ein neuer Nachrichtensender, der von dem angesehenen früheren BBC-Mann Andrew Neil mitgegründet wurde. Das Mitte-Rechts-Publikum habe „die Geduld verloren“ mit der BBC, aber auch mit anderen etablierten Kanälen, weil sie „die kulturell konservative Mehrheit nicht mehr verstehen“ und sich dem „Autoritarismus“ der Identitätspolitik verschrieben hätten, kommentierte der „Daily Telegraph“ unlängst. Gebraucht werde ein Sender, „der nicht automatisch annimmt, dass die Entscheidungen der Regierung immer daneben sind und Britannien falsch liegen muss“.

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