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#Der Chef grüßt im Vorüberjoggen auf der Treppe

„Der Chef grüßt im Vorüberjoggen auf der Treppe“

Architekturzoo ist in Fachkreisen die spöttische Bezeichnung für eine Ansammlung signifikanter Architekturen, bei denen es offenkundig ums Spektakel geht. Eine Kollektion von Follies, von gebauten Individuen, die miteinander nichts zu tun haben (wollen), „gesammelt“ von einem Bauherrn, indem er verschiedene Stararchitekten für die einzelnen Bauten beauftragte. Der Firmencampus Vitra in Weil am Rhein wäre da zu nennen, mit dem sich Firmenchef Rolf Fehlbaum mit den Werken berühmter Architekten von Zaha Hadid bis Herzog und de Meuron hervortat. Das hat eine gewisse Logik, ging es doch darum, ein Hybrid aus Showroom und Museum, Tagungsort und Outlet, Produktion und Verwaltung zu etablieren, das eine einschlägig interessierte Klientel anspricht und auf Publikum angewiesen ist.

Eine ähnliche Motivlage hätte man auch im Fall des Sportartikelherstellers Adidas in Herzogenaurach vermuten können, der auf einer Anhöhe über der Stadt eine weit umfangreichere Gruppierung höchst kurzweilig anzuschauender Bauwerke versammelt hat. Doch damit enden die Gemeinsamkeiten. Der Adidas-Campus „World of Sports“ ist nur zu einem kleinen Teil der Öffentlichkeit zugänglich, der große Rest ist umzäuntes Firmengelände. Auch hat kein Firmenpatriarch nach Gutdünken internationale Stararchitekten engagiert. Im Gegenteil, die Teams mit den berühmtesten und schillerndsten Namen sind in den Wettbewerben gescheitert. Der Glamourfaktor war für die Investitionen jedenfalls kein Kriterium.

59 Hektar umfasst das Gelände der ehemaligen Luftwaffenkaserne, später Herzo Base der US-Armee, das von 1999 an zum Firmencampus entwickelt wurde. 5300 der weltweit 62.000 Adidas-Mitarbeiter sind hier in Verwaltung und Forschung tätig. Vorhandene und umgebaute Kasernengebäude aus den Dreißigerjahren wurden nach und nach um Neubauten ergänzt. Seit 2005 empfängt das dynamistische Bauwerk des Multi Brand Factory Outlet den Besucher. Der von den Stuttgarter Architekten Wulf & Partner entworfene, geschwungene Bau mit Indus­trieglaswänden, bei Dunkelheit von innen wie ein Raumschiff weithin leuchtend, ist Parkhaus, Flagship-Store und von den Kommunikationsdesignern L2M3 getrimmter Imageträger zugleich.

Wie eine strahlende Akropolis

Die Adi-Dassler-Straße führt von hier aus auf den Campus, geradewegs auf das Hauptgebäude namens Arena zu. Entworfen von Behnisch Architekten, grüßt es wie eine strahlende Akropolis von erhöhter Warte aus und soll als Wahrzeichen das Image der Firma mitprägen. Der von einer weißen Rautengitterfassade umhüllte, im Grundriss fast quadratische Baukörper balanciert auf bleistiftdünnen, stählernen Diagonalstützen. Kein Haus, sondern ein elegant konstruiertes Artefakt schwebt über der Landschaft, die unter ihm hindurchfließt. Unter dem Luftgeschoss mit der modellierten Landschaft gibt es noch ein Basement, das sich an der Hangkante mit einer Glaswand öffnet. Dorthin, Haupteingang des Gebäudes, ja des gesamten Campusgeländes, führt suggestiv eine orangerote Tartanbahn. Die Halle im Basement ist Willkommensort, Treffpunkt, Rezeption, Lounge und transitorischer Ort zwischen Außenwelt und internem Firmengelände in einem – und derzeit Corona-Kontrollstelle. Zur Linken öffnet sich eine Konferenzzone, geradeaus gibt es ein Bistro und zur Rechten eine Treppe, die schon durch ihr Laufbahndesign signalisiert, dass sie hinauf in das Luftgeschoss zu einer Tartanbahn und diversen Trimm-dich-Gerätschaften führt.

Treppensteigen ist hier Ehrensache: die große Halle in der Adidas-Arena.


Treppensteigen ist hier Ehrensache: die große Halle in der Adidas-Arena.
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Bild: David Matthiessen/Behnisch Architekten

Eine dramatische Treppenkonstruktion dominiert als monumentale Stahlskulptur die zentrale Halle. Auch sie ist Treffpunkt und Begegnungsort, denn die Benutzung des Lifts ist hier nicht üblich, vielleicht sogar verpönt. Hier kommt einem schon einmal der Vorstandsvorsitzende im sportlichen Outfit mit Rucksack entgegengesprintet, einen kurzen Gruß auf den Lippen.

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