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#Der Coup der Anna Elendt

„Der Coup der Anna Elendt“

Anna Elendt ist ein Wettkampftyp. Eine Schwimmerin, die es liebt, „sich zu battlen“. Das Finalrennen über 100 Meter Brust am Montagabend in der Duna Arena von Budapest kam dem unbedingten Willen der 20-Jährigen entgegen: Auf der zweiten Bahn griff die Deutsche an, versuchte von Platz sieben alles.

Beim Anschlag war es ein Hauch von fünf Hundertstelsekunden, der die Sportlerin der SG Frankfurt von der Krone bei den Weltmeisterschaften in Ungarn trennte. Glücklich war die Hessin trotzdem, als sie mit einer Zeit von 1:05,98 Minuten aus dem Becken kletterte und später, bei der Siegerehrung, mit der Silberplakette um den Hals die Hymne für die Goldmedaillengewinnerin Benedetta Pilato aus Italien mitklatschte. Der Spaß, den Elendt sich für diese Titelkämpfe vorgenommen hatte, war ihr anzusehen.

Der entscheidende Anstoß für Elendt

Jetzt könne sie endlich frei schwimmen, sollte sie einen Tag später sagen, als sie mit der Mixed-Staffel über 4×100 Meter Lagen am Vormittag ins Finale geschwommen war. Der Erfolg auf der Einzelstrecke, die sie schon vor den Titelkämpfen als Hauptdistanz benannt hatte und zu der ihre Eltern extra aus dem heimischen Dreieich angereist waren, nimmt ihr den Druck von den Schultern. Sie hatte ihn nicht spüren wollen, aber er war da nach den Zeiten, die sie in diesem Jahr schon hingelegt hatte. Die deutschen Rekorde über 50, 100 und 200 Meter Brust konnte Elendt innerhalb weniger Wochen verbessern. Die Konkurrenz nahm Notiz von ihr.

Bei der WM 2019 war die Debütantin noch Außenseiterin gewesen. Ihr siebter Platz über 50 Meter Brust kam für Außenstehende überraschend, nicht jedoch für ihren damaligen Darmstädter Trainer Alexander Kreisel. Der hatte dem Talent, das einst als Freizeitschwimmerin zu ihm kam, eine rosige Zukunft prognostiziert, sollte die in früheren Jahren krankheitsanfällige Sportlerin längerfristig gesund bleiben.

Im direkten Duell: Anna Elendt (links) und Benedetta Pilato


Im direkten Duell: Anna Elendt (links) und Benedetta Pilato
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Bild: AP

In der Gabe der guten Koordination und der herausragenden Power, die sich die Schwimmerin schon bei ihren ersten vereinssportlichen Schritten als Turnerin aneignete und die sie wie kaum eine andere vom Land ins Becken transferiert, sah der Fachmann, der auch Elendts Stilkollegen und früheren Weltmeister Marco Koch ausgebildet und mit ihr zusammen trainiert hatte, Gründe dafür. Den entscheidenden Schub in Richtung Weltspitze bekam Elendt, als sie sich nach ihrem Abitur 2020 von ihrem Vater dazu inspirieren ließ, ein Stipendium in den Vereinigten Staaten anzutreten.

Dort, an der University of Texas in Austin, genießt die Sportmanagement-Studentin optimale Bedingungen, wird von Carol Capitani trainiert, die Rebecca Soni zweimal zu Olympiagold über 200 Meter Brust führte, und zählt zu einer Trainingsgruppe von etwa 25 jungen Frauen, die sich alle gegenseitig motivieren. An technischen Feinheiten bei Starts und Tauchzügen wird intensiv gefeilt. Musik vom Beckenrand sorgt trotz der Quälerei täglich für Sommerpartystimmung.

Doch es ist in Übersee noch mehr passiert, von dem die junge Frau mit den karibischen Wurzeln profitiert: Sie ist sehr offen, selbstbewusst und höchst professionell geworden. Mit dem Sound ihrer Wahlheimat in der Stimme, begegnet sie allen freundlich und manchmal keck. Der Deutsche Schwimm-Verband freut sich laut Sportdirektor Christian Hansmann über seine neue Vorschwimmerin, die mit ihrer positiven, amerikanisch geprägten Einstellung gute Stimmung in die Mannschaft bringe und die Kollegen mitzieht.

In den kommenden Tagen hat die im auffälligen pinken Outfit dahingleitende Nixe noch viel vor: Über 200 Meter an diesem Mittwoch und über 50 Meter am Freitag will sie im Einzel noch starten und „sehen, was geht“; danach fliegt sie am Sonntag nach Berlin, wo bei den am Donnerstag beginnenden deutschen Meisterschaften im Rahmen der „Finals“ noch die Möglichkeit besteht, sich zumindest über die längste Strecke eine nationale Goldmedaille zu schnappen. Die beiden Titel, die sie verteidigen könnte, sind dann bereits neu vergeben.

Bei so viel Engagement ließ sich Elendt auch nicht von einem kleinen Missgeschick bremsen, dessen Folgen ihr noch anzusehen sind. Während ihres kurzen Heimataufenthalts vor der WM war ihr in ihrem Zimmer beim Verrücken einer Kommode ein Spiegel zerbrochen, und sie hatte sich dabei über der Augenbraue geschnitten. Der „Cut“ schmerze noch, sagt Elendt. Doch spätestens wenn sie ins Wasser eintaucht, ist das vergessen. Dann zählt für den Wettkampftypen nur noch das „Battle“.

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