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#Der Duft von bedrucktem Papier

„Der Duft von bedrucktem Papier“

Der Nebel schwebt tief über den Oslofjord und verleiht der norwegischen Hauptstadt eine mystische Stimmung. Die Ruhe wird an diesem Herbstmorgen nur durch das gelegentliche Tuten der Fähren und das Kreischen der Möwen unterbrochen.

Wenige Meter entfernt telefoniert Elise By Olsen vor einem denkmalgeschützten Haus. Hier eröffnet am 29. November eine Institution, die ebenfalls unter Denkmalschutz fallen könnte: eine Modebibliothek. Die Gründerin ist 23. „Jetzt gibt es kein Zurück mehr“, sagt By Olsen über ihre International Library of Fashion Research (ILFR). „Gleich werden die Einladungen für die Eröffnung rausgeschickt.“

By Olsen steckt das Smartphone in die Tasche ihres schwarzen Vintagemantels. Darunter trägt sie einen leuchtend grünen Pullover und eine dunkle Hose, dazu schwarze Asics-Sneaker mit dezenten neongrünen Streifen.

Chefredakteurin mit 13 Jahren

Seit ihrer Kindheit beschäftigt Elise By Olsen sich mit Mode. Im Alter von 13 Jahren gründete sie das Kulturmagazin „Recens“. Mit 18 wurde sie Chefredakteurin von „Wallet“, einem Magazin, das die Modeindustrie kritisch beleuchtet. Sie bereiste die Welt, hielt Vorträge und kuratierte Ausstellungen.

„Vogue“ und „New York Times“ feiern Elise By Olsen jetzt für ihr Bekenntnis zum Print, für die Modebibliothek, die, wenn es gut läuft, mal die weltweit umfangreichste Sammlung dieses Spezialgenres beherbergen soll. Seht her, es gibt also doch junge Menschen, die an das gedruckte Wort glauben.

Eigentlich sollte die Bibliothek bereits 2020 in Oslo zugänglich sein. Doch dann kam Corona, also begannen By Olsen und ihr Team online. Jetzt geht es auch offline los, im „Stasjonsmesterboligen“. Das frühere Haus des Bahnhofmeisters gehört zum neuen, vor gerade einmal fünf Monaten eröffneten Komplex des Nationalmuseums für Kunst, Architektur und Design.

Magazine in ihrem natürlichen Umfeld: Die International Library of Fashion Research soll mal die größte Sammlung dieses Spezialgenres beherbergen.


Magazine in ihrem natürlichen Umfeld: Die International Library of Fashion Research soll mal die größte Sammlung dieses Spezialgenres beherbergen.
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Bild: Alva Gehrmann

Wo ist Platz für rund 10.000 Objekte?

Ausgerüstet mit einem stark gebrühten Kaffee des benachbarten Cafés „Bollebar“, steigen wir die Treppen hinauf zur Bibliothek. Auf der ersten Etage sollen in Zukunft wechselnde Ausstellungen zu sehen sein, darüber liegt die Sammlung. Wenige Wochen vor der Eröffnung sieht es im hell erleuchteten Raum noch recht chaotisch aus. In den silbernen Regalen stapeln sich Zeitschriftenberge, auf den Schreibtischen hellgraue Boxen.

Zur Sammlung zählen nicht nur Magazine und Bücher, sondern auch Lookbooks, Einladungen zu Modenschauen und Ephemera. Also Material, das ansonsten nur Brancheninsider und Presseleute erhalten. Für rund 10.000 Objekte muss hier Platz gefunden werden.

Die Norwegerin liebt den Geruch von bedrucktem Papier, selbst wenn sie, wie sie sagt, zur ersten Generation zählt, die nur mit dem Internet aufgewachsen ist. In Høybråten, einem Randbezirk der ärmeren Mittelschicht im Osten Oslos, fiel das Mädchen früh auf, weil es sich anders kleidete. Mit „Recens“ entwickelte By Olsen ein englischsprachiges Kulturmagazin von und für Jugendliche. Sie schrieben über Kunst, Literatur, Aktivismus und Mode. „Wir haben uns eine eigene Community aufgebaut.“

Lange bleiben die Regale nicht mehr leer: In der Bibliothek muss noch Platz für 10 000 Exponate gefunden werden.


Lange bleiben die Regale nicht mehr leer: In der Bibliothek muss noch Platz für 10 000 Exponate gefunden werden.
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Bild: Alva Gehrmann

„Geh das Risiko ein. Zur Schule kannst du immer zurückgehen.“

Außerhalb der Schulzeiten arbeitete By Olsen in einem Co-Working-Space. Dort traf sie auf Gleichgesinnte, unter anderen den Abenteurer, Kunstsammler und Verleger Erling Kagge, der zu den berühmtesten Norwegern gehört. Eines Tages erzählte By Olsen ihm bei einem Kaffee, dass sie unsicher sei, ob sie das Abitur machen solle – oder sich nach der Mittelstufe lieber direkt auf ihre Projekte konzentrieren. „Er sagte zu mir: ‚Geh das Risiko ein. Wenn es nicht klappt, kannst du immer zurück zur Schule gehen‘“, erinnert sich die junge Frau heute an das Gespräch. „Ich weiß noch, wie ich damals abends meinen Eltern davon berichtete.“ Diese unterstützten die Tochter, obwohl die Mode für die beiden Postangestellten ein unbekanntes Metier war.

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