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#Der gefallene Held des deutschen Radsports

„Der gefallene Held des deutschen Radsports“

Jan Ullrich geht aus dem Sattel. Die Beine wirbeln, sein Blick ist nach vorn gerichtet. Dann taucht es in Nahaufnahme auf: das junge Gesicht mit den Sommersprossen und dem baumelnden Ohrring am linken Ohrläppchen, das Ende der Neunziger zur Projektionsfläche der Erwartungen eines ganzen Landes wurde. Es sind Bilder aus besseren Tagen, passend dazu die Frage eines Reporters aus dem Off: Wer soll diesen Mann schlagen? 25 Jahre nach Ullrichs Sieg bei der Tour de France 1997 kennen die Deutschen die Antwort längst. Ullrich hat sich selbst geschlagen. Weil er nicht mit dem umgehen konnte, was auf einen einprasselt, der die Tour gewinnt – als bis heute einziger Deutscher. Die fünfteilige Dokumentation über ihn, die der Saarländische Rundfunk und der NDR produziert haben, zeigt das noch einmal deutlich.

Die Autoren Uli Fritz, Ole Zeisler und Moritz Cassalette haben für „Being Jan Ullrich“ und den Audio-Podcast „Jan Ullrich – Held auf Zeit“ mit vielen Weggefährten gesprochen, darunter Ullrichs erstem Trainer Peter Becker, ehemaligen Managern und Betreuern, Journalisten, Freunden. Und die Produzenten haben viel Bildmaterial von früher hervorgekramt. Diese Kombination wirkt so gut, dass man am liebsten alle Folgen nacheinander schauen oder hören will. Was vor allem an Ullrich liegt: an seinem Leben als Mann der Extreme, an seinem Ruhm, am Doping, an den Skandalen, an der Liebe und dem Widerwillen, die ihm entgegenschlugen. Und gleichermaßen an denen, die dafür mitverantwortlich sind, und denen, die versuchen, ihn wieder aufzurichten. Es liegt darüber hinaus auch an der Konzeption der Dokumentation: Kritisch, aber mitfühlend erzählt sie mit passender musikalischer Untermalung eindringlich die Geschichte vom Aufstieg und Fall eines Sportlers.


Trailer
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Being Jan Ullrich


Video: ARD, Bild: dpa

Unklar ist nur, wie sie ausgehen wird. Ullrich sei aktuell stabil, „hält sich an seine Vorgaben und sieht gut aus. Aber es ist noch ein langer Weg“, sagt Lance Armstrong. Er war Ullrichs großer Rivale. Armstrong gewann die Tour de France sieben Mal, ehe er wie der Deutsche und so viele andere im Radsport des Dopingmissbrauchs überführt wurde. Alle sieben Titel wurden ihm aberkannt.

„Er war ans Bett gefesselt. Ohne Bewusstsein“

Inzwischen scheint der einstige Kontrahent jedoch mehr für Ullrich zu sein als das. Oft war zu lesen, dass er Ullrich helfen will, wieder auf die Beine zu kommen. In der Dokumentation erzählt Armstrong, wie er vor ein paar Jahren den damals suchtkranken Ullrich in einer Klinik besuchte: „Ich habe einen Mann an einem Ort gesehen wie noch kein menschliches Wesen zuvor. Wir kennen alle ein paar verrückte Freunde. Aber in so einem Zustand hatte ich noch keinen gesehen.“ Ein anderes Mal flog er in eine mexikanische Klinik, nachdem Ullrich bei einem Flug nach Kuba in Cancún aus dem Flugzeug verwiesen worden war. „Er war ans Bett gefesselt. Ohne Bewusstsein. Es war das Allerschlimmste.“

Dass Armstrong in Aspen, Colorado, vor der Kamera spricht, ist wichtig für diesen Film. Weil er – selbst tief gefallen, inzwischen aber zurück im Leben – etwas über den gebrochenen Mann erzählen kann, der zuletzt vorwiegend mit verstörenden Videos und seinen Alkohol- und Drogenproblemen in die Schlagzeilen geriet. Und weil es den einen ohne den anderen – und umgekehrt – wohl nicht in der heutigen Gestalt geben würde.

2004: Jan Ullrich reicht dem späteren Tour de France-Sieger Lance Armstrong die Hand.


2004: Jan Ullrich reicht dem späteren Tour de France-Sieger Lance Armstrong die Hand.
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Bild: dpa

Armstrong sagt, Ullrich sei der Einzige gewesen, der ihm Angst gemacht habe. „Er ließ mich früh aufstehen. Er hat mein Leben verändert. Er hatte mehr Talent.“ Was er nicht sagt: Ullrich trieb ihn auch an auf dem Weg zum wohl skrupellosesten Doper der Radsportgeschichte.

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