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#„Der Katechismus ist nicht der Koran“

„Der Katechismus ist nicht der Koran“

In der katholischen Kirche in Deutschland könnte es bald offiziell Segnungsfeiern für homosexuelle Paare geben. Die Vollversammlung des Reformprojekts Synodaler Weg billigte am Samstag in Frankfurt in erster Lesung mit klarer Mehrheit ein entsprechendes Papier. Damit setzen sich die deutschen Katholiken über das vatikanische Nein zu solchen Segnungsfeiern hinweg, das die Glaubenskongregation im März vergangenen Jahres bekräftigt hatte. Zudem verabschiedete die Vollversammlung ebenfalls in erster Lesung einen Text, in dem Papst Franziskus zu einer „lehramtlichen Präzisierung und Neubewertung der Homosexualität“ aufgefordert wird.

Die Weigerung, zwei Menschen zu segnen, die ihre Partnerschaft in Liebe, Verbindlichkeit und Verantwortung zueinander und zu Gott leben wollten, sei „unbarmherzig oder gar diskriminierend“ in einer Gesellschaft, die Menschenwürde und freie Selbstbestimmung als Maxime moralischer Normierung errungen habe, heißt es in dem Text über Segnungsfeiern. Eine solche Weigerung lasse sich theologisch nicht überzeugend begründen.

Homosexuelle Handlungen sollen im Katechismus nach dem Willen des Synodalen Weges künftig nicht länger als schwere Sünde verurteilt werden. Die homosexuelle Orientierung gehöre zur Identität des Menschen, „wie er von Gott geschaffen wurde“, und sei daher „ethisch grundsätzlich nicht anders zu beurteilen als jede andere sexuelle Orientierung“.

Beschlüsse werden erst nach Zustimmung der Bischöfe gültig

Seelsorger, die homosexuelle Paare segnen, sollen nicht mehr mit disziplinarischen Konsequenzen rechnen müssen. Die deutschen Bistümer werden aufgefordert, ein Segensformular zu erarbeiten, das den Ablauf solcher Feiern festlegt. Ähnlichkeiten mit einer kirchlichen Eheschließung sollen hierbei vermieden werden.

Verbindlich werden die Beschlüsse der Vollversammlung des Synodalen Weges jedoch erst, wenn sie nach der zweiten Lesung nicht nur von einer Zweidrittelmehrheit der Vollversammlung, sondern auch von einer Zweidrittelmehrheit der Bischöfe gebilligt werden. In der insgesamt 230 Mitglieder zählenden Vollversammlung sind alle mehr als sechzig deutschen Bischöfe vertreten; die Mitglieder wurden paritätisch von der Bischofskonferenz und dem Zentralkomitee der deutschen Katholiken nominiert.

Ob die Forderungen nach Segnungsfeiern und einer Neubewertung der Homosexualität auch unter den Bischöfen eine Zweidrittelmehrheit bekommen werden, blieb am Samstag offen. Die Stimmen der Bischöfe werden nach der ersten Abstimmung noch nicht getrennt ausgewiesen. In der Debatte über eine Neubewertung von Homosexualität wurden aber tiefgehende Meinungsverschiedenheiten innerhalb der Bischofskonferenz sichtbar.

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„Der Katechismus ist nicht der Koran“, sagte der Münchner Erzbischof Reinhard Kardinal Marx. Eine Änderung des Katechismus sei daher kein „Sakrileg“. Er verwies darauf, dass Papst Franziskus auch dessen Aussagen zur Todesstrafe geändert habe; früher war die Todesstrafe als letztes Mittel laut Katechismus in bestimmten Fällen erlaubt; Franziskus strich im Jahr 2018 diesen Passus zugunsten einer ausnahmslosen Ächtung.

Warnung vor „Bruch mit der Tradition“

Der Eichstätter Bischof Gregor Maria Hanke warnte vor einem „Bruch mit der Tradition“ und forderte eine eingehendere Debatte. Der Görlitzer Bischof Wolfgang Ipolt bezweifelte, dass die Neubewertung von Homosexualität die erforderliche Zweidrittelmehrheit unter den Bischöfen bekommen werde. Der Regensburger Bischof Rudolf Voderholzer wandte ein, dass die Unterschiede zwischen Segnungsfeiern und kirchlichen Eheschließungen nicht hinreichend deutlich gemacht werden könnten.

Die vatikanische Ablehnung von Segnungsfeiern für Homosexuelle im März hatte in Deutschland auch unter Bischöfen heftigen Widerspruch hervorgerufen. Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Georg Bätzing, sagte das Dokument verschließe sich „so eklatant einem Erkenntnisfortschritt theologischer und humanwissenschaftlicher Art“, werde dazu führen, dass die seelsorgerische Praxis darüber hinweggehen werde. Zuletzt rückte der kirchliche Umgang mit Homosexualität vor zwei Wochen in den Vordergrund, als sich 125 queere Mitarbeiter der katholischen Kirche outeten und ein Ende ihrer Diskriminierung forderten. Daraufhin versicherten mehrere Bistümer, dass queeren Mitarbeitern keinerlei arbeitsrechtliche Konsequenzen mehr drohten, wenn sie ihre sexuelle Orientierung offenbarten.

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