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Der Patriot

Peter Merseburger war eine Marke. Eine Marke der ARD und des öffentlich-rechtlichen Rundfunks, als dieser so konkurrenzlos und mächtig war, dass die Politik auf jede Sendung achtete. Zum Beispiel auf das Magazin „Panorama“, das Merseburger von 1967 bis 1975 leitete. Eindeutig politisch links, den Aufbruchstendenzen der Achtundsechziger zugeneigt, lag die Sendung konstant auf Konfrontationskurs zur CDU. Da half Merseburger auch seine persönliche Geschichte nicht.

1946, im Alter von 18 Jahren, hatte er vor der Landtagswahl in der Sowjetisch Besetzten Zone Plakate der CDU aufgehängt – und wurde verhaftet. Nach Intervention der Chefs der Ost-CDU, Jakob Kaiser und Ernst Lemmer, kam Merseburger frei. Er studierte in Halle, wusste aber: Er musste in den Westen. Sein Studium der Germanistik, Neueren Geschichte und Soziologie beendete er in Marburg. Er volontierte bei der „Hannoverschen Presse“, 1956 ging er zum NDR, wechselte zur „Neuen Ruhr-Zeitung“, 1960 zum „Spiegel“, bevor er fünf Jahre später endgültig seine Karriere bei der ARD einschlug, zuerst bei „Panorama“, dann als NDR-Chefredakteur und Korrespondent in Washington, Ost-Berlin und London.

Beobachter mit feinem Gespür

Dort stand er nicht mehr mitten in der politischen Schlacht. Bei „Panorama“ wurde einmal ein Beitrag von Alice Schwarzer über Abtreibungen abgesetzt, Merseburger weigerte sich daraufhin, zu moderieren, seine Vertragsverlängerung wurde durch die von der CDU entsandten Verwaltungsräte im NDR blockiert. Nun war Merseburger Beobachter mit einem feinen Gespür für sich abzeichnende tektonische Verschiebungen der Geschichte. Das galt besonders für die Jahre 1982 bis 1987, in denen er, Angehöriger der Flakhelfer-Generation und aus der Besatzungszone Geflüchteter, wiederum aus Ost-Berlin für den Westen Deutschlands berichtete, von einem Sozialismus, der, so sein Eindruck, schon bald nicht mehr existierte.

Nach seiner Pensionierung trat Merseburger mit Biografien über Rudolf Augstein, Willy Brandt, Kurt Schumacher und Theodor Heuss hervor. Augstein stellte er in seiner ganzen abgründigen Ambivalenz dar; Willy Brandt ergründete Merseburger, der 1950 in die SPD eingetreten war, als sozialdemokratischen Realpolitiker, der um seine Rolle in der Nachkriegsgeschichte wusste, ohne sich dieser gewiss zu sein. Der angeblich so linke Merseburger indes, schrieb Michael Naumann in der „Welt am Sonntag“, war in Wahrheit „ein republikanischer Patriot“. Wer sich davon in Summe überzeugen will, greife zu Merseburgers vor einem Jahr erschienener Autobiografie „Aufbruch ins Ungewisse“. Am Dienstag ist Peter Merseburger im Alter von 93 Jahren in Berlin verstorben.

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