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#Der Rausch verfliegt, die Trümmer bleiben

„Der Rausch verfliegt, die Trümmer bleiben“

Am Ende sind der Autor und sein Vater gebrochene Persönlichkeiten. Ihre Gesichter sind zerfurcht, ihre Blicke erratisch, ihre Kleidung ist durchnässt. Vater und Sohn kann nichts mehr retten, außer dem Tod. „Wo ich bin, will ich nie bleiben“, heißt es dann. Im Hintergrund flackern die Wohnblöcke von Ostberlin auf.

Danach verhallt der leise Applaus des Publikums im Saal, der sich im Laufe der zwei Stunden geleert hat, denn es war ein skurriler Theaterabend, den das Staatsschauspiel in Dresden mit „Vor den Vätern sterben die Söhne“ nach dem Buch des DDR-Autors Thomas Brasch und unter der Regie von Sebastian Hartmann auf die Bühne gebracht hat.

Eigentlich ist sein Prosaband Sprengstoff – er enthält Revolutionäres und Arbeiterromantik, die Abrechnung mit dem autoritären Osten und dem konsumorientierten Westen. Und es ist die Geschichte einer Vater-Sohn-Beziehung, die sich zu einer Leidensgeschichte entwickelt, an der beide Männer zugrunde gehen. Die Texte, die er versammelt, sind neusachlich und surreal zugleich.

Dreißig! Und noch nichts erreicht!

Es sind Gespräche aus Umkleiden, Kantinen und Fräshallen. „Ich danke den Verhältnissen für ihre Widersprüche“, lautet ein Leitsatz im Werk von Thomas Brasch. Hartmann legt seine Inszenierung wie eine Collage der Buchkapitel an und konzentriert sich dabei auf den Konflikt zwischen Vater und Sohn.

Viktor Tremmel, Marin Blülle und Yassin Trabelsi wechseln sich in der Rolle des Autors ab. Während Trabelsi Brasch als virilen und vor Selbstbewusstsein strotzenden Mann spielt, deutet Tremmel mit seinem intensiven Spiel den Zerfall des Schriftstellers an, seine Drogensucht und seinen Hang zum Destruktiven. „Er hat es nicht geschafft. Ist dreißig“, schreit das Ensemble im Chor. Blülle und Trabelsi verkörpern den „idealen Sohn“, eine Rolle, die der Autor selbst nie ausfüllen konnte, zum Leidwesen seines Vaters, der von Torsten Ranft als vergrämter alter Mann dargestellt wird.

Thomas Brasch im Oktober 1977


Thomas Brasch im Oktober 1977
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Bild: Brigitte Friedrich

1945 wird Brasch im britischen Exil in Westow geboren. Die Familie ist jüdisch und vom Kommunismus überzeugt, weswegen sie 1947 in die sowjetische Besatzungszone übersiedelte. Hier begann die politische Karriere des Vaters Horst Brasch, der schnell zum stellvertretenden Kulturminister der DDR aufstieg. Von da an wird der rebellische Sohn zum Dorn im Auge. Lose schildert Hartmann diese Biographie, denn das Buch ist eine Abrechnung mit der strengen Vaterfigur, die die Jugendjahre von Thomas Brasch prägte, als ihn der Vater auf die Kadettenanstalt der Nationalen Volksarmee schickte.

Von Selbstmitleid und Einsamkeit

Als Brasch nach der Niederschlagung des Prager Frühlings 1968 Flugblätter verteilte, kam es zur schlimmsten Konfrontation. Brasch musste in die Produktion, zur Bewährung, für die Tat, die in der DDR als „staatsfeindlich“ verurteilt wurde. Im Berliner Transformatorenwerk „K. Liebknecht“ war er beschäftigt, nachdem er zuvor 77 Tage in Haft sitzen musste. Eindringlich ist der Monolog aus dem Gefängnis. „Der Knast hinterlässt einen, als ob er nichts mehr im Schädel hat, der nichts mehr kann, außer sich selbst zu bemitleiden.“ Das Ensemble übernimmt den schnellen Stakkato-Ton, den Brasch in seiner Sprache pflegte: „Zelle. Ich allein, Tür auf, Tür zu.“

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