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#Der Starkregen wird in Zukunft noch extremer

Der Starkregen wird in Zukunft noch extremer

Die Bundesrepublik hat in dieser Woche eine der schlimmsten Unwetterkatastrophen ihrer Geschichte erlebt. Mindestens hundert Menschen starben in Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz, das gab es seit der Sturmflut von Hamburg 1962 mit mehr als 300 Toten nicht mehr. Fachleute und Politiker rechnen allerdings damit, dass derartige Unwetter in den kommenden Jahren noch öfter und noch extremer auftreten werden.

Justus Bender

Redakteur in der Politik der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung.

Andreas Frey

Freier Autor in der Wissenschaft der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung.

Daniel Mohr

Redakteur in der Wirtschaft der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung.

Die Beauftragte für Klimawandel der Unionsfraktion im Bundestag, Anja Weisgerber, sagte der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung: „Die Zeiten sind nun endgültig vorbei, in denen der Klimawandel mit dem Eisbären auf der schmelzenden Eisscholle verbunden wird.“ Er sei „in der Mitte unserer Gesellschaft angekommen“. Es gelte nun, die Stadtplanung anzupassen, etwa durch „unterirdische Auffangbecken in dicht besiedelten und versiegelten Gebieten, in denen das Wasser nicht schnell genug ablaufen kann“.

Die Sprecherin für Klimapolitik der Grünen, Lisa Badum, sagte: „Deutschland ist nicht gut genug gewappnet gegen die Wucht der Klimakrise.“ Es müsse nun „alles in Bewegung gesetzt werden“, um diese so weit wie möglich aufzuhalten, Deutschland müsse ein „Klimaschutz-Sofortprogramm“ auflegen. Der klimapolitische Sprecher der FDP, Lukas Köhler, sagte, es gebe eine „Reihe von Möglichkeiten, um die vom Klimawandel verursachten Schäden möglichst gering zu halten“. Dazu zählt er etwa „Frühwarnsysteme und schnelleren Informationsaustausch zwischen digital vernetzten Behörden, leistungsfähigere Abwassersysteme und Überflutungsflächen oder auch besseren Versicherungsschutz, damit Unwetter nicht ganze Existenzen vernichten“.

Der umweltpolitische Sprecher der SPD-Fraktion, Carsten Träger, forderte die Gesellschaft ebenfalls auf, sich an die Folgen des Klimawandels anzupassen. „Dazu gehört für mich auch eine Pflichtversicherung gegen solche Elementarschäden bei Gebäuden“. Lorenz Gösta Beutin, Klimapolitiker der Linken-Fraktion, kritisierte in diesem Zusammenhang die „ungebremste Flächenversiegelung in Beton-Deutschland“, die „mangels Gegensteuern der Bundesregierung weiter auf Rekordkurs“ sei.

Aufräumarbeiten in der Nähe von Bitburg am 15. Juli


Aufräumarbeiten in der Nähe von Bitburg am 15. Juli
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Bild: AFP

Auch für den Klimaforscher Harald Kunstmann ist es für Städte unausweichlich, sich auf weitere kommende Unwetter vorzubereiten. Denn das Klimasystem reagiere verzögert. Wichtig sei vor allem der Aufbau eines „erweiterten Katastrophenschutzes“. „Ausrüstungen wie Sandsäcke, mobile Hochwasserbarrieren, Notstromgeneratoren, Notzelte oder Geräte zum Wegräumen der Schuttmassen müssen bereitstehen und der Umgang geübt sein“, sagte Kunstmann. Außerdem müsse die Dimensionierung der Kanalisation überprüft werden. Meist seien die zugrundeliegenden Daten über die zu erwartenden Wassermengen veraltet.

Ob dieses Extremereignis allerdings eine Folge des Klimawandels ist, lässt sich wissenschaftlich nicht eindeutig beantworten. „Es ist nach wie vor sehr schwierig, Einzelereignisse kausal auf den Klimawandel zurückzuführen. Das dürfte auch für den aktuellen Starkregen gelten“, sagte Sebastian Sippel von der ETH Zürich. Das Problem ist, dass natürliche Schwankungen des Wetters die Folgen des Klimawandels überlagern. Grundsätzlich erwarten Klimaforscher aber, dass der Starkregen in einer wärmeren Welt intensiver wird, denn wenn es heißer wird, kann die Luft mehr Feuchtigkeit aufnehmen. „Die Zunahme der Starkregen und die Abnahme von Tagen mit schwachem Regen sind inzwischen auch in den Messdaten gut nachgewiesen, vor allem in den mittleren nördlichen Breiten, zu denen auch Deutschland gehört“, sagte Stefan Rahmstorf vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung.

In der Nähe von Altenburg landet am 15. Juli ein Rettungshubschrauber


In der Nähe von Altenburg landet am 15. Juli ein Rettungshubschrauber
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Bild: Lucas Bäuml

Auch der Klimaforscher Jakob Zscheischler vermutet, dass in der Zukunft Starkniederschläge „noch extremer werden, solange wir weiterhin CO2 ausstoßen“. Dagegen helfe zwar „entschiedener Klimaschutz“. Er weist allerdings darauf hin, dass „wir lernen müssen, mit den jetzt erlebten Ereignissen zu leben, da wir die Temperatur über dem Land schon über zwei Grad erwärmt haben und diese historische Entwicklung quasi nicht mehr umkehrbar ist“.

Das sagt auch der Frankfurter Klimaforscher Ulrich Achatz. Wie oft es Extremniederschläge geben, hänge von der Lufttemperatur ab. „Insofern sollten Klimaschutzmaßnahmen erst so spät oder früh zu einer Verminderung der Neigung zu Extremniederschlägen führen wie sie auch den globalen Temperaturanstieg umkehren können“, sagte Achatz. Und das kann selbst bei beherzten Klimaschutzmaßnahmen Jahrzehnte dauern. Der Kieler Klimaforscher Mojib Latif sagte der F.A.S.: „Der Klimawandel ist im vollen Gange. Wetterextreme nehmen zu und intensivieren sich. Die Menschheit verlässt gerade den Wohlfühlbereich und macht sich auf in eine unbekannte Welt“.

Die heftigen Unwetter überraschen die Versicherungsfachleute nicht. In einer Studie unter Mitwirkung des weltweit größten Rückversicherers Munich Re aus dem Jahr 2020 war diese von zwei Szenarien ausgegangen: dem „business as usual“ ohne große Klimaanstrengungen und mit einer Erderwärmung um mehr als vier Grad und als Zweites einem gemäßigten Szenario mit konsequenten Klimabemühungen und einer Erderwärmung um „nur“ 2,4 Grad. Verglichen mit der Hagelschlagkarte der Jahre 1971 bis 2000, stellen beide Szenarien eine drastische Veränderung dar. Im „Business as usual“- Fall rechnen die Fachleute sogar mit einer Verdopplung der Starkhagelereignisse mit Körnern von mehr als 5 Zentimetern Durchmesser.

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