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#Der Tag, als Trump zum Angriff rief

Der Tag, als Trump zum Angriff rief

Plötzlich erscheinen wieder schwer bewaffnete Sicherheitsbeamte auf dem Gang vor dem Ausschusssaal. Sie tragen Helme, Schutzwesten und Sturmgewehre. Den ganzen Nachmittag über waren immer mehr Trupps im Keller des Nebengebäudes des Kongresses eingetroffen. Dort verschanzten sich die Senatoren am 6. Januar, nachdem der Mob das Kapitol gestürmt hatte. Nach vier Stunden erfolgt die Ansage aus den Lautsprechern, man könne wieder zurück, die Belagerung sei beendet. Als sich die uniformierten FBI-Beamten vor dem Ausschusssaal aufstellen, spenden ihnen die Senatoren, ihre Mitarbeiter und auch ein paar Journalisten spontan Beifall.

Majid Sattar

Politischer Korrespondent für Nordamerika mit Sitz in Washington.

Durch ein Tunnelsystem geht es zurück zum Kapitol. In den Eingängen der Tunnelabschnitte liegen noch die schwarzen Taschen der Sicherheitsbeamten, auf die sie sich mit gezogenen Waffen gelegt hatten, um den Fluchtweg für die Senatoren zu sichern. Anders als bei der Evakuierung herrscht nun eine seltsame Ruhe unter den Senatoren und ihren Mitarbeitern. Gesprochen wird kaum. Man lächelt einander zu, erleichtert und erschöpft. Drei Mitarbeiter tragen lackierte Holzkisten mit Ledergurten. Was da drin sei, will einer wissen. Sie schweigen, so wie man es ihnen aufgetragen hatte. In den Kisten befinden sich die Zertifikate aus den Bundesstaaten, welche die Stimmen des „Electoral College“ dokumentieren. Als die Kapitolspolizei beschlossen hatte, den Senat zu räumen, hatte man die Mitarbeiter angewiesen, die Kisten zu sichern. Sollte es zu einer Konfrontation mit den Randalierern kommen, dürften die Zertifikate unter keinen Umständen in deren Hände fallen. Dann hätten sie ihr Ziel erreicht.

Ein Kapitolspolizist rettete die Senatoren

„Wir werden da runterlaufen zum Kapitol“, hatte Donald Trump, der abgewählte Präsident, am Mittag auf der Kundgebung hinter dem Weißen Haus Tausenden seiner Anhänger zugerufen. Man müsse „Stärke“ zeigen. Jeder werde gleich „friedlich und patriotisch seine Stimme erheben“. Er zählte jene Senatoren auf, die angekündigt hatten, Einspruch zu erheben gegen die Zertifizierung des Wahlergebnisses. Dann kam er auf Mike Pence, den Vizepräsidenten, zu sprechen, von dem er nichts Gutes höre. „Wir werden wie der Teufel kämpfen“, sagte Trump schließlich. Dann setzte sich die Masse in Bewegung.

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Dass der Mob die Senatoren nur um einige Minuten verpasste, war Eugene Goodman zu verdanken. Der Kapitols­polizist hielt einige Randalierer auf den Treppenstufen auf. Da ihm klar war, dass er sie allein nicht zurückhalten könne, versuchte er, sie vom Eingang des Plenarsaals wegzulocken. Goodman, der später mit der „Congressional Gold Medal“ ausgezeichnet wurde, gewann so ein wenig Zeit, in der die Senatoren in Sicherheit gebracht werden konnten. Als Erster war Pence in einen geschützten Raum gebracht worden. Weil er das Zertifizierungsverfahren nicht stoppen wollte, hatte es der Mob auf ihn abgesehen: „Hängt Mike Pence auf!“

Noch dramatischer war die Lage im Repräsentantenhaus. Kurz vor dem Eingang in den Plenarsaal, vor der „Speaker’s Lobby“, versuchten Randalierer die verbarrikadierten Türen zu durchbrechen und schlugen deren Fensterscheiben ein. Als Ashli Babbitt, eine 35 Jahre alte Veteranin und QAnon-Anhängerin, versuchte, durch einen Fensterrahmen zu klettern, fiel ein Schuss. Kapitolspolizist Michael Byrd, der zuvor die in der Lobby stehenden Abgeordneten zurück in den Plenarsaal geschickt hatte, wo sie unter den Sitzen Schutz suchten, gab den Schuss ab. Babbitt, deren Tötung Trump später einen Mord nennen sollte, wird heute von dessen Anhängern als Märtyrerin verehrt. Byrds Identität wurde lange Zeit nicht preisgegeben – was in diesen Kreisen den Nährboden für Verschwörungstheorien bot. Insgesamt sollten fünf Personen sterben.

Trump-Anhänger stürmen am 6. Januar 2021 die Treppe vor dem Kapitol.


Trump-Anhänger stürmen am 6. Januar 2021 die Treppe vor dem Kapitol.
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Bild: AFP

Als Pence am späten Abend die unterbrochene Sitzung fortsetzt, ergreift Mitch McConnell das Wort. Der seinerzeitige republikanische Mehrheitsführer hatte schon vor dem Angriff das Taktieren einiger seiner Fraktionskollegen als Spiel mit dem Feuer bezeichnet: Der Wähler, die Gerichte und die Bundesstaaten hätten gesprochen. Wenn der Kongress sie überstimme, würde man die Republik dauerhaft beschädigen. Nun sagt er: Der Senat lasse sich nicht einschüchtern. Man lasse sich nicht aus der Kammer aussperren von „Verbrechern“. Man werde der Gesetzlosigkeit nicht nachgeben. Man werde den verfassungsmäßigen Pflichten nachkommen – „und wir werden es heute Abend noch machen“. In den frühen Morgenstunden des 7. Januar verkündet Pence schließlich, dass Biden 306 Stimmen des Wahlleutegremiums erhalten habe, Trump 232 Stimmen. Der Putschversuch war gescheitert.

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