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#Der Weltklimarat nimmt die Politik mit Fakten in den Schwitzkasten

Der Weltklimarat nimmt die Politik mit Fakten in den Schwitzkasten

Mit welcher Wucht die globalen Klimakrise in das ganz normale Leben hineindrängt, wie ihre Lösung buchstäblich zum existenziellen Anliegen geworden ist, das alles musste der Weltklimarat IPCC in Teil eins seines sechsten Sachstandsberichtes nicht neu aufdecken. Jeder hätte das kommen sehen oder wenigstens nachlesen können, nicht nur Wahlkämpfer, die ihrer eigenen Katastrophenlogik folgend mit Klimaschutz auf Stimmenfang gehen. Es gibt in dieser Frage keine Informationsdefizite.

Doch wer, wenn nicht der IPCC, besitzt in dieser immer wieder unter Ideologieverdacht gestellten Frage die nötige Autorität, um die wirklich großen, unbequemen Wahrheiten unserer Zivilisation ungeschminkt aussprechen zu können? In der Politik fehlte lange dazu der Mut, in großen Teilen der Wirtschaft das Interesse.

Damit muss nun Schluss sein. Nicht nur die schrecklichen, berührenden Bilder aus den Flutkatastrophengebieten hierzulande oder den brennenden Lebensräumen in Mittelmeerländern wie Griechenland und der Türkei zwingen jeden als Bürger dazu, einen neuen Umgang mit den gewachsenen Risiken für die eigene Lebensführung zu erlernen: Es ist höchste Zeit, um Gewohnheiten infrage zu stellen und die klimapolitische Bequemlichkeit abzustellen.

Wie eine Elektroschock-Therapie

Es ist auch ganz entscheidend – und das könnte sich nach der Teilveröffentlichung des neuen IPCC-Berichts als Lösungsweg erweisen –, wenn vor dem Abgrund, der sich mit den allmählich kollabierenden ökologischen Teilsystemen vor uns auftut, mit geradezu wissenschaftlich-nüchterner Eiseskälte zurückgewichen wird. Der Weltklimarat ist die Verkörperung dieses Ansatzes. Speziell die erste Arbeitsgruppe, die ohne klimapolitisches Mandat ausgestattet ist und dennoch in ihrer regelmäßigen Aufarbeitung des naturwissenschaftlichen Klimawissens seit mehr als dreißig Jahren gleichsam mit stets neuen Erkenntnisschocks aufrüttelt, hat da eine gewichtige Stimme.

In ihrer neuen Analyse gibt es keine Zweifel mehr an dem menschengemachten Klimawandel. In der Sprache, mit der der Rat die aus verbesserten Klimamodellen abgeleiteten Perspektiven für den Planeten skizziert, war er noch nie so deutlich. Der IPPC konnte hier leicht nachschärfen, weil die aus mehr als vierzehntausend Forschungsarbeiten gewonnenen Erkenntnisse das Vertrauen in die eigenen Befunde weiter gestärkt haben.

Die Vorzeichen sind klar

Die Unsicherheiten über einzelne Aspekte der Erderwärmung, lange das Einfallstor der Zweifler und Zauderer, sie gibt es immer noch. Die Zukunft der antarktischen Eismassen, das Überschreiten möglicher Kipppunkte, die für große Teile der Welt abrupte Veränderungen mit sich bringen – das sind zwei der langfristigen Entwicklungen, die quantitativ noch nicht konkretisiert werden können.

Das Vorzeichen allerdings ist klar: Die Richtung, die wir mit unserem Verhalten heute einschlagen, ist die falsche. Deshalb sind diese Restunsicherheiten und Lücken auch völlig ungeeignet, den Handlungsdruck aus der Gesellschaft zu nehmen. Im Gegenteil: Aus der Umklammerung der Politik durch die Klimafakten, die mit der Arbeit des Weltklimarates vor mehr als dreißig Jahren begonnen hat, gibt es kein Entrinnen mehr. Schon gar nicht in der nächsten Zukunft, wenn die Beschleunigung des Klimawandels unsere Gesellschaft in immer kürzeren Abständen mit der traurigen Realität an Katastrophenschauplätzen konfrontieren wird. Alles spricht derzeit dafür, dass das flächendeckend geschieht.

Gleichzeitig streben die Treibhausgas-Emissionen nach der Corona-Delle wieder Höchstwerten zu, und nur eine kleine Zahl an Staaten hat für den im Winter in Glasgow anberaumten Klimagipfel verbesserte nationale, vor allem aber auch verbindliche Klimaziele angekündigt. Dabei ist mit der im IPCC-Bericht kumulierten Faktenlage eines klar: Die Einhaltung der in Paris festgelegten Obergrenze der Erwärmung von anderthalb Grad Celsius wird ohne klimapolitische Vollbremsung schon in der kommenden Dekade nicht mehr möglich sein

Jedes Zehntel Grad zählt

Bemerkenswert ist in dieser Hinsicht auch, was sich die gesamte Klimaforschergemeinde inzwischen zu eigen gemacht hat: der Hinweis, dass jedes Zehntel Grad zählt, auch das Zehntel, das mit neuen Lösungsstrategien avisiert wird und die Erhitzung des Planeten nach unten korrigiert. Kann etwa der Überschuss an Kohlendioxid, der heute und morgen in die Atmosphäre gelangt und dort tausend Jahre bleibt, wieder aus der Luft entnommen werden – und die Stabilität so wiedergewonnen werden?

Solche durchaus risikoreichen Optionen sind zum ersten Mal systematisch und durchaus differenziert, aber eben auch nicht abschließend in dem IPCC-Sachstandsbericht berücksichtigt worden. Das erinnert auch daran, dass es beim Klimaschutz nicht allein um Temperaturen oder um physikalische Grenzen geht, sondern um einen ganzen Strauß an systemischen Risiken, auch für die außermenschliche Natur.

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