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#Deutsche Fechter bei Olympia: Herzklopfen ohne Happy End

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Deutsche Fechter bei Olympia: Herzklopfen ohne Happy End

An seinem letzten Tag als Fechter steht Max Hartung in der Makuhari-Messe in Tokio und macht, was er schon in so vielen Hallen der Welt gemacht hat. Er schreit, laut und kurz. Er macht das meistens für sich. Ein Mittel der Motivation, das fast immer wirkt. Wenn er trifft und wenn er nicht trifft.

Jetzt schreit er aber nicht für sich, sondern für Matyas Szabo, seinen Freund und Fechtkameraden, der ein paar Meter vor ihm mit Maske und Säbel auf der Planche steht. Später wird Hartung erzählen, dass er so angespannt war, dass er schreien musste. „Und dann hat Matyas erst mal gegen den Weltranglistenersten ein 3:0 vorgelegt, und es sah so aus, als seien wir dran, als könnten wir es schaffen. Und mein Herz hat geklopft.“

Ohne Szabo, ohne Medaille

Mittwoch Mittag, Makuhari-Messe, Halle B, Säbelfechten. In der Mannschaftsentscheidung der Männer haben Hartung und die Deutschen im Viertelfinale erstaunlich souverän gegen die Russen gewonnen. Im Halbfinale halten sie danach auch mit Südkorea mit, dem großen Favoriten. Als nur noch ein Mann pro Mannschaft übrig ist, liegen sie 37:40 zurück. Alles noch möglich. Für Südkorea ficht nun Sanguk Oh, 24 Jahre alt, der Erste der Einzelweltrangliste. Für Deutschland Matyas Szabo, 29 Jahre alt, der Sohn des Bundestrainers, ein flinker Fechter. Er erwischt Oh mit seinem Säbel dreimal. 40:40. Szabo schreit, Hartung schreit. Fünf Punkte noch fürs Finale der Olympischen Spiele. Und damit für eine Medaille. Das Herz von Hartung klopft.

Als Szabo drei Punkte später auf der Planche liegen bleibt, schreit keiner. Er hat versucht, einer Attacke von Oh, der auf 43:40 davongezogen ist, mit einem Spagat zu entwischen – und ist nicht sofort wieder aufgestanden. Er fasst sich an den Oberschenkel. Als er nach einer schnellen Untersuchung wieder auf den Beinen ist, macht er einen Ausfallschritt. Ein Blick zum Vater und Trainer, Kopfschütteln. Dann lässt er den Säbel fallen.

Für ihn ging es nicht weiter: Matyas Szabo


Für ihn ging es nicht weiter: Matyas Szabo
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Bild: Reuters

Wenn die vier Fechter aus Dormagen an diesem Freitag wieder von Tokio nach Deutschland fliegen werden, können sie nicht einpacken, was sie unbedingt einpacken wollten: eine olympische Medaille. Sie haben, so sagten sie es später mit Tränen in den Augen, 20 Jahre dafür geschuftet, aber ohne Szabo, der an diesem Tag ihr Bester war, nicht nur gegen Südkorea verloren (42:45), sondern später auch noch den Kampf um Bronze gegen Ungarn (40:45). Platz vier. So knapp. „Es wäre eine wahnsinnig tolle Geschichte gewesen“, sagt Hartung in der Mixed Zone, und alle, die dort stehen, wissen in diesem Moment auch, dass es diese Geschichte nicht mehr geben wird.

Am Mittwochabend ist in der Makuhari-Messe, mehr als 1000 Kilometer von ihrer Heimat in Nordrhein-Westfalen entfernt, der gemeinsame Lebensabschnitt von vier Männern zu Ende gegangen, die durch das Fechten zu Freunden geworden sind. Sie werden sich am Flughafen in Deutschland trennen – und danach nicht mehr als Teamkollegen zusammenkommen. Einer, Matyas Szabo, wird weiterfechten. Drei werden aufhören. Da wäre zum einen Richard Hübers, 28 Jahre alt, der mit dem Team Europameister geworden ist. Da wäre zum anderen Benedikt Wagner, 31 Jahre alt, der mit dem Team Europa- und Weltmeister geworden ist. Und da wäre natürlich Max Hartung.

Er ist der Star der Gruppe, obwohl es beim Fechten eigentlich keine Stars gibt. Er hat zwar die EM und WM nicht nur mit dem Team, sondern auch allein gewonnen, aber das hat ihn nicht zur Berühmtheit gemacht. Mit seinem Säbel ging das nicht. Mit seiner Stimme schon. Als Athletensprecher hat er sie für viele Sportlerinnen und Sportler in Deutschland eingesetzt. Es ist aber vielleicht die größte Leistung in seinem Sportlerleben, dass er diese Stimme nicht nur eingesetzt, sondern auch noch institutionalisiert hat.

Vor vier Jahren hat er nämlich den Verein Athleten Deutschland gegründet. Eine Interessenvertretung für die, deren Interessen im Spitzensport oft übergangen werden: die Athleten. Er wird den Verein nun verlassen. Sechs Festangestellte führen sein Werk fort. Und er fängt etwas Neues an. In Zukunft arbeitet er als Geschäftsführer für die Sporthilfe Nordrhein-Westfalen. „Wenn ich Kids ermöglichen kann, was ich erleben durfte, dann kann ich mir keinen besseren Job vorstellen.“

An seinem letzten Tag als Fechter hat Max Hartung dann noch mal vorgeführt, warum er auch in dieser Rolle in Erinnerung bleiben sollte. Als er im Duell mit den Ungarn für das finale Duell auf die Planche kommt, führen diese schon 40:26. Außerdem schicken sie nun Áron Szilágyi los, den Olympiasieger im Einzel. Es ist eigentlich aussichtslos. Doch Hartung schreit und trifft, schreit und trifft. Plötzlich steht es aus seiner Sicht nur noch 40:43. Es ist ein großes letztes Gefecht. Und auch wenn es für den Sieg nicht mehr reicht, verlässt er seinen Sport mit einer passenden Pointe: Wenn Max Hartung etwas angeht, muss man damit rechnen, dass er es auch schafft. Egal, wie aussichtslos die Herausforderung scheint.

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