Nachrichten

#„Deutschland muss dienend führen“

„„Deutschland muss dienend führen““

Herr Minister, haben Sie diesen Krieg ­kommen sehen?

Nein, es wäre nicht wahrhaftig, wenn ich das behaupten würde. Als ich im Mai letzten Jahres in der Ukraine war, lag ein massiver Aufmarsch der russischen Armee gerade erst kurze Zeit zurück. In den Gesprächen, die ich damals mit dem Präsidenten, dem Außenminister und anderen Politikern führte, äußerten alle die drängende Sorge um die Sicherheit der Ukraine. Dennoch hatte ich damals vor allem den seit Jahren anhaltenden Krieg im Donbass vor Augen. Dass es eine derartige Invasion geben würde, wie wir sie seit 80 Jahren nicht mehr hatten in Europa, das konnte ich mir nicht vorstellen. Das konnte sich, glaube ich, niemand vorstellen.

Hätte Deutschland, hätte Europa den Krieg verhindern können?

Wenn man jetzt zurückblickt, gibt es viele Weichen, die theoretisch anders hätten gestellt werden können. Jede führt zu einem anderen Szenario. Hätte Putin ein demokratischer Reformer werden können? Möglicherweise. Vielleicht aber auch nicht. Es führt zu nichts, das jetzt rückblickend alles durchzugehen.

Vielleicht führt es dazu, dass man etwas aus Fehlern lernt.

Nun, ich glaube, es war ein Fehler Europas, der NATO, des Westens, der Ukraine eine Tür aufzuhalten und gleichzeitig zu sagen: Ihr dürft nicht da hindurch. Das frustriert. Die Ukraine hat sich zwischen Baum und Borke gedrückt gefühlt, indem sie einerseits ermutigt wurde, sich für Demokratie, für Freiheit einzusetzen und den Blick nach Westen zu richten, andererseits nicht richtig dazugehören durfte. Wir versprachen Schutz vor Russland, wollten die Ukraine aber nicht als NATO-Partner; wir verurteilten die Annexion der Krim als Völkerrechtsbruch, bauten aber Nord Stream 2; wir wollten, dass die Ukraine sich – und damit auch Europas Sicherheit – verteidigt, aber bitte nicht mit unseren Waffen. Wir müssen uns die Einsicht zumuten, dass wir da nicht eindeutig waren.

Sind wir denn jetzt eindeutig?

Nur um das auch klar zu sagen: Für die Positionen, die ich eben beschrieben habe, gab es auch Gründe. Die Ukraine in die NATO aufzunehmen hätte möglicherweise schon viel früher eine Konfrontation mit Russland ausgelöst. Der Ukraine schwere Waffen zu liefern hätte gleichfalls den Konflikt anheizen können. Die Ukraine hat innenpolitische Probleme und ist von Korruption nicht frei. Aber in der Summe wurde ein Schwebezustand geschaffen, der Hoffnungen weckte und gleichzeitig enttäuschte.

Tut Deutschland jetzt genug? Der ukrainische Präsident fordert mehr, zum Beispiel eine Flugverbotszone über der Ukraine und die Lieferung von Kampfflugzeugen.

Deutschland tut das, was es kann, und wahrt dabei aber aus guten Gründen eine Grenze: selbst Kriegspartei zu werden. Dann hätten wir ein anderes Szenario, dann stünden sich NATO und Russland im Krieg gegenüber. Mir ist bewusst, dass das aus ukrainischer Sicht schon wieder halbherzig erscheinen muss. Aber wir müssen in unsere Überlegungen einbeziehen, dass im Kreml nicht mehr rational gehandelt wird. Es sind ganz schwere Entscheidungen, das will ich ausdrücklich sagen. Die Kritik daran nehme ich an. Ich denke permanent darüber nach: Tun wir genug? Wie viel kann man noch riskieren? Wie viel wäre zu viel? Jede Entscheidung, die wir im Moment treffen, kann größte Tragweite haben.

Wenn Ihnen der Artikel gefallen hat, vergessen Sie nicht, ihn mit Ihren Freunden zu teilen. Folgen Sie uns auch in Google News, klicken Sie auf den Stern und wählen Sie uns aus Ihren Favoriten aus.

Wenn Sie an Foren interessiert sind, können Sie Forum.BuradaBiliyorum.Com besuchen.

Wenn Sie weitere Nachrichten lesen möchten, können Sie unsere Nachrichten kategorie besuchen.

Quelle

Ähnliche Artikel

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Schaltfläche "Zurück zum Anfang"
Schließen

Please allow ads on our site

Please consider supporting us by disabling your ad blocker!