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#„Deutschland steuert in eine unglückliche Situation“

„Deutschland steuert in eine unglückliche Situation“

Herr Magwood, zur Stunde diskutieren 40 Staaten über die richtige Klimapolitik. Deutschland steigt bis Ende nächsten Jahres endgültig aus der Kernenergie aus, strebt aber nach schneller CO2-Neutralität. Ist das ein Widerspruch?

Christoph Schäfer

Niklas Záboji

Die Energieversorgung ist ein komplexes Feld, jedes Land sollte seine eigenen Entscheidungen treffen. Manche bauen Kernkraftwerke, andere fahren sie herunter. Deutschland erzeugt viel Strom aus erneuerbaren Energien. Das ist ein Experiment und wir werden genau beobachten, ob es funktioniert. Ihre Frage lässt sich in zehn Jahren besser beantworten als jetzt.

Wozu raten Sie der deutschen Politik?

Wir glauben, dass zuverlässige und grundlastfähige Ressourcen erforderlich sind, um sie mit erneuerbaren Energien zu kombinieren. Einige Länder können sich beispielsweise auf Wasserkraftwerke verlassen, um eine stabile Versorgung zu gewährleisten. Sie sind jedoch in den meisten Ländern nicht verfügbar oder nicht einfach zu erweitern. Deshalb planen viele Länder, auf Kernenergie zu setzen, da sie nicht der Ansicht sind, dass unstetige erneuerbare Energien allein ausreichen, um die Versorgungssicherheit zu gewährleisten.

Ist mittels Elektrolyse erzeugter Wasserstoff nicht besser, um Zeiträume zu überbrücken, in denen die Sonne nicht scheint und der Wind nicht weht?

Ja, Wasserstoff ist eine Alternative zur direkten Elektrifizierung. Aber er muss produziert werden. Und in dieser Erzeugungskette kann die Kernenergie eine große Rolle spielen.

Aber ist die Kernenergie wirklich so CO2-neutral wie immer behauptet? Auch hier fällt doch für den Abbau des Urans und seinen Transport CO2 an.

Wenn Sie so rechnen, dann ist auch die Windkraft nicht mehr CO2-neutral. Ein Windrad hat ein riesiges Fundament aus Zement im Boden, damit es nicht umfällt. Bei der Produktion dieses Zements fällt viel Kohlendioxid an. Im Grunde ist dann kein technisches Gerät mehr CO2-neutral, weil für seine Teile Energie und Rohstoffe verbraucht wurden. Aber wenn die ganze Welt ihren gesamten Energiebedarf mit einer CO2-neutralen Technologie wie der Kernenergie decken würde, wären wir dem Ziel der CO2-Neutralität erheblich näher.

Der deutsche Atomausstieg kam ja nicht aus dem Nichts, sondern nach dem Unglück in Fukushima. Wie steht es um die Sicherheit?

Die Kernkraftwerke, die wir heutzutage weltweit haben, sind sehr sicher. Wenn überhaupt, hat uns der Unfall in Fukushima-Daiichi gezeigt, dass das Design der Anlage auch unter den durch den Tsunami verursachten extremen Umständen standgehalten hat – die Sicherheitsvorkehrungen verhinderten eine schnelle Freisetzung großer Mengen radioaktiver Substanzen, ein starker Kontrast zu den Ereignissen in Tschernobyl. Aber ich erkenne auch, dass der Unfall für viele Menschen Fragen aufgeworfen hat.

William Magwood, Generaldirektor der Nuclear Energy Agency (NEA) in Paris


William Magwood, Generaldirektor der Nuclear Energy Agency (NEA) in Paris
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Bild: Picture-Alliance

Halten Sie Sorgen um die Sicherheit von Atomkraftwerken für typisch deutsche Bedenken?

Die Fragen sind völlig berechtigt, denn der Unfall von Fukushima-Daiichi war ein tragisches Ereignis. Viele Menschen können aufgrund der erhöhten Strahlungswerte in einigen Gebieten immer noch nicht nach Hause gehen. Allerdings scheinen einige Leute zu vergessen, dass es der Tsunami war, der 20.000 Menschen getötet hat. Niemand ist als direkte Folge der Nuklearkatastrophe gestorben. Und die Weltgemeinschaft hat hart daran gearbeitet, die Anlagen noch sicherer zu machen. Interessant ist dabei, dass die modernen deutschen Anlagen bereits viele der heute weltweit geforderten Eigenschaften aufwiesen.

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