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#DFB-Team bezwingt Frankreich: Toni Kroos – die deutsche Schlossallee

Einen wie ihn haben nicht mal die Franzosen: Bei seiner Rückkehr in die Nationalelf demonstriert Toni Kroos mit und ohne Ball, warum der Bundestrainer ihn wollte – weil er ein neues Niveau möglich macht.

Im späten 19. Jahrhundert, in dem die Menschen in Frankreich und dem Rest der Welt die Folgen der Französischen Revolution weiter spürten, sorgten die Brüder Auguste und Louis Lumière in Lyon mit einer sensationellen Erfindung für Aufsehen. Sie schufen einen Apparat, der Bewegtbilder möglich machte – und damit ein neues Niveau des Geschichtenerzählens. Sie fertigten mit diesem Cinématographen schließlich mehr als 2400 Filme an. Und wer an diesem Wochenende in dem Haus in Lyon war, in dem heute ein Museum ihre Liebe fürs Geschichtenerzählen dokumentiert, der durfte dann davon ausgehen, dass sie die Geschichte, die sich später im Fußballstadion im Osten der Stadt ereignete, ganz gut gefunden hätten.

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Es war Samstagabend, als der Schiedsrichter das französisch-deutsche Testspiel anpfiff und Toni Kroos, der Ballkünstler, der das erste Mal seit dem EM-Sommer 2021 wieder das Trikot der deutschen Fußballnationalmannschaft trug, den Ball das erste Mal berührte. Mit dieser ersten Ballberührung passte er plötzlich steil – nicht etwa quer! – in die Spielfeldhälfte der Franzosen, in die Florian Wirtz schon eingedrungen war. Und weil der den Ball aufs Tor schoss und der Ball zwischen der siebten und achten Spielsekunde dann auch ins Tor flatterte, deutete sich da schon an, dass das an diesem Abend für den deutschen Fußball eine gute Geschichte werden würde.

Frankreich kann die Miete nicht zahlen

Auf den ersten Ballkontakt des Abends folgten für den Ballkünstler noch einhundertzweiundvierzig. Und mit wirklich jedem demonstrierte Toni Kroos dann, warum es eine gute Idee war, dass Julian Nagelsmann, der Bundestrainer, ihn knapp drei Monate vor dem ersten Spiel der Europameisterschaft in Deutschland wieder in die Nationalmannschaft geholt hat.

Es ist wichtig, wie Kroos seine Mitspieler anspielt (fast immer im richtigen Tempo, fast immer im richtigen Winkel!). Es ist aber mindestens so wichtig – so lautete eine Lektion aus Lyon –, dass sie ihn immer anspielen können. Wäre Fußball Monopoly, wäre Kroos für seine Mitspieler die „Du kommst aus dem Gefängnis frei“-Karte. Und für seine Gegenspieler die Schlossallee – mit Hotel.

Am Samstagabend sind die Franzosen, die großen EM-Favoriten, auf die deutsche Schlossallee gekommen. Und dieses Mal konnten sie die Miete nicht zahlen. Die Konsequenz: Ein 2:0-Sieg für Deutschland, der so souverän aussah, dass man mit Blick auf die EM-Aussichten fast schon denken konnte, dass … stopp!

„Unfassbar, ehrlich gesagt“

Nein, es sollte in dieser Geschichte noch nicht um das große Ganze gehen, sondern darum, wie eindrucksvoll es ist, dass ein einziger Spieler den Rhythmus eines ganzen Spiels steuern kann. Man durfte das an diesem Abend auch so sagen: Für die deutsche Fußballnationalmannschaft war Toni Kroos das, was der Cinématograph für Auguste und Louis Lumière war – weil er ein nochmal neues Niveau möglich macht.

Als Julian Nagelsmann später in dem kleinen ZDF-Studio im Stadion stand und auf Kroos angesprochen wurde, antwortete er: „Unfassbar, ehrlich gesagt.“ Er sagte danach, dass dieser der „Verbindungsspieler“ sei, den er sich vorstellt. Und dann sagte er, dass dieser dazu „defensiv sehr stabil“ gewesen sei. Das war eine Einschätzung, der man mit Blick auf Kroos‘ Karriere reflexhaft widersprechen wollte – aber an diesem Abend, ehrlich gesagt, nicht widersprechen konnte.

So sehr man nun weiter über Kroos sprechen wollen würde, so sehr muss man wenigstens kurz über Nagelsmann sprechen – weil eine gute Idee ja erst einmal gut umgesetzt werden muss.

Reform statt Revolution

Es waren nämlich nicht die Ergebnisse einer Revolution, sondern einer Reform, die an diesem Abend sichtbar wurden. Sie fing mit Kroos an, aber sie setzte sich dann auch an anderen Stellen fort. Mit der Entscheidung, dass Joshua Kimmich als Rechtsverteidiger aufgestellt wird (wo er sich gegen den Supersprinter Kylian Mbappé gut wehrte, auch wenn der manchmal an ihm vorbeisprintete, aber gut, gegen wen gelingt ihm das nicht?).

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