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#Die Albertina soll diverser werden

„Die Albertina soll diverser werden“

Klaus Albrecht Schröder steht in der Eingangshalle der Albertina und antwortet auf Fragen eines ORF-Teams. Man möchte vom Direktor des Wiener Kunstmuseums wissen, was er von den Aktionen der klimabewegten „Letzten Generation“ hält. Schröder nimmt kein Blatt vor den Mund, „auf die Gefahr hin, dass ich mich jetzt vor der Kamera selbst entleibe“. Obgleich die Aktivisten behaupteten, sie wollten keinen Schaden anrichten, richteten sie erheblichen Schaden schon dadurch an, dass ein Haus wie die Albertina Ressourcen für Extrakontrollen aufbringen und die Geduld seiner Besucher strapazieren müsse. Und von Aktionen wie des Tiroler Landesmuseums, das Aktivisten einen Raum bereitstellt, um dort Tomatensuppe oder Kartoffelpüree zu verschütten, hält Schröder schon mal gar nichts. Der ORF-Mann zieht mit zufriedenem Gesicht und saftigen Zitaten im Kasten von dannen.

So spricht nicht einer, der noch Rücksichten nehmen will für eine eventuelle Vertragsverlängerung. Ende 2024 läuft die Bestellung Schröders als Generaldirektor der Albertina aus. Dann solle für ihn nach 26 Jahren Schluss sein, sagt er im Gespräch mit dieser Zeitung. Das habe er selbst entschieden. „Ich wollte nicht, dass man sich die Frage stellt: Müssen wir ihn raustragen?“ Unter Schröder wurde das Haus, das sich früher vor allem auf seine Sammlung klassischer Druckgrafik stützte, modernisiert und erweitert, im räumlichen wie inhaltlichen Sinne. Ein wesentlicher Impuls kam durch die Integration der Sammlung Batliner mit vielen Werken der klassischen Moderne – eine Zeit, die nach den Worten Schröders geschichtsbedingt an den „imperialen Sammlungen“ Österreichs vorbeigegangen sei. Auch wenn das eine lange Vorlaufzeit bedeutet, soll die Stelle in den kommenden Wochen ausgeschrieben werden. „Im ersten Quartal“, wird im Haus der zuständigen (von den Grünen nominierten) österreichischen Kulturstaatssekretärin Andrea Mayer bestätigt. Man stehe damit „im absoluten Einvernehmen“, wird beiderseits versichert.

Der Kanon der weißen Männer

Wenn dem so ist, dann müsste das Wort Schröders auch bei der Nachfolgeregelung Gewicht haben. Er spricht einerseits von der Hoffnung auf eine rege europäische Beteiligung an der Ausschreibung, aber doch auch über eine „qualifizierte Persönlichkeit“ aus dem eigenen Haus und meint Angela Stief, die Chefkuratorin der Gegenwartskunst und Direktorin der Albertina Modern. „Sie führt dieses Haus ganz hervorragend und ist in der klassischen Moderne zu Hause.“ Freilich: „Die Entscheidung liegt bei der Politik.“

Stief, gebürtig aus Augsburg, aber schon seit zweieinhalb Jahrzehnten tätig in Wien, hat im Sommer 2020 die Stelle an dem neugebildeten modernen Zweig der Albertina angetreten. Der linksliberale „Standard“ bezeichnete sie als „kratzige Koryphäe“ und mit den Schlagworten „feministisch, divers und jung“. Als Ausweisschild wird man die für kommenden Herbst geplante Ausstellung „Diversity in Sex, Race and Gender“ ansehen dürfen. Das Bild, das die bisherigen Ausstellungen und Sammlungen der Albertina gegeben hätten, sei zutiefst einseitig gewesen, geprägt von weißen Männern von Michelangelo bis Warhol, heißt es in der Ankündigung. „Das 21. Jahrhundert hat diesen Kanon zertrümmert.“

Gefragt, ob Diversity nicht ein Modewort sei, antwortet er: „Sicher, aber wenn Sie mit Modewort insinuieren wollen, dass es substanzlos ist und vielleicht auch keine Rechtfertigung hat, dann würde ich dem widersprechen.“ Er sei kein kritikloser Bewunderer von Bewegungen wie „Woke oder MeToo, Diversity, Gender oder was es auch ist, weil sie Barrieren mehr aufbauen als niederreißen“. Aber ihre Berechtigung sei unbestreitbar. „Welche Bewegung, die aus einem tiefen Missstand geboren ist, schießt nicht übers Ziel hinaus? Macht das die Bewegung obsolet? Nein.“

Schröder verweist auf die jüngst abgeschlossene Ausstellung Basquiats. Diese habe ein Publikum angezogen, das bis dato kaum in der Albertina wahrzunehmen gewesen sei, viele Menschen mit schwarzer Hautfarbe. „Warum hat das so lange gedauert, dass ich ein Programm mache, das sie als relevant und aktuell auch für sich empfinden? Warum haben wir das nicht früher getan, ohne das Kind mit dem Bade auszuschütten? Ist Michelangelo dadurch weniger bedeutend geworden? Keine Rede! Aber wir müssen die gesellschaftliche Diversität widerspiegeln. Ein Museum ändert sich mit der gesellschaftlichen Entwicklung.“

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