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#Die CDU sollte am „C“ im Namen festhalten

Die CDU sollte am „C“ im Namen festhalten

Das „C“ befindet sich in Deutschland in einer doppelten Misere. Das Vertrauen in die Kirchen bricht auf dramatische Weise ein, und ihre Mitgliederzahlen rauschen in den Keller. In diesem Jahr wird mit einiger Sicherheit erstmals weniger als die Hälfte der Deutschen einer der beiden großen Kirchen angehören. Die Kirchenleitungen drehen sich, insbesondere in der römisch-katholischen Kirche, bei der Aufarbeitung sexualisierter Gewalt seit inzwischen mehr als zehn Jahren um sich selbst und ihre überholten Hierarchien. Damit schaden sie nicht nur ihrer eigenen Organisation, sondern dem Ansehen des Christentums insgesamt.

Die beiden Unionsparteien, die sich über das „C“ in ihrem Namen positiv auf diese kulturelle Formation beziehen, durchleben parallel ebenfalls eine Krise und fürchten um ihren Rang als Volkspartei. Nach der verlorenen Bundestagswahl wird nun sogar über den Parteinamen nachgedacht. In einer internen Analyse heißt es, es gebe „gute Gründe für eine Flurbereinigung“, weil der Bezug auf das „C“ als Barriere für Nichtchristen wirken könne. In der Schweiz wurde dieser Weg bereits beschritten, dort heißt die CVP zumindest auf Bundesebene neuerdings „Die Mitte“.

Nicht auf Wahlergebnis reduzieren

Der Verzicht auf den bisherigen Namen ist der naheliegende Versuch, sich als Partei von der Krise des Christentums zu entkoppeln. Allzu viel sollte man sich von diesem Schritt allerdings nicht erhoffen. Im europäischen Vergleich drängt sich zumindest bislang kein eindeutiger Zusammenhang zwischen den Wahlerfolgen konservativer Parteien und ihrer Bezugnahme auf das Christentum auf, ob diese nun vorrangig über den Namen oder das Programm erfolgt. Es würde auch zu kurz greifen, die Bedeutung des „C“ für die Unionsparteien allein auf seinen Beitrag zum Wahlergebnis zu reduzieren. Der Zusammenhang ist deutlich breiter gefächert.

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Der explizite Bezug zum Christentum ermöglichte es der Union über lange Zeit, ihren Nachwuchs aus den Reihen der Kirchen zu rekrutieren. Die Stärke dieses Nachwuchses lag darin, dass er sich nicht primär über Zugehörigkeit zu einer gesellschaftlichen Klasse oder über ein besonderes ökonomisches Interesse definierte, sondern über einen Bezug zu gemeinsamen Werten. Heute fällt die kirchliche Jugendarbeit als Personalreservoir weitgehend aus, und viele CDU-Politiker äußern mit Blick auf die Junge Union hinter vorgehaltener Hand Zweifel daran, dass dort ideelle Motive hinreichend im Vordergrund stehen.

Die drei Wurzeln der Union

Für die Karrierewege in die Berufspolitik kommt Wirtschaftsverbänden längst eine viel größere Rolle zu als den Kirchen. Die Orientierung der C-Parteien am Allgemeinwohl hat darüber schleichend an Bedeutung verloren. An diesem Punkt leidet die Union nicht an zu viel „C“, sondern längst an zu wenig davon.

In der innerparteilichen Diskussion wird gerne darauf verwiesen, dass die Union sich aus drei Wurzeln speist: einer christlich-sozialen, einer konservativen und einer wirtschaftsliberalen. An dieser Zuordnung ist richtig, dass unter dem Verblassen des „C“ vor allem der Sozialflügel leidet und die soziale Frage deshalb folgerichtig zur offenen Flanke der Partei geworden ist.

Ansonsten steht das „C“ jedoch jenseits der Differenzierung dieser drei Strömungen. Es integriert die Spannungen, die zwischen ihnen naturgemäß bestehen. Früher übernahm vor allem die katholische Soziallehre diese Funktion, heute ist es meist das „christliche Menschenbild“. Zu Unrecht wird diese Formel aufgrund ihrer Vagheit gerne belächelt. Ihre Stärke liegt gerade darin, dass sie niemandem ein religiöses Bekenntnis abfordert.

Das christliche Menschenbild kann auch teilen, wer sich als Kulturchrist versteht, an gar nichts glaubt oder als Andersgläubiger hier eine Überschneidung mit seiner eigenen Religion erkennt. Gerade die wiederkehrenden Debatten in Deutschland darüber, ob sich die Union zu Recht auf das christliche Menschenbild beruft, beweisen letztlich dessen normative Kraft. In der Flüchtlingskrise wurde einigen zündelnden Unionspolitikern rasch beigebracht, dass der Enthemmung in ihrer Partei durch das „C“ enge Grenzen gesetzt sind.

Die Bedeutung des „C“ an diesem Punkt kann man kaum überschätzen, weil es den Konservativismus, den Nationalismus wie auch die Orientierung an den Kräften des Marktes innerhalb der Union zähmt und sie in ein Abhängigkeitsverhältnis zu einer verallgemeinerbaren Vorstellung vom Guten zwingt. Von der Europapolitik über die Sozialpolitik bis zur Flüchtlingspolitik macht das „C“ einen konkreten Unterschied. Ohne „C“ wären CDU und CSU andere Parteien. Deshalb gilt: Solange das Christentum als kulturelle Formation nicht völlig marginalisiert wurde oder durch die Fehler der Kirche moralisch in Misskredit gerät, sollte die CDU am „C“ festhalten.

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