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#Die Frage nach dem Alleinstellungsmerkmal

Die Frage nach dem Alleinstellungsmerkmal

Schon die erste Frage zielte auf das heikelste Thema der jüngeren CDU-Geschichte. Der freundliche, männliche Fragesteller bezeichnete Norbert Röttgen zunächst als „Aufsteiger des Jahres“. Dann wollte er wissen, wie es der Kandidat für den CDU-Vorsitz mit der Europapolitik halte. Schließlich habe Bundeskanzlerin Angela Merkel die Europäische Union durch ihr Handeln bei der Eurorettung und in der Flüchtlingskrise in eine „Schulden- und Transferunion“ verwandelt.

Eckart Lohse

Röttgen begab sich nicht auf das Glatteis, das vor ihm spiegelte. Schließlich waren da Begriffe aufgetaucht, die gerne von Merkel-Kritikern benutzt werden. Und eines hatte sich Merkels früherer Umweltminister erkennbar für die einstündige Befragung durch Parteimitglieder vorgenommen: keine Kritik an der derzeit so extrem beliebten Kanzlerin. Also sprach er davon, wie die Welt rauer geworden sei und Europa daher zusammenstehen müsse. Die einzige kleine kritische Anmerkung des Vorsitzenden des Auswärtigen Ausschusses im Bundestag war, dass er sich mehr gemeinsame europäische Außenpolitik wünsche. Er schlug vor, eine Gruppe von Staaten solle damit anfangen, eine solche europäische Außenpolitik zu betreiben. Auch dafür, wie sie Deutschland durch die Pandemie steuere, lobte er Merkel später.

Sprachen die einen Fragesteller die Flüchtlingspolitik an, so wollten andere wissen, wie es Röttgen mit dem Frauenanteil in der Partei halte. Er stellte sich völlig klar hinter die Quotenbeschlüsse der Struktur- und Satzungskommission und forderte, die CDU müsse weiblicher werden. So seien 80 Prozent der Bundestagsabgeordneten Männer und ein ebensolcher Prozentsatz der Kreisvorsitzenden. In der Gesellschaft sei das Verhältnis von Männern und Frauen dagegen 50 zu 50, daher halte er eine Parität bei der Besetzung von CDU-Gremien und Fraktionen „für normal“. An der Videodebatte beteiligten sich zahlreiche Frauen.

Die Partei müsse sich erneuern, sagt Röttgen

Röttgen war am Freitagabend der erste der drei Bewerber um den CDU-Vorsitz, der sich für eine Stunde online den Fragen der Mitgliedschaft stellte. Der nordrhein-westfälische Ministerpräsident Armin Laschet folgt am kommenden Donnerstag, der einstige Fraktionsvorsitzende Friedrich Merz am Freitag. Zuvor treten sie noch am Montag zu dritt auf. Röttgen hielt sich weiterhin streng an den Burgfrieden.

Als ein Fragesteller wissen wollte, wie er sich „ganz konkret“ von den beiden anderen Bewerbern unterscheide, antwortete Röttgen, er müsse ihn ein bisschen enttäuschen. „Ich bin nicht unterwegs zu sagen, dass ich besser bin als die beiden anderen und vergleiche mich mit den beiden anderen, sondern ich trete an für das, was meine Idee von CDU ist.“ Dann erzählte er, dass er bald 40 Jahre in der Partei sei, seine Frau dort kennengelernt habe, eines der Kinder dort aktiv sei. „Das ist ein Teil meines Lebens.“ Schließlich: Die Partei müsse sich erneuern. Man habe ein entscheidendes Jahrzehnt vor sich.

Nur an einer Stelle, keiner unwichtigen, wurde ein Unterschied deutlich, ohne dass Röttgen die Namen der beiden anderen genannt oder diese kritisiert hätte. Als die Moderatorin von ihm wissen wollte, ob es einen Unique selling point, ein Alleinstellungsmerkmal, von ihm gebe, antwortete er, der Parteivorsitz sei für ihn kein „Um-zu-Job“. Merz und Laschet haben klar gemacht, dass sie aus ihrer Wahl den Anspruch ableiten würden, Kanzlerkandidat zu werden.

Es gehe nicht um seine persönliche Karriere

Röttgen sagte zwar, er wäre der falsche Vorsitzende, wenn er sich die Kanzlerkandidatur nicht zutrauen würde. Es gehe aber nicht darum, dass er etwas werde, sondern darum, dass die Union auch nach der Bundestagswahl im kommenden Jahr, nach 16 Jahren Kanzlerschaft Merkels, weiter den Kanzler stelle. Daher werde er als Vorsitzender mit dem CSU-Vorsitzenden und bayerischen Ministerpräsidenten Markus Söder besprechen, wer der beste Kandidat sei.   

Seit dem vorigen Wochenende hätte die CDU einen neuen Vorsitzenden haben sollen. Der Parteitag am 4. Dezember fiel Corona zum Opfer, am Montag will der Vorstand nun endgültig festlegen, wann er nachgeholt wird. Derzeit spricht alles dafür, dass Mitte Januar virtuell mit anschließend schriftlicher Bestätigung der Nachfolger von Annegret Kramp-Karrenbauer gewählt wird.

Röttgen hatte sich nach der Rückzugsankündigung Kramp-Karrenbauers am 10. Februar ins Rennen mit Merz und Laschet gestürzt. Laschet hat als nordrhein-westfälischer Ministerpräsident und Landesvorsitzender der CDU schon einige Unterstützer hinter sich. Merz hat vor zwei Jahren, im Dezember 2018, auf dem Hamburger Parteitag nur knapp gegen Kramp-Karrenbauer verloren und führt in den Beliebtheitsumfragen zur Wahl des Vorsitzenden. Röttgen galt als Außenseiter mit geringen Chancen. Doch mittlerweile ist er in manchen Umfragen an Laschet vorbeigezogen. Zumindest was den Parteivorsitz angeht. Beim Thema Kanzlerkandidatur liegen alle drei deutlich bis sehr deutlich hinter Söder.  

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