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#Die Impfung für Kinder bleibt freiwillig

Die Impfung für Kinder bleibt freiwillig

Es kann nicht erstaunen, wie viel Enttäuschung und Unsicherheit, ja bisweilen auch Konfusion die Entscheidung der Ständigen Impfkommission (STIKO) hervorgerufen hat, keine allgemeine Impfempfehlung für Kinder ab zwölf Jahren abzugeben. Das liegt aber nicht an der Entscheidung selbst. Es liegt vielmehr daran, dass der Bundesgesundheitsminister, die Regierung und auch viele Ärzte die Entscheidung nicht abwarten wollten und sich klar für die möglichst breite Nutzung der Kinderimpfung ausgesprochen haben. Die Signale von der europäischen Zulassungsbehörde standen auf Grün, andere Länder propagieren offensiv die Kinderimpfung.

Der Widerspruch ist für viele kaum aufzulösen: Ist das Impfen der Kinder nun sinnvoll oder nicht? Und vor allem: Ist es sicher? Was das angeht, war mit der formalen Zulassung durch die europäische Genehmigungsbehörde die Antwort schon Ende Mai gegeben. Die Daten, die der Hersteller in seiner Zulassungsstudie mit mehr als tausend geimpften Kindern und auf Basis der großen klinischen Studie für Erwachsene vorgelegt hatte, waren eindeutig. Der Wirkstoff schnitt bei den Kindern sogar noch etwas besser ab als bei den über Achtzehnjährigen.

Entscheidung nicht abgenommen

Die STIKO hat aber in ihrer Empfehlung noch sehr viel mehr zu bewerten als Wirksamkeit und Sicherheit. Sie beurteilt aufgrund der jeweils aktuell verfügbaren Evidenz den Wert einer Impfung mit Blick auf den Impfschutz für den Impfling selbst und den Infektionsschutz insgesamt. Das heißt nicht, dass sie Kosten-Nutzen-Abwägungen trifft. Sie entscheidet weder nach ökonomischen noch politischen Kriterien. Vielmehr sieht sie sich möglichst alle verfügbaren und nachprüfbaren Daten an, mit denen etwas über die Risiken, über Komplikationen und den Nutzen für den Einzelnen und die Gesellschaft ausgesagt werden kann. Eingang finden also durchaus auch Realweltdaten aus anderen Ländern, sofern diese aussagekräftig sind.

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Im Prinzip ist die Impfempfehlung ein komplexes Big-Data-Projekt, das von den allesamt unabhängigen wie ehrenamtlich tätigen Wissenschaftlern in dem Gremium möglichst rasch zu Ende gebracht werden muss. Dass das nicht zwangsläufig mit einem Daumen hoch oder Daumen runter enden muss wie bei der Impfstoffzulassung, liegt auf der Hand.

Manche Eltern hatten vielleicht gehofft, die Wissenschaftler würden ihnen die Entscheidung für oder gegen die Impfung leichter machen oder ganz abnehmen. Aber die Impfung ist und bleibt freiwillig, sie ist eine persönliche Entscheidung zwischen Kindern, Eltern und Ärzten, wie jede andere medizinische Behandlung auch.

Harmloser als die Grippe

Für fast eine halbe Million Kinder mit Vorerkrankungen, und das sind nicht wenige, ist die Sache klar: Das Risiko, bei einer Infektion schwer an Covid-19 zu erkranken, ist statistisch größer als das Risiko der bekannten Nebenwirkungen des Impfstoffs. Für sie ist eine Impfung absolut sinnvoll.

Für alle anderen ist die Sache etwas komplizierter, weil sie das große Glück haben, im Falle einer Ansteckung mit dem Virus sehr wahrscheinlich nicht zu erkranken. Von den etwa 188.000 Kindern in der Altersgruppe zwischen zwölf und siebzehn Jahren, die sich seit der ersten Welle im Land nachweislich infiziert haben, wurde ein kleiner Teil – weniger als ein Prozent – in Kliniken behandelt. Noch mal ein Hundertstel davon musste auf einer Intensivstation behandelt oder beatmet werden. Damit ist Covid-19 in dieser Altersgruppe harmloser als eine saisonale Grippe. Und für die Grippe gibt es keine Impfempfehlung der STIKO.

Natürlich könnte man jetzt die fast vierhundert Kinder nennen, die bisher an dem durch das Coronavirus ausgelösten multisystemischen Entzündungsleiden PIMS erkrankt sind. Diese Überreaktion des Immunsystems kann wochenlang belastend sein. Aber auch von diesen Kindern wären wie bei einem Großteil der anderen jungen Covid-19-Patienten und trotz der beiden dokumentierten Todesfälle viele künftig geschützt – ganz einfach weil die allermeisten dieser Kinder vorerkrankt sind und deshalb nach der Empfehlung der STIKO und der Ärzte geimpft werden sollten.

Eine Impfpflicht will niemand

Was aber ist mit den Langzeitfolgen einer Infektion, Long-Covid genannt? Die bisherigen Daten von Kindern dazu, auch das hat die STIKO deutlich gemacht, sind zu mager. Die Evidenz ist ein wichtiges Ziel, aber das ist beweglich und kann sich in den nächsten Monaten auch verändern. Das Gleiche gilt auch für die Frage, ob eine Impfung der Schüler hilft, das Infektionsgeschehen insgesamt besser in den Griff zu bekommen, Stichwort Gemeinschaftsschutz oder Herdenimmunität. Wer vor allem mit diesem Argument, wie es gerade in den Vereinigten Staaten zu sehen ist, die Kinderimpfung massiv forciert, läuft als Gesellschaft Gefahr, den Impfwillen vieler aufs Spiel zu setzen. Auch eine verkappte Impfpflicht will keiner.

Der Kern der STIKO-Empfehlung lautet deshalb: Freiwilligkeit und Sicherheit stehen obenan, und das ist nicht wenig. Wer bereit ist, die bekannten, bisher geringen Impfrisiken in Kauf zu nehmen, darf und kann seine Kinder impfen lassen.

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