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#Die Leitinstanz für alle politischen Angelegenheiten

„Die Leitinstanz für alle politischen Angelegenheiten“

Es geht in diesem Buch um ei­nen Moloch. Hinter den drei Buchstaben GHQ, mit dem gemeinhin das „Große Hauptquartier seiner Majestät des Kaisers und Königs“ abgekürzt wird, umfasste nicht weniger als viertausend Menschen – vom obersten General bis zur Küchenhilfe, wozu noch eine unbekannte An­zahl von jeweiligen „Ortskräften“ kam. Und allein die Tatsache, dass es gelang, diese ungeheure Menge, inklu­sive Seiner Majestät Gemahlin und Kinder, von Koblenz nach Luxemburg, Charleville-Mézières beziehungsweise Pleß (für das Ostheer), Kreuznach und schließlich Spa zu befördern, war eine logistische Meisterleistung, von der allerdings bislang noch niemand gesprochen hat.

Gerhard P. Groß, den Weltkriegshistorikern gut bekannt als Spezialist für Schlieffen und seinen Aufmarschplan sowie die Geschichte des operativen mi­litärstrategischen Denkens, hat mit diesem Buch eine Arbeit geleistet, die auf vielen archivalischen Quellen und Me­moiren beteiligter Akteure beruht. Und natürlich hat er auch die Forschungsliteratur, etwa Holger Afflerbachs Falkenhayn-Biographie und John Roehls Biographie des Kaisers, herangezogen.

Ein Ensemble verschiedenster Autoritäten

Das GHQ als zentrale militärische Be­hörde war verantwortlich für die gesamte Kriegsplanung und die Organisation aller militärischen Einheiten, hier fanden sich also die Stäbe des Heeres und der Marine zusammen. Es war aber auch, so der Verfasser in einer pointierten Formulierung, die zentrale Leitinstanz für alle politischen und militärischen Angelegenheiten des Kaiserreichs.

Gerhard P. Groß: „Das Große Hauptquartier im Ersten Weltkrieg“.


Gerhard P. Groß: „Das Große Hauptquartier im Ersten Weltkrieg“.
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Bild: De Gruyter Verlag

Seine Beschreibung dieser Instanz zeichnet aber das Bild eines Ensembles verschiedenster Autoritäten, deren Rangfolge stets aufs Neue ausgehandelt werden musste – nicht zuletzt über den Weg eines täglichen geübten allumfassenden Intrigantentums. Es knirschte in allen institutionellen und persönlichen Beziehungen. So konnte etwa der Chef des Marinekabinetts, Georg Alexander von Müller – dessen Memoiren eine im­mer schon stark beachtete Quelle sind – sich nur halten, weil der Kaiser letztlich doch die Hand über ihn hielt. Während die im GHQ mitfahrenden Militärbevollmächtigten der Einzelstaaten offensichtlich auch in den Kriegsjahren nicht verstanden, dass es ein gesamtdeutsches Heer gab, und permanent versuchten, die Interessen, etwa der bayerischen und sächsischen Armee oder des württembergischen Kontingents, durchzusetzen.

Der Respekt ließ deutlich nach

Das Organigramm des GQH nach dem Stand von 1917/18 vermittelt einen Eindruck von der Vielgestaltigkeit dieser Institution: Formell Hauptperson war der deutsche Kaiser Wilhelm II. „Oberster Kriegsherr“. Ihm unterstanden – und mit ihm reisten – der Chef des Generalstabs des Feldheeres oder besser: die Oberste Heeresleitung (OHL), zunächst Moltke der Jüngere, dann Falkenhayn und schließlich Hindenburg. Dazu kamen noch der Chef des Admiralstabs, der Stab des preußischen Kriegsministers (das Reich hatte keinen eigenen Kriegsminister), der Vertreter des Reichskanzlers bei der OHL, die be­reits genannten Militärbevollmächtigten der Einzelstaaten sowie diejenigen der verbündeten Staaten Österreich-Ungarn, Bulgarien und der Türkei. Damit nicht genug, gab es auch den Oberhofmarschall mit seinem Amt und die sogenannten General- und Flügeladjutanten des Kaisers, deren Verhältnis zu den Chefs der Kabinette seiner Majestät – Militärkabinett, Marinekabinett und Ge­­heimes Zivilkabinett – sehr gespannt war. Und es kamen noch eine Reihe weiterer Mitspieler hinzu.

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