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#Die Meisterin vom Hochsitz

„Die Meisterin vom Hochsitz“

Einer ihrer Lieblingsorte liegt unter einer Festung aus der Stauferzeit. Doreen Vennekamp schwärmt von der Landschaft um die Ronneburg im Main-Kinzig-Kreis: „Es ist etwas total Besonderes, die Zeit in Wald und Feld zu verbringen“, sagt sie. Die hessische Sportschützin genießt ruhige Spaziergänge in der Wetterau, „um nicht nur Wettkämpfe, die nicht so gut gelaufen sind, zu verarbeiten, sondern auch Erfolge“.

Die werden immer zahlreicher. Ihren größten Erfolg erreichte sie Mitte September in Breslau. Vennekamp wurde Europameisterin mit der Sportpistole und sagt selbstbewusst: „Ich wusste um meine gute Verfassung und konnte mich in Polen voll und ganz auf das verlassen, was ich mir erarbeitet habe.“ Dabei nutzte die 27-Jährige ihre offensichtlichste Stärke. „Doreen ist ein totaler Wettkampftyp“, sagt Bärbel Georgi, die frühere Bundestrainerin, die sie lange begleitet hat. „Das Training ist eigentlich immer einen kleinen Tick schlechter.“ Da hat die Sportsoldatin noch Steigerungspotential, was ihr Georgi, als sie Anfang des Jahres in Rente ging, noch mitgegeben hat: „Gerade was Athletik betrifft.“ Doreen Vennekamp arbeitet seither mehr im Kraftraum.

Eine von nur 20 deutschen Profis

Deutsche Meisterin 2021 und 2022 ist sie. Bei den vergangenen Weltmeisterschaften und Olympischen Spielen war sie die stärkste Deutsche. Mit WM-Bronze 2018 in Changwon (Südkorea) und Platz sieben im Olympia-Finale stach die Hessin sogar Monika Karsch aus, die zweimalige Europameisterin und Silbermedaillengewinnerin bei Olympia in Rio de Janeiro 2016.

Für die Weltmeisterschaften in Kairo, die aktuell noch bis zum 25. Oktober in der ägyptischen Hauptstadt stattfinden, ist Vennekamps Ziel „das gleiche wie vor der EM“. Zunächst unter die besten acht zu kommen und dann „das Semifinale zu überleben. Das ist knallhart, da darfst du gar nicht schwächeln.“

Ihre frühere Trainerin Georgi hebt die „mentale Stärke“ hervor, die vielleicht auch durch ihr Hobby als Jägerin geschult wird. Vennekamps Vater ist Pächter des Reviers in Ronneburg, die Sportlerin seine Stellvertreterin. Oft ist sie unter der Burg sehr bedachtsam ohne Waffe unterwegs, denn eine Jagdpacht bedeutet auch die Betreuung der Waldtiere: Füttern, Beobachtungen, Reparaturarbeiten.

Auch weil in ihrem Heimatklub SV Hubertus Hüttengesäß die Voraussetzungen zum Training mit der Sportpistole nicht optimal sind, zog Doreen Vennekamp vor zwei Jahren nach Thüringen, in die Nähe des Schießsportzentrums Suhl. Meist ist dort Christian Freckmann an ihrer Seite, ihr Freund und gleichfalls Nationalkaderschütze. „Wir sind in der Corona-Zeit zusammengekommen,“ sagt er. Gemeinsam zählen sie zu den knapp zwanzig Athleten in Deutschland, die im Pistolenschießen als Profis gelten – dank der Besoldung durch Bundeswehr und Polizei.

Oft pendeln sie zwischen Thüringen und Hessen, trainieren in Wiesbaden am Sitz des Deutschen Schützenbundes, wo Schnellfeuer-Bundestrainer Detlef Glenz als wichtiger Ratgeber zur Verfügung steht. Sie sei „ein toller Kumpel“, sagt Glenz über Doreen Vennekamp, die zweimal Zweite bei Weltcups in diesem Jahr in Rio und 2018 in Guadalajara in Mexiko gewesen ist. „Ich sage immer: Blutgruppe null. Sie ist mit allen kompatibel. Sie kommt auch mit jeder Situation gut zurecht, sucht nie eine Ausrede, wenn das Ergebnis mal nicht stimmt.“

Die Wettkämpfe mit der Sportpistole sind unterteilt in den Präzisions- und den Duellmodus, bei dem die Scheibe wesentlich größer, aber in drei Sekunden zu treffen ist. Das Duell mag sie mehr, und im Qualifikationsdurchgang hat sie oft schon 299 von 300 möglichen Ringen erreicht, auch in Tokio 2021. „Ich warte noch auf 300 von 300 und weiß, dass ich das Niveau habe“, sagt Doreen Vennekamp, die selbst mit Treffern in die Zehn im Zentrum unzufrieden sein kann: „Man findet immer noch kleine Sachen, die man verbessern und an denen man feilen kann.“

Luftpistole nicht ihre Paradedisziplin

Das gilt besonders für das Schießen mit der Luftpistole, mit der sie sich ebenfalls für die Weltmeisterschaft in Kairo qualifiziert hat, aber als 38. nicht über die Qualifikation hinausgekommen ist. Es ist nicht ihre Paradedisziplin. Gleichwohl gewann sie im Februar den Mannschaftstitel in der Bundesliga – gemeinsam mit ihrem Freund Freckmann und der Schützengilde Waldburg aus Baden-Württemberg.

Bei der WM startet Doreen Vennekamp inklusive Teamwettkämpfen insgesamt fünf Mal, danach plant sie weitere Kontrollgänge im hessischen Jagdrevier mit der Option, auf dem Hochsitz ihren Gedanken freien Lauf zu lassen.

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