#Die nächste Putschdebatte in der Türkei
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„Die nächste Putschdebatte in der Türkei“
Als der türkische Präsident Tayyip Erdogan vor zwei Wochen den Austritt aus der Istanbul-Konvention des Europarats zum Schutz der Frauen vor Gewalt erklärte, trat er einen Stein los, der mehr ins Rollen gebracht hat als bloß die Diskussion, wie es die Türkei mit der Rolle der Frau in ihrer Gesellschaft hält und mit ihrem Verhältnis zu Europa. Denn Parlamentssprecher Mustafa Sentop sagte, Erdogan könne ebenso den Austritt aus der Konvention von Montreux und aus der Europäischen Menschenrechtskonvention erklären.
Als Sentop präzisierte, beabsichtigt sei das nicht, aber jederzeit möglich, war das Porzellan bereits zerschlagen und die Diskussion hatte an Fahrt aufgenommen. Als Erste sprachen sich 126 pensionierte Botschafter in einem offenen Brief dagegen aus, sich nicht mehr an die Konvention von Montreux aus dem Jahr 1936 zu halten.
Die hatte der Türkei die volle Souveränität über die Meerengen des Bosporus und der Dardanellen zurückgegeben, und sie garantiert den freien Schiffsverkehr durch sie. Die Konvention sowie der Vertrag von Lausanne aus dem Jahr 1923, der die Grenzen der neuen Republik festlegt, gelten als die Gründungsdokumente der Republik Türkei.
Offenes Schreiben von 103 pensionierten Admirälen
So wie Erdogan gegen den Geist von Lausanne verstößt, stellten führende AKP-Politiker auch wiederholt die Konvention von Montreux in Frage. Sie stoßen sich daran, dass die Schiffspassage durch die Meerengen keine Gebühren abwirft. Die erhoffen sie sich von dem geplanten Megaprojekt „Kanal Istanbul“, einem Wasserweg parallel zum Bosporus, an dessen Bau überdies viele gut verdienen würden. Jedoch könnte die Türkei niemanden dazu zwingen, nicht den gebührenfreien Bosporus zu befahren, sondern auf den gebührenpflichtigen Kanal auszuweichen.
Am Sonntag spitzte sich die Debatte um die Konvention von Montreux zu. Auf das Schreiben der pensionierten Botschafter war die türkische Führung nicht eingegangen. Mit unerwarteter Schärfe reagierte sie aber auf ein offenes Schreiben von 103 pensionierten Admirälen, das diese dem säkularen und nationalistischen Mediennetzwerk Veryansin zugespielt haben. Dort heißt es, die Unterzeichner seien besorgt über die Diskussion über die Möglichkeit, aus der Konvention von Montreux auszutreten. Diese habe als „größter einzelner diplomatischer Sieg den Vertrag von Lausanne ergänzt“.
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