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#Die neue Großzügigkeit gegenüber Flüchtlingen

„Die neue Großzügigkeit gegenüber Flüchtlingen“

Die Spendenbereitschaft für die Ukrainer ist groß. Das spürt auch die Flüchtlingshelferin Diana Henniges vom Berliner Verein „Moabit hilft“. Doch drei- bis viermal pro Woche, schätzt sie, erhalte ihre Organisation Geldspenden, die sie und ih­re Mitstreiter nicht annehmen wollen. In ihnen tauchen in der Betreffzeile Aufforderungen wie „Nur für echte Ukrainer“ oder „Nur für Weiße“ auf, sagt Henniges: „Wir überweisen das dann zurück, meistens mit einem Statement.“ Es sind Vorfälle wie diese, die Erinnerungen wecken.

Fragt man sie nach 2015, als überwiegend Schutzsuchende aus dem Nahen Osten nach Deutschland kamen und die humanitäre Hilfe ihres Vereins in Anspruch nahmen, spricht Henniges von einer großen Solidarität, aber auch einer „massiven Be­drohungslage“, die es damals gegeben ha­be. Sicherheitsvorkehrungen seien getroffen worden, das Landeskriminalamt habe sie und ihre Mitstreiter schützen müssen. Damals habe es Einbrüche und Drohungen gegeben, die Adressen von Helfern wurden teilweise aus Sicherheitsgründen für die Meldeauskunft gesperrt. Heute habe man eine „ganz andere Situation“: Wieder helfen zahlreiche Freiwillige den Flüchtlingen. Wieder gebe es eine „riesengroße Solidarität“ der Zivilbevölkerung. Aber von Widerstand und Hass ist diesmal kaum etwas zu spüren.

Es scheint in der Gesellschaft einen breiteren Konsens dafür zu geben, dass man die Menschen aus der Ukraine unbürokratisch aufnehmen sollte. Und es scheint vieles möglich zu sein, was in den vergangenen Jahren nicht möglich war. Ein Mitarbeiter einer Behörde, der nicht namentlich zitiert werden möchte, be­schreibt das so: „Als wir nach der Machtübernahme der Taliban eine stillgelegte Containerunterkunft für Afghanen reaktivieren wollten, gab es Widerstand aus der Bevölkerung. Die Ukrainer werden jetzt mit Spenden beworfen.“

Ist die Gesellschaft inzwischen „flüchtlingserfahren“?

Aus Hilfsorganisationen ist zu hören, dass das Engagement der Zivilbevölkerung und die Solidarität vergleichbar seien mit 2015. Dennoch gibt es signifikante Unterschiede: Vieles laufe heute struk­turierter ab als damals. Die Dialogbereitschaft sei größer; aus Berlin heißt es, es gebe feste Ansprechpartner. Die bessere Organisation vonseiten der Verwaltung hat auch Ulrike Kostka bemerkt. Sie ist die Direktorin und Vorstandsvorsitzende des Caritasverbandes für das Erzbistum Berlin und hat 2015 daran mitgewirkt, dass ein Austauschforum für Politik, Hilfsorganisationen und andere relevante Akteure ge­schaffen wurde, das es auch jetzt wieder gibt. Kostka bespricht unter anderem mit der Regierenden Bürgermeisterin Berlins, Franziska Giffey (SPD), regelmäßig die Flüchtlingsarbeit. Verbesserungen, wie zum Beispiel die Einrichtung von Sicherheitszonen an Bahnhöfen, führt sie darauf zurück, dass die Gesellschaft inzwischen „flüchtlingserfahren“ sei – nicht auf eine gesteigerte Fürsorge, deren Ursprung die Herkunft ist. Deutschland habe aus 2015 viel gelernt.

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Doch nicht alles scheint mit einem Lerneffekt erklärbar, wie eine Aussage von Giffey nach einer Bund-Länder-Runde Mitte März verdeutlicht, die Unmut und Irritationen vieler Flüchtlingshelfer hervorgerufen hat. Als sie referierte, wo die Unterschiede zu 2015 liegen, und erklärte, dass die Ausgangsbedingungen für eine gelungene Integration aufgrund der aufenthaltsrechtlichen und arbeitsrechtlichen Voraussetzungen besser seien, sagte sie: „Wir hören aus der ukrainischen Community, dass viele, die hier ankommen, nicht als Erstes die Frage stellen: Wo kann ich Leistungen beantragen? Sondern als Erstes die Frage stellen: Wie geht es, dass ich arbeiten kann?“ Die Regierende Bürgermeisterin Berlins erweckte so den Eindruck, dass es denen, die 2015 in Deutschland ankamen, ausschließlich darum ging, Leistungen zu beziehen.

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