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Die Pille danach

Die Impfquote in Deutschland ist zu niedrig. Sie war zu niedrig, um Delta im Herbst abzuwehren, und für Omi­kron ist sie es nun allemal. Von der Impfquote hängt aber maßgeblich ab, wann die Pandemie in eine sogenannte endemische Phase übergeht, also nur noch kleine, beherrschbare Wellen schlägt. Intensivstationen laufen dann nicht mehr voll, Kinder brauchen keine Schulschließungen zu befürchten, Geschäftsleute keinen weiteren Lockdown. Bundeskanzler Scholz will deshalb eine allgemeine Impfpflicht und darüber schon Anfang des kommenden Jahres im Bundestag abstimmen lassen. Der Ethikrat hat sie mehrheitlich bereits in dieser Woche empfohlen.

Die 20 Seiten dieser Empfehlung sind lesenswert. Für und Wider werden klar und verständlich dargelegt, und es gibt wirklich sehr viele gute Argumente, auf beiden Seiten. Dabei wird auch ein interessanter Punkt gegen eine Impflicht angerissen, der gerade sehr aktuell ist: dass nämlich „zukünftig neue antivirale Medikamente gegen Covid-19“ vor einem schweren Verlauf schützen „und damit die Überlastung des Gesundheitswesens vermeiden helfen könnten“.

Eine Pille für zu Hause

Gemeint ist damit wohl vor allem ein Medikament: Paxlovid  des Unternehmens Pfizer. Dieses Medikament war in klinischen Studien zu knapp neunzig Prozent wirksam gegen einen schweren Krankheitsverlauf oder Tod – wenn es innerhalb der ersten fünf Tage nach Auftritt der ersten Symptome eingenommen wurde. Das Konkurrenzprodukt von MSD, das in Großbritannien schon zugelassen worden ist, versagte in der jüngsten Studie und wirkte nur zu dreißig Prozent.

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Paxlovid ist also sehr wahrscheinlich ein gutes Medikament gegen Covid-19. Es ist keine Infusion, die man sich mühsam im Krankenhaus in den Arm laufen lassen muss. Es ist eine Pille, die man sich nach einem positiven Corona-Test vom Arzt verschreiben lassen könnte und dann einfach zu Hause eine Woche lang schluckt.

Die Europäische Arzneimittelbehörde hat das Medikament noch nicht zugelassen, aber sie empfiehlt es offiziell schon, weil die Zeit drängt. Das deutsche Gesundheitsministerium verhandelt bereits mit dem Hersteller. In Amerika bekam die Pille am Mittwoch eine Notfallzulassung. Die Vertreterin der dortigen Behörde sagte: Diese Zulassung bringe „zu einem entscheidenden Zeitpunkt in der Pandemie ein neues Werkzeug, um Covid-19 zu bekämpfen“.

Unter Virologen war die Freude groß, als die ersten klinischen Studien bekannt wurden. Sie wussten, dass das nicht sicher bedeutete, dass das Medikament auch außerhalb der Studie, in der Wirklichkeit, solche guten Ergebnisse liefern werde. Aber der Heidelberger Forscher Ralf Bartenschlager kann sich Folgendes vorstellen: Sollte es in einem Altenheim einen positiven Corona-Fall geben, könne man künftig allen Bewohnern vorbeugend eine Pille anbieten, um sie so vor schweren Infektionen zu schützen. „In solchen Fällen wäre das Medikament schon eine Art Game-Changer“, sagt er.

Das Medikament hat Nachteile 

Würde das nicht tatsächlich einiges ändern in der Debatte über eine allgemeine Impfpflicht? Müsste man nicht sagen: Das ist das mildere Mittel und deshalb das Mittel der Wahl? Wer erkrankt, kann wahrscheinlich geheilt werden. Nicht in der Klinik, sondern gemütlich zu Hause auf dem Sofa. Und wer dann dieses Medikament nicht will, wer auch dagegen noch opponiert, der muss dann eben mit den Folgen leben oder sterben.

Der ehemalige Vorsitzende des Gesundheitsausschusses, der Christdemokrat Erwin Rüddel, kann dem einiges abgewinnen. Er sagt: Wenn das Medikament tatsächlich die Erwartungen erfüllt, dann wäre „das Vorliegen eines solchen Medikamentes in meinen Augen ein Argument gegen eine allgemeine Impfpflicht“. Auch die Grünen-Abgeordnete Paula Piechotta glaubt, dass man noch einmal „ganz neu diskutieren muss“, wenn es eine „sinnvolle medikamentöse Therapie“ gäbe. Die müsse dann allerdings „breit verfügbar, sehr wirksam und nebenwirkungsarm“ sein.

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