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#Die rechte Hoffnung der „Generation Z“

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Die rechte Hoffnung der „Generation Z“

Vor dem Pariser Strafgericht haben sich am Mittwoch junge Leute der „Generation Z“ versammelt. Sie schwenken eine französische Flagge, einer hält ein Plakat in die Höhe. „Zemmour Président!“ steht unter dem Foto des rechtsextremen Publizisten, der Präsidentschaftsambitionen hegt. In Umfragen hat „Z“, wie ihn seine jüngeren Anhänger nennen, Präsidentschaftskandidatin Marine Le Pen bereits überholt. Im Gerichtssaal geht es um eine der Äußerungen Éric Zemmours, die ihn zum Hoffnungsträger einer sich im Zivilisationskrieg wähnenden Wählerschaft katapultiert hat. „Unbegleitete Minderjährige haben nichts bei uns zu suchen, sie sind Diebe, sie sind Mörder, sie sind Vergewaltiger, das ist alles, was sie sind. Wir müssen sie ausweisen“, sagte Zemmour am 29. September 2020 in der Sendung „Face à l’info“.

Die vom Nachrichtensender C’News täglich zur besten Vorabendzeit ausgestrahlte Sendung hat Zemmour berühmt gemacht. Aber die Tirade gegen minderjährige Mi­granten ging zwei Dutzend Vereinen, darunter SOS Rassismus und die Liga für Menschenrechte, zu weit. Sie erstatteten Anzeige wegen Aufruf zum Rassenhass und rassistischer Beleidigung. Der Rundfunk- und Fernsehrat CSA sanktionierte den „Aufruf zu Hass und Gewalt“ bereits im März; der Sender C’News musste eine Geldbuße von 200.000 Euro zahlen.

Zweimal wurde Zemmour in der Vergangenheit bereits wegen Anstachelung zum Hass strafrechtlich verurteilt. Es hat nicht dazu geführt, dass er sich mäßigt. In seinem jüngsten Buch „Frankreich hat nicht das letzte Wort gesprochen“ macht er sich regelrecht lustig über den Versuch, ihn per Gerichtsurteil zu bändigen. „Im Laufe der Jahre haben öffentliche Organe an der Seite der Richter die Mission übernommen, die Geisteshaltung zu kontrollieren“, schreibt er. Er mokiert sich über Justizminister Eric Dupont-Moretti, der ihn als „Überlauf des Hasses“ bezeichnete und ihm vorhielt, „einen Bürgerkrieg“ heraufzubeschwören. Zemmour deutet an, dass er sich durch die Ereignisse bestätigt fühlt: Zwei Wochen nach seiner „politisch inkorrekten“ Äußerung über unbegleitete minderjährige Migranten habe ein junger Tschetschene den Lehrer Samuel Paty mit einem Messer enthauptet.

Einen Wahlkampfstab gibt es schon

Im Gerichtssaal hat der 63 Jahre alte Publizist sich am Mittwoch durch seine Anwälte vertreten lassen. Er ließ mitteilen, er sehe in dem Prozess „nur ein weiteres Einschüchterungsmanöver seiner politischen Gegner“. Zemmour kämpft bereits an einer anderen Front: Er will Polen zur Seite stehen, das Europa vor vorgeblich „Allahu Akbar“ schreienden Migranten schütze. „Indem es sich schützt, erteilt Polen ganz Europa eine Lektion“, äußerte Zemmour. Er verbreitete ohne Quellenangabe eine Videoaufzeichnung, die an der Grenze zwischen Polen und Belarus aufgenommen worden sein soll. Die Aufnahmen sollen offensichtlich Ängste wecken: Aus der Dunkelheit stürmen düstere Gestalten auf Stacheldrahtzäune zu, versuchen Leitern zu befestigen und werden durch Grenzposten in Uniform zurückgedrängt. Die Tonqualität ist so schlecht, dass man nur mit viel Fantasie „Allahu Akbar“ vernehmen kann.

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Aber Zemmour geht es gar nicht um Fakten, ihm ist jeder Anlass recht, Sorgen vor Überfremdung und einer islamischen Invasion in Europa anzufachen. Der Regierung unter Präsident Macron wirft er vor, „die Stacheldrahtzäune mehr als die Dschihadisten zu fürchten“. Sein Thema ist der Untergang des Abendlandes, das sich willenlos im Namen humanistischer Ideale dem Islam ausliefere. Seine Ideen schöpft er bei Oswald Spengler und bei Maurice Barrès. Am meisten prägt ihn der in Deutschland wenig bekannte Roman „Die Entwurzelten“ (1897) über sieben „entwurzelte“ Lothringer in Paris, die am Grab Napoleons oder beim Begräbnis des Schriftstellers Victor Hugo die Bedeutung nationaler Rückbesinnung erfassen. Zemmour tritt mit dem Ziel einer nationalen Wiedererweckung an.

Vermutlich Anfang Dezember, pünktlich zur Kandidatenkür bei den Republikanern (LR), will er seine Präsidentschaftskandidatur erklären. In den zurückliegenden Wochen hat er seinen künftigen Wahlkampfstab gebildet. Leiterin soll die 28 Jahre alte, derzeit beurlaubte Spitzenbeamtin Sarah Knafo vom Rechnungshof (Cour de Comptes) sein, die Zemmour nicht nur politisch zugewandt ist. Ein Hauptquartier in Paris ist bereits angemietet, es gibt einen Finanzchef und Delegierte, die in der Provinz Mandatsträger umwerben.

Zemmour braucht wie alle französischen Präsidentschaftskandidaten 500 Unterschriften von Paten genannten Bürgermeistern und anderen Regionalpolitikern. Marine Le Pen fällt es genauso schwer, den Siegeszug Zemmours zu kontern, wie dem Vorsitzenden des Dachverbandes der jüdischen Organisationen CRIF, Francis Kalifat. Kalifat stammt wie Zemmours Vorfahren aus Algerien, ihn empört es besonders, wie der Publizist aus den berechtigten Ängsten vor antisemitischen Übergriffen politisches Kapital schlägt. Kalifat hat Zemmour als „nützlichen Juden“ bezeichnet, der sich in einen unwürdigen Kampf der Kulturen einspannen lasse.

In dem bretonischen Milliardär Vincent Bolloré hat der „Noch-nicht-Präsidentschaftskandidat“ einen gewichtigen Verbündeten gefunden. Bolloré hat sich ein Medienimperium aufgebaut, zu dem neben den TV-Sendern C’News und Canal Plus Printprodukte wie Paris Match und Journal du Dimanche sowie der Radiosender Europe 1 zählen. Im Elysée-Palast wird bereits von „EZB“ gesprochen, womit nicht die Europäische Zentralbank, sondern „Eric Zemmour Bolloré“ gemeint ist. Frankreich erlebt den groß angelegten Versuch eines Medienmoguls, demokratische Wahlen zu beeinflussen. „Donald Trump ist von Reality Shows in das Weiße Haus gelangt, aber er war Kandidat der Republikaner, während Zemmour einzig der Kandidat eines Medienunternehmens ist“, analysierte der frühere französische Präsident François Hollande.

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