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#Die Romantik der Kannibalen

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„Die Romantik der Kannibalen“

Die Pubertät ist die Zeit des Körperhorrors, diese Erkenntnis verarbeiten Genrefilme schon länger, aber selten schöner als in Luca Guadagninos „Bones & All“. Der italienische Regisseur hatte bereits 2018 das Genre ausprobiert, als er Dario Argentos Hexen-Klassiker „Suspiria“ neu interpretierte. Auch dieser Film lief im Wettbewerb um den Goldenen Löwen in Venedig, nun ist Guadagnino also nach vier Jahren mit einer thematischen Wiederaufnahme zurück am Lido.

Die Geschichte von „Bones & All“ basiert auf dem gleichnamigen Jugendroman der Amerikanerin Camille DeAngelis und folgt der jungen Maren auf der Suche nach ihrer Mutter. Ihr Vater hat sie alleingelassen, als sie volljährig wurde, denn mit zunehmendem Alter wuchs auch Marens Appetit auf Menschenfleisch. Das mag zunächst nach Splatterfilm klingen, und natürlich fehlt es auch an einschlägigen Elementen nicht, doch Guadagnino geht sie klüger an als der Genredurchschnitt. Er steigert den Grusel sogar noch, indem man in einer Szene nur das Schmatzen und Kauen der „Esser“ hört, während die Kamera alte Fotos und Souvenirs im Haus des Opfers einfängt.

Der Horror ist nur ein Mittel, um von der Suche nach der eigenen Identität zu erzählen. Guadagnino macht daraus einen Roadtrip durch den mittleren Westen der Vereinigten Staaten in den Achtzigerjahren. Die junge Kanadierin Taylor Russell schafft es dabei, die Figur der Maren so zu gestalten, dass man für sie schnell die gleichen Sympathien hegt wie für die Vampire, die sonst gern in Jugendfilmen die Schwierigkeiten zwischen Verlangen, Lust und den Konsequenzen allzu freimütiger Körperlichkeit verhandeln. Ihre Maren ist klug und liest von J. R. R. Tolkien bis James Joyce alles, was ihr bei den Fahrten mit dem Greyhoundbus von Ohio durch Indiana bis Kentucky in die Hände fällt. Und sie ist vorsichtig genug, den wenigsten Menschen zu vertrauen. Als sie den herumstreunenden Lee (Timo­thée Chalamet) kennenlernt, beginnt die Mauer, die sie um sich gebaut hat, langsam zu bröckeln.

Guadagnino inszeniert das junge Paar beim Tasten nach Intimität in je­nem sanften Licht, das er bereits über die Liebesszenen in „Call Me By Your Name“ legte, dem Film, der für Chalamet den internationalen Durchbruch brachte. Auch in „Bones & All“ findet der Regisseur Romantik an den un­möglichsten Orten. Ausgerechnet auf dem Lichtgitterrost über einer Schlachtanlage verflechten sich die Finger von Russell und Chalamet, während unten Kühe friedlich in die Nacht atmen.

Der Regisseur überlässt seinen jungen Stars dabei in weiten Teilen die Bühne. Mark Rylance, Michael Stuhlbarg und Chloë Sevigny brillieren in kurzen Nebenauftritten. Die Handlung aber tragen Chalamet und Russell überzeugend in jeder Minute.

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